Sieg des Lebens über den Tod
„Kunst am Ei“: Ausstellung im Kloster Gnadenthal ist noch an zwei Tagen zu sehen

09.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:53 Uhr

Überaus vielfältig sind die Motive der Ausstellung „Kunst am Ei“, die noch zweimal im Kloster Gnadenthal zu sehen ist. Fotos: Rudi Schmidt

Von Bernhard Pehl

Ingolstadt – Ostern und Eier – beides ist untrennbar miteinander verbunden. In vielen Familien ist es heute noch Brauch, vor dem Fest zur Auferstehung Jesu die Schalen zu färben oder zu bemalen. Im Kloster Gnadenthal sind am Ostermontag sowie am Sonntag darauf zahlreiche künstlerisch gestaltete Exemplare zu bewundern.

Dabei ist das Dekorieren der Schalen weitaus älter als die christliche Tradition und aus vielen Kulturen bekannt. Im Christentum hat das Ei eine ganz eigene Bedeutung, es ist eines der Symbole für die Auferstehung Jesu Christi. Im 12. Jahrhundert hat die katholische Kirche die Segnung von Eiern oder Osterspeisen eingeführt. Das Färben von Eiern zu Ostern ist ein Brauch, der nicht nur in Mitteleuropa, sondern auch in Armenien, Russland und im Mittelmeerraum bekannt ist. In Deutschland werden solche Eier erstmals im frühen 13. Jahrhundert erwähnt, Anfang des 17. Jahrhunderts dann auch beschriftete, bemalte und geätzte Exemplare.

Auch im Volksbrauchtum hat das Osterei Einzug gehalten. Seit einigen Jahrhunderten werden sie für die Kinder gerne versteckt, und bisweilen dienten sie dazu, die Gefühle zweier Verliebter zum Ausdruck zu bringen. Die Eier wurden dafür nicht nur verziert, wie das Ingolstädter Volksblatt in seiner Ausgabe vom 19. April 1930 schreibt, sondern auch mit (mehr oder weniger gelungenen) Sinnsprüchen versehen. „Dies Ei zerbricht, meine Liebe nicht“ ist ein Beispiel, das die Zeitung nannte, oder auch: „Ich wünsch mein Mädel frank und frei, mich dir dich mir zum Osterei.“

Soweit gehen die Schwestern im Kloster Gnadenthal freilich nicht. Doch die Ausstellung „Kunst am Ei“ ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Dafür hat die Initiatorin, Schwester Edith Heubl, eine beeindruckende Vielfalt an bemalten oder gestalteten Eiern verschiedener Größen zusammengestellt, wie beispielsweise perforierte, bestickte oder bedruckte Eier. Neben der Ausstellung werden Besucherinnen und Besucher auch an der Heiligen Stiege im Kloster und an der restaurierten Pieta vorbeigeführt.

Die Eier stehen freilich im Mittelpunkt der Führungen am 10. und 16. April. Sie stammen aus dem Nachlass einer Sammlerin und waren anfangs ein ziemliches Durcheinander, wie die Oberin in einem Interview erzählte. Die weit über 300 Eier, die jedoch bei weitem nicht alle in der Ausstellung gezeigt werden, sind größtenteils aus der Region, einzelne Exemplare aber auch aus Frankreich und der Schweiz. Bereits bei der Sichtung der Stücke sei ihr klar geworden, dass die Sammlung gezeigt werden muss.

Ein erster Anlauf in Mörnsheim scheiterte wegen Corona. Jetzt, in Ingolstadt, wird dafür eine erweiterte Auswahl präsentiert. Neben den bestickten und bedruckten Eiern darf sich der Besucher auf Stücke mit Porträts oder herausgeätzten Figuren freuen. Zu den besonderen Exemplaren zählt beispielsweise ein geöffnetes Straußenei mit Zinnfiguren im Inneren oder ein Kurbelei. Bereits in der Biedermeierzeit erfanden verliebte Paare diese Möglichkeit, Botschaften zu verschicken. Die Kurbeleier verfügen über ein Spruchband, das man mit einer Kurbel heraus- und wieder hineindrehen kann.

„Kunst am Ei“ im Gnadenthal-Kloster wird noch am Ostermontag sowie am Sonntag, 16. April, gezeigt. Die Führungen werden jeweils in der Zeit von 14 bis 17 Uhr angeboten.

DK