Ingolstadt unterliegt
Kommentar zum Viertelfinal-Aus des ERC: Fans zeigten Herz, Profis nicht immer

25.03.2024 | Stand 26.03.2024, 21:49 Uhr

Raus mit Applaus: Die Spieler des ERC Ingolstadt verabschieden sich nach der entscheidenden 1:3-Niederlage gegen Bremerhaven von ihren Fans. Foto: Traub

Was von der Saison 2023/24 des ERC Ingolstadt übrigbleibt? Ein paar tolle Auftritte in der Champions Hockey League, grandiose Unterstützung der Fans von Salzburg über Växjö bis Mannheim, eine sensationelle Choreografie zum 60. Klubgeburtstag in der Saturn-Arena, Daniel Piettas 1000. DEL-Spiel – doch sportlich eher Enttäuschung.



Das Herz, das die Panther-Anhänger in beeindruckender Zahl für ihren Klub gezeigt haben, ließen einige Profis über weite Strecken der Spielzeit vermissen.

Qualitätsmängel und Einstellungsproblem

Dass der ERC in den Pre-Play-offs nach vermasseltem Auftakt Kampfgeist bewiesen und sein Saisonziel Viertelfinale doch noch erreicht hat, verdient Anerkennung – darf jedoch bei der Analyse sowohl die Qualitätsmängel im Kader als auch das Einstellungsproblem in der Hauptrunde nicht übertünchen. 1,4 Punkte pro Spiel sind der drittschlechteste Wert in der Ingolstädter DEL-Geschichte und der schwächste seit 15 Jahren.

Nur die Iserlohn Roosters waren vor dem gegnerischen Tor noch harmloser als der noch amtierende deutsche Vizemeister. Sportdirektor Tim Regan sind zweifellos Fehler bei der Kaderplanung und -zusammenstellung unterlaufen. Fast alle Neuzugänge floppten – auch diejenigen, die ihr gehobenes DEL-Niveau schon unter Beweis gestellt haben.

Regan und French haben Fehler gemacht

Das Trainerteam um Mark French, der letztjährige DEL-Coach des Jahres, beanspruchte die Top-Spieler zu sehr und fand für andere nie eine passende Rolle. Zu viele Profis ließen sich von den guten Pass- sowie Puckbesitzquoten blenden, das Powerplay war ideen- und kraftlos, die Abschlussschwäche legendär.

Es gab zu viel Alibi-Eishockey und zu viele Träumereien von einem erneuten Finale, aber zu wenig Realitätssinn, Leidens- und Widerstandsfähigkeit. Andere Teams – namentlich etwa Schwenningen, Nürnberg oder Viertelfinalgegner und Hauptrundensieger Bremerhaven – schafften es deutlich besser, stets als unangenehme Gegner mit Leidenschaft, Einsatz und vor allem als echte Einheit aufzutreten.

ERC verfügt über gute Grundsubstanz

Das Beispiel Bremerhaven zeigt darüber hinaus, dass Kontinuität eine Grundvoraussetzung für den Erfolg ist. Daher – und aufgrund der fantastischen Saison 2022/23 – haben Regan und French eine neue Chance verdient.

Es muss und wird einen Umbruch geben, doch mit dem (überwiegend jungen) deutschen Kern um Kapitän Fabio Wagner, Leon Hüttl, Daniel Pietta, Philipp Krauß und Wojciech Stachowiak verfügt der ERC über eine gute Grundsubstanz – wenn die Verantwortlichen die richtigen Schlüsse ziehen und die Saison ehrlich aufarbeiten.