Final-Play-offs der Frauen
Lange Leidenzeit: ERC-Stürmerin Celina Haider ist zurück – und trotz 0:2 gegen Memmingen optimistisch

21.03.2024 | Stand 21.03.2024, 14:55 Uhr
Martin Wimösterer

Hat eine 147 Tage währende Verletzungspause hinter sich: Celina Haider ist erst zu den Play-off-Spielen ins Team des ERC Ingolstadt zurückgekehrt. Foto: Traub

„Es ist noch nichts verloren“, sagt Celina Haider zum Finale der Frauen-Bundesliga DFEL. 0:2 liegt sie mit dem ERC Ingolstadt nach dem ersten Wochenende gegen die ECDC Memmingen Indians in Rückstand, die Ingolstädterinnen haben somit drei Matchbälle gegen sich. „Unser Start ist nicht so gelungen“, sagt Stürmerin Haider, „sie haben uns zweimal geschlagen, aber das können wir auch.“ Zur Erinnerung: Ingolstadt hat drei von vier Hauptrundenduellen gewonnen.

Haider hat, unabhängig vom Ausgang des dritten Spiels der Serie am Samstag (16.15 Uhr) in der Saturn-Arena, ihre eigene Meisterschaft in dieser Saison ohnehin schon gewonnen. Sie ist im Finale dabei, nicht als Zuschauerin, sondern auf dem Eis. Sie hat ihre 147 Tage währende Leidenszeit rechtzeitig beendet und schon im Halbfinale gegen die Eisbären Juniors Berlin ihr Comeback gegeben.

Die 23-Jährige hatte sich im ersten Spiel der Hauptrunde schwer am Innenband verletzt. „Das hat sich gezogen“, sagt sie über den Heilungsprozess. Ihr blieb darum lange Zeit nur der Platz auf der Tribüne. Die Zuschauerrolle. Schwer für eine Sportlerin, die die Bewegung gewöhnt ist, zumal eine, die allwöchentlich im Ein-Minuten-Takt ihre enorme Energie im Wettkampf auf dem Eis entlädt.
„Das Zuschauen ist mit der Zeit echt unangenehm geworden“, erzählt Haider. „Ich wollte fast gar nicht mehr zu den Spielen gehen.“ Doch Haider war dann doch fast immer an Seite der Kameradinnen, auch auf den Auswärtsfahrten.

„Sie ist Vize-Kapitänin und gehört zum Führungszirkel“, hebt Trainer Christian Sohlmann hervor. Die Stürmerin, beim ESC Dorfen groß geworden, identifiziert sich mit ihrer Mannschaft.

Haider durchlief in der zuende gehenden Woche ihre letzten Reha-Behandlungen. Ein Zeichen, dass sie die Verletzung endgültig hinter sich gelassen hat. Zumindest körperlich. „Die Schmerzen sind weitgehend weg. Ich würde eher sagen, dass da noch eine Blockade im Kopf da ist“, ist Haider ehrlich. „Ich habe keine Angst, wie gewohnt zu spielen, aber im Unterbewusstsein ist vielleicht doch noch der Gedanke ans Knie da.“

„Spielpraxis würde da sicherlich helfen, aber der Einstieg mitten in den Play-offs ist natürlich undankbar“, sagt Trainer Sohlmann. Die Intensität ist höher, die Gegnerinnen sind in Schwung und nehmen keine Rücksicht auf eine Rückkehrerin. „Ich hatte es mir leichter vorgestellt“, sagt Haider, bekannt für rasanten Drang aufs gegnerische Tor und ihr Spiel in den Zonen, in denen die Verteidigerinnen Schmerzen bereiten. „Zwei, drei Spiele gegen weniger aggressive Gegner hätten Celina als Einstieg gutgetan“, vermutet Sohlmann. Es gehe weniger um die körperliche Fitness, „aber die Handlungs- und Entscheidungsschnelligkeit, die kriegst du nur in Spielen. Sie hatte fast ein Jahr kein Spiel mehr auf diesem Niveau, in manchen Situationen fehlt ihr da natürlich da die Routine.“

Zumal die Nationalspielerin wegen ihrer Klasse gleich gegen die Scoring-Reihe Memmingens aufgestellt ist – ein hartes Brot. Sohlmann meint anerkennend: „Insgesamt macht Celina ihre Sache schon ganz ordentlich. Sie ist eine junge Spielerin, die aber schon ordentlich Erfahrung gesammelt hat und weiß, wie man spielt.“ Und die nun die erste schwere Verletzung ihrer Karriere überstanden hat – was ja auch eine Erfahrung ist, die die meisten Eishockey-Stars mal machen müssen. Sie hat die Zeit überstanden.

Es soll aber nicht bei ihrem persönlichen Meistertitel bleiben. „Jede Mannschaft hat in den ersten beiden Finalspielen so ihre Drittel gehabt, in denen sie das Zepter in der Hand hatte“, sagt Haider. „Leider haben wir nicht gewonnen. Man muss aber auch sagen: Memmingen hat sich brutal gut auf uns eingestellt.“ Jetzt, kündigt die 23-Jährige an, suche man die Antwort darauf. „Ich bin guter Dinge, dass wir das hinbekommen und am Samstag gewinnen.“

Die Panther arbeiteten unter der Woche auch noch am Feinschliff im Über- und Unterzahlspiel – ein kleiner Faktor in der bisherigen Serie. Dass es besser laufen wird als bisher, dazu soll auch Josephine Chisholm beitragen. Die kanadische Verteidigerin, die auch dem Spielaufbau Impulse geben kann, steht vor ihrem Comeback. „Wir hoffen, dass sie wieder eingreifen kann“, bestätigt Sohlmann. „Sie könnte eine wichtige Rolle spielen.“

Im Team denkt noch keiner an den Sommerurlaub respektive die Weltmeisterschaft (3. - 14. April), beteuert Sohlmann. „Die Ausgangslage hat sich nicht geändert: Wir brauchen drei Siege zum Titel. Wir dürfen nun eben nicht mehr verlieren. Wir wollen am Samstag beweisen, dass wir ergebnistechnisch besser sind, als bisher in der Serie gezeigt. Wir hatten am Sonntag schon gute Ansätze – wenn wir die über 60 Minuten umsetzen und geschlossen als Team auftreten, bin ich sicher, dass wir in der Serie noch mal zurückkommen werden.“ Das vierte Duell ist übrigens für Sonntag, 15 Uhr, in Memmingen angesetzt.

DK