Viktualienmarkt kein Schandfleck

18.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:49 Uhr
Besser als sein Ruf? Am Viktualienmarkt scheiden sich die Geister. −Foto: Hauser/Archiv

Zum Artikel "Dutzende Museen mitten in der Stadt" (DK vom 5./6.Januar)Das Zitat von Matthias Schickel vom Historischen Verein "der Viktualienmarkt ist ein Schandfleck der Stadtgeschichte" kann ich als Stammgast und Beobachter der Szene nicht akzeptieren.

Es stellt eine Beleidigung aller unbescholtenen Gäste dar, die dort einen Teil ihrer Freizeit verbringen. Es stempelt den Viktualienmarkt als hauptsächlichen Treffpunkt sozialer Randgruppen und Alkoholiker ab, was nicht der Wahrheit entspricht.

Tatsächlich findet man am Viktualienmarkt Vertreter aller Berufsgruppen - vom Arzt bis zum Handwerker. Liebevoll nennen sie ihn ihren "Viktus" und besuchen ihn regelmäßig. Wie in allen Großstädten, treffen sich dort auch Menschen aus dem sozial schwachen Milieu. Ein mittlerweile verschwindend geringer Anteil dieser Mitbürger, die meist keiner Beschäftigung nachgehen können oder wollen, trinken zu viel und fängt aus Frust und Langeweile zu randalieren oder zu raufen an. Diese schaden dem Ansehen des Viktus leider etwas.

Auch die Behauptung Herrn Schickels, auf dem Viktualienmarkt werde "das historische Bewusstsein unter den Tisch gesoffen" ist eine Beleidigung der normalen Marktbesucher. Für die Lage des Viktualienmarkts können die Besucher nichts. Der Markt, wie und wo er sich jetzt befindet, wurde vom Stadtrat so kreiert und platziert. Er ist meiner Meinung nach dort auch am richtigen Platz. Ich denke, das wird auch Herr Schickel in naher Zeit nicht ändern können.

Dass dort keine Viktualien verkauft werden oder der Verkauf solcher einmal geplant war, ergibt sich auf Grund der Enge dieses Platzes von selbst. Dies dürfte jedoch kein Problem darstellen, da direkt daneben zweimal wöchentlich der Wochenmarkt stattfindet. Dort werden Viktualien angeboten. Die Behauptung Herrn Schickels ist eine Frechheit. Die so Angesprochenen verbringen dort einen Teil ihrer Freizeit bei gutem und günstigem Essen, einem Bier oder einem anderem Getränk und einem netten Ratsch. Sie werden durch diese Aussage übel beleidigt!

Und zum Thema "Einsatzschwerpunkt der Polizei am Viktus" ist zu sagen, dass Herr Schickel offenbar nicht auf dem neuesten Stand ist. Im Polizeibericht wird der Viktualienmarkt seit langer Zeit nicht öfter negativ erwähnt als andere Teile der Stadt. Wenn die Polizei dort einen Einsatz hat, ist dieser meist nicht wegen Raufereien oder Unter-den-Tisch-Säufern notwendig. Hier geht es, so glaube ich, um etwas anderes und spielt sich meist an der Schutterstraße und nicht auf dem Viktualienmarkt ab. Ich bin der Überzeugung, die Polizei wird auch dies in den Griff bekommen.

Interessant zu wissen wäre, woher Herr Schickel seine Behauptungen nimmt. Auf dem Viktualienmarkt kennt man ihn nicht.
Werner Straubinger,
Ingolstadt