"Empört euch - engagiert euch"

07.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:54 Uhr

Zu "Schüler streiken für die Umwelt" (DK vom 20. Dezember), worin es um eine von den Schulleitungen nicht genehmigte Demonstration ging:Na endlich, da ist sie ja - die Jugend, die nicht ausschließlich als streamende Konsumenten existiert und nicht nur das Ergebnis der Berechnungen von Algorithmen sein möchte.

Die Politik veranlasst eindeutig und bewusst zu wenig für eine sichere Zukunft - eure Zukunft, eure Welt, in der ihr leben müsst. Um es mit den Worten von Stephane Hessel zu sagen : "Empört euch - engagiert euch! "
Christa Spies, Baar-Ebenhausen

Zum selben Thema:


1849 erschien erstmals der Essay des Amerikaners Henry David Thoreau, später unter dem Titel "On the duty of Civil Disobedience", übersetzt "Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat. " Der Essay war in den 70er-Jahren einst die Bibel der studierenden Jugend. Es war Thoreaus Reaktion auf die amerikanische Sklaven- und Eroberungspolitik. Als Humanist steht Thoreau in einer langen Tradition: Aus der Antike, wenn sich Prometheus nicht dem Göttervater Zeus unterwirft und den Menschen verbotenerweise das Feuer bringt, oder Antigone, die sich dem Gebot des Königs Kreon widersetzt und gegen dessen Willen ihren Bruder bestattet. Thoreau fordert dazu auf, sich den positiven Gesetzen des Staates nur dann zu beugen, wenn sie mit den persönlichen moralischen Überzeugungen übereinstimmen. Nichts anders sagt im übrigen die christliche Morallehre.

Nun sind Schüler unerlaubt dem Unterricht ferngeblieben und haben nach Ansicht eines Schulleiters "wertvolle Unterrichtszeit (die notabene oft genug ausfällt) durch diese Demonstration versäumt", haben Schule geschwänzt, haben gegen das Schulrecht verstoßen und einen Verweis riskiert. Ist dies tatsächlich verwerflich? Ist es verwerflich, wenn in einer natur- und menschheitsgeschichtlich einmaligen Situation, an einem Kipppunkt der Erdgeschichte, Schüler auch gegen die Generation der Väter und Großväter demonstrieren? Gegen die "Altvorderen", die mit ihrem maßlosen Fortschrittsglauben und Konsumismus drauf und dran sind, den Globus zugrunde zu richten? Ist es verwerflich, wenn Schüler gegen den Positivismus der Gegenwart aufbegehren? Ist es verwerflich, wenn engagierte junge Menschen um ihrer eigenen Zukunft und um der Zukunft unzähliger nachfolgender Generationen willen auf die Straße gehen und zum Umdenken auffordern?

Nein: Es ist großartig und gibt Hoffnung. Ein Gespräch über Bäume ist (in Anlehnung an Bert Brecht) schließlich kein Verbrechen. Chapeau!
Klaus Wittmann, Ingolstadt

Zum selben Thema:


Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind wichtige Aufgaben, derer wir uns in der heutigen Zeit annehmen müssen. Auch dass man auf diese Themen aufmerksam macht, ist wichtig. Es ist wirklich lobenswert, dass sich die Schüler und Schülerinnen der Entscheidung der Schule widersetzt haben, um ihre Stimme zu erheben. Aber was kommt danach? Die gewollte mediale Aufmerksamkeit haben sie erhalten, vielleicht haben sie auch einige Politiker zum Nachdenken angeregt und etwas bewegt. Dennoch landen die Plakate und Pfeifen meistens im Müll, was nicht sehr nachhaltig ist.

Papierrecycling ist sehr energieintensiv, das sollte man sich als Demonstrant immer vor Augen halten. Auch die Pfeifen, welche meist aus Plastik sind, werden entsorgt. Man sollte, wenn man für Umweltschutz und Nachhaltigkeit demonstriert, auch auf Nachhaltigkeit bei der Demonstration selbst achten. Dennoch bewundere ich den Mut der Schüler, solch eine Aktion, trotz angedrohter Sanktionen von schulischer Seite, auf die Beine zu stellen.

Jacob Friedl, Langenmosen