Scharpf: „Bitter, aber zu akzeptieren“
Keine Schule, keine Kammerspiele: Bürgerentscheide lehnen beide Vorhaben klar ab

24.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:47 Uhr

Enttäuschung im Rathaus: Oberbürgermeister Christian Scharpf (Mitte stehend) musste zur Kenntnis nehmen, dass sowohl der Bau der Kammerspielen als auch die Errichtung einer Schule im Grünring per Bürgerentscheid abgelehnt wurde. Das hatten auch Stadtbaurätin Ulrike Wittmann-Brand (von links), Alfred Grob, Veronika Hagn ( beide CSU), Kulturreferent Gabriel Engert und Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll erst einmal zu verdauen. Foto: Hauser

Tag der Entscheidung in Ingolstadt: Sowohl der Bau der Kammerspiele als auch die Errichtung einer Schule im Grünring ist am Sonntag per Bürgerentscheid abgelehnt worden.



Der grüne Balken auf der rechten Seite der Anzeige wurde immer länger – und parallel dazu geschah das gleiche mit den Gesichtern der meisten anwesenden Stadträtinnen und Stadträte. Relativ früh zeichnete sich ab: Der Bürgerentscheid zu den vom Stadtrat beschlossenen Kammerspielen an der Schutterstraße wird ein klares Votum gegen den Standort bringen.

Scharpf zeigt sich enttäuscht

Am Ende zeigten die Balken der Anzeige 60,2 Prozent (15.316 Stimmen), die gegen den Bau der Kammerspiele votierten, und 39,2 Prozent (10.147), die dafür stimmten. Auch bei der Abstimmung zur Mittelschule am Augraben erhielt der Beschluss des Stadtrates keine Mehrheit. Die Ergebnisse im Einzelnen: Beim Ratsbegehren stimmten 50,4 Prozent gegen den Schulstandort, beim Bürgerbegehren 58,4 Prozent und bei der Stichfrage sprachen sich 54,5 Prozent gegen die Mittelschule am Augraben aus. Die Wahlbeteiligung lag bei 25,6 Prozent.

Oberbürgermeister Christian Scharpf gab sich angesichts des Ergebnisses enttäuscht. „Das Ergebnis ist bitter, aber zu akzeptieren. So sind unsere demokratischen Spielregeln.“ Vor allem mit den Kammerspielen habe sich der Stadtrat über Jahre mit allen Facetten beschäftigt, viele Sachfragen abgewogen. Bei einem Bürgerentscheid spielten dagegen auch Stimmungen eine Rolle. „Ich habe den Eindruck, dass man in der heutigen Zeit mit Fakten offenbar nur schwerlich durchdringt.“ Er fürchte außerdem, dass sich nicht alle der Tragweite der Entscheidung bewusst waren.

Konsequenzen sind für Scharpf klar

Die Konsequenzen sind für Scharpf klar: Der Bau der dringend nötigen Mittelschule werde sich um Jahre verzögern. „Wir werden eine ganze Generation Schülerinnen und Schüler in Containern unterrichten müssen. Vielleicht noch mehr. Das kostet Unsummen. So viel wie eine neue Schule.“ Für das Stadttheater bedeutet das Votum, dass sich die dringend nötige Sanierung weiter verzögert. Wie es in dieser Frage weitergeht, darüber werde jetzt der Stadtrat befinden müssen. „Eine Variante ist, wir gehen erneut auf Standortsuche. Das wäre dann der dritte in zehn Jahren.“

Es sei allerdings die Frage, ob sich „namhafte Architekten bei uns in Ingolstadt überhaupt noch um einen Auftrag bemühen werden. Manche werden wohl sagen: ,Die Ingolstädter wissen ja nicht, was sie wollen‘“. Ein Theaterzelt sei die zweite Variante und die dritte, den Theaterbetrieb während der Sanierung ganz einzustellen. „Das ist mit mir allerdings nicht zu machen“, stellte er klar. „Auch wenn sich das manche, die generell gegen ein neues Kleines Haus sind, durchaus vorstellen könnten. Ich kann es mir nicht vorstellen.“

Kulturreferent Gabriel Engert gab sich kämpferisch: „Ein Theaterzelt ist keine Lösung. Wir brauchen in Ingolstadt ein attraktives Kleines Haus. Nun geht es darum, Alternativen zu prüfen. Aber klar ist natürlich auch: Die Zeit wird knapp!“ Bei den Gegnern des Projektes Kammerspiele an der Schutterstraße sieht er letztendlich eine Mischung für das Abstimmungsergebnis verantwortlich: „Meiner Ansicht nach kommt da eine Kombination verschiedener Meinungen zusammen. Es gibt zum einen Gegner des geplanten Standorts und es gibt auch grundsätzliche Gegner eines neuen Kleinen Hauses“, so Engert am Sonntagabend gegenüber dem DONAUKURIER.