Krise in der Kfz-Branche
Kfz-Meister Walter Kolbeck über Energiekosten, fehlende Azubis und Lieferengpässe

20.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:43 Uhr

Chef im Familienunternehmen zu sein ist in der Krise kein Zuckerschlecken: Walter Kolbeck junior (l.) hat das Autohaus mit Werkstatt in Mailing vor fast zehn Jahren von seinem Vater übernommen. Foto: Brandl

Sinkende Nachfrage, Lieferengpässe, Inflation – auch Unternehmen in Ingolstadt sehen sich Herausforderungen gegenüber, die vor der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine so nicht abzusehen waren. Zwar entwickelte sich die Geschäftslage in den vergangenen Monaten für viele Handwerksbetriebe nicht so dramatisch nach unten, wie befürchtet. Doch der Druck bleibt. Etwa bei den Kosten für Material, Strom und Gas. Laut einer Umfrage der Deutschen Handwerks Zeitung im November 2022 verbuchten 83 Prozent der Handwerksfirmen höhere Energiekosten seit Jahresbeginn. Davon blieb rund ein Drittel komplett auf den Mehrkosten sitzen. 70 Prozent konnten sie teilweise an die Kunden weitergeben.

4500 Abschlag für Gas und Strom monatlich

„Es ist schwierig“, sagt Kfz-Meister Walter Kolbeck junior, Geschäftsführer im Autohaus Kolbeck, zu dem eine Kfz-Werkstatt gehört. Der Energieeinsatz im Unternehmen sei massiv. „Diesen Winter mussten wir aber wenig heizen, weil es nicht so kalt war, erklärt er. 4500 Euro Abschlag für Gas und Strom seien jetzt monatlich fällig – eine deutlich Steigerung im Vergleich zum Vorjahr, so Kolbeck. Er ergänzt: „Wir schauen ständig, wo gespart werden kann.“ Dabei achtet der Betrieb inzwischen auch auf vermeintlich kleine Posten bei den Ausgaben. Rechnungen und Briefe würden zunehmend digital verschickt. „Weil auch das Porto immer teurer wird“, begründet das seine Frau Stefanie Kolbeck. Vergangenes Jahr hat das Autohaus außerdem in den Zubau an der Photovoltaikanlage investiert.

Geduld ist zurzeit bei der Lieferung bestimmter Ersatzteile gefragt. Verschleißteile habe man zwar auf Lager. „Wir warten jetzt aber seit knapp einen Monat auf eine Heckklappe, die nicht lieferbar ist“, sagt Walter Kolbeck. Nicht lieferbare Rückleuchten seien ein anderes Beispiel. „Und da reden wir von aktuellen Modellen“, ergänzt er. Er fragt sich, was das alles mit dem Krieg zu tun hat. „Das steht in keinem Verhältnis“, findet er. Es sind die Momente, in denen er sich auch mehr Unterstützung von der Politik für kleine und mittlere Unternehmen wünscht. Vielleicht Förderprogramme, Steuerentlastungen oder Bürokratieabbau. Hauptsache, es werde schnell besser. „Wir sollen die Welt retten, aber bekommen nichts dafür“, wundert er sich.

Kolbecks würden heute kein Unternehmen mehr gründen

Was einen da noch motiviert? „Ich hänge an dem Ganzen und freue mich, dass meine Eltern das geschaffen haben“, antwortet er. Müssten die Kolbecks ihr Unternehmen heute erst gründen, würden sie davon wahrscheinlich die Finger lassen. „Es wäre ein zu unentspanntes Leben“, sagt Stefanie Kolbeck. Vieles, was vor der Krise planbar gewesen sei, sei es jetzt nicht mehr. Das Verhältnis zwischen Einkauf und Abfluss etwa, so das Unternehmerehepaar. Hier mache sich die momentane Kaufzurückhaltung bemerkbar. Auch nicht dringend erforderliche Reparaturen würden die Leute jetzt eher aufschieben. Hinzu komme das Winterloch, so Walter Kolbeck. Unterstützung vermisst Stefanie Kolbeck, die als Fachkraft im Betrieb arbeitet, auch bei der Weiterbildung. Sie würde an der VHS gerne einen Steuerkurs belegen. Das könne sie aber nicht, weil – anders als bei Deutschkursen – keine Kinderbetreuung für Mütter angeboten werde.

Personalsuche über Soziale Netzwerke

Ein anderes Problem sei der Bewerberschwund auf Ausbildungsplätze. Die Firma sucht Azubis für Verkauf, Lager und Werkstatt. „Doch auf Handwerk hat keiner mehr so richtig Bock“, so der Kfz-Meister, der auch in einem Prüfungsausschuss der Kfz-Innung sitzt. Dringend benötigtes Personal wie für die Autopflege gewinne man vereinzelt über Kontakte im Bekanntenkreis, erzählen die Kolbecks. In einem Fall über eine migrierte Familie – eine Spielplatzbekanntschaft. Doch seien fehlende Sprachkenntnisse hierbei oft eine Hürde. Sein Glück bei der Suche nach Personal möchte Kolbeck deshalb jetzt über die Sozialen Netzwerke versuchen. Denn mittelfristig wird er es benötigen, wenn Beschäftigte in Rente gehen. „Da musst du neue Leute ansprechen“, sagt er.

SERIE

Wie geht es kleinen und mittleren Betrieben in Zeiten der Krise und des Wandels? Dieser Frage geht der DONAUKURIER in den kommenden Wochen nach. Unternehmerinnen und Unternehmer aus verschiedenen Branchen schildern, welche Sorgen sie haben und wie sie mit Herausforderungen wie Energiekrise, steigenden Preisen und Fachkräftemangel umgehen.