Von Anne Gülich
Wettstetten – Während für junge Menschen Internet und Smartphone unverzichtbare Bestandteile ihres Alltags sind, tun sich Ältere damit oft schwer.
Die Wettstettener Seniorenbeauftragte Regine Morich hat für die Wettstettener und Echenzeller Senioren ein Hilfsangebot initiiert. „Der direkte Austausch zwischen Jung und Alt ermöglicht eine unkomplizierte Hilfe im Umgang mit technischen Geräten“, berichtet Morich, die stolz auf eine fortlaufende Kooperation blickt: Künftig steht die Tür des Jugendtreffs den Senioren und ihren Fragen jeden ersten Donnerstag des Monats offen.
Marc Skarica ist 17 Jahre alt und jeden Donnerstag und Freitag im Jugendheim dabei. „Ich finde das Projekt echt eine super Idee.“ Gerade hat er einer Gruppe älterer Herren gezeigt, wie man den Handy-Bildschirm mit einem Passwort schützen und auch wieder entsperren kann. Josef Schweiger ist einer dieser Senioren. Seit vor einem halben Jahr seine Frau gestorben ist, muss er sich neu orientieren. An diesem Abend ist er zum ersten Mal dabei, er hat sich ein Herz gefasst und ist einfach mit seiner Nachbarin mitgegangen. „Und dann kommt hier doch so ein junger Bursche und erklärt mir kurzerhand alles, was ich beim Handy wissen möchte.“
Christina Schambeck sitzt auf dem Sofa zwischen Hiltrud Hasler und Ute Beranek. Die 15-Jährige wusste gar nichts von dem Seniorenbesuch an diesem Abend, steigt aber sofort mit ein ins Erklären. Im Verlauf der Unterhaltung stellt sich heraus, dass sie in direkter Nachbarschaft zu Hiltrud Hasler lebt. Schnell sind die Telefonnummern ausgetauscht. „Denn die Schwierigkeiten mit dem Handy treten ja meistens auf, wenn gerade niemand da ist, der mal eben gucken könnte“, sagt Hasler augenzwinkernd. Telefonieren mit dem Smartphone konnte sie schon vorher. „Aber wenn ich dann mal sonst was damit mache, komme ich immer nicht wieder zurück“, schildert sie bedauernd ihr Problem. Einmal erklang überraschend auch schon die Stimme ihres Sohnes aus dem Gerät – sie hatte ihn unbeabsichtigt angerufen.
Ute Beranek auf dem Platz neben ihr hat eine Schwiegertochter aus Singapur, die nur Englisch spricht. Da ihre Sprachkenntnisse nicht so gut sind, möchte sie gerne lernen, wie ein Übersetzungsprogramm funktioniert – und vor allem, wie sie die Texte dann in WhatsApp einfügen kann. „Nun haben Sie eine Personal-Trainerin“, sagt Morich mit Blick auf Christina lachend. Mit an Bord bei den 1000-Schritte-Veranstaltungen hat sie auch die Nachbarschaftshilfe Wir in Wettstetten – falls jemand von den Senioren zum Beispiel Unterstützung auf den Wegen braucht.
Die Leiterin des Jugendtreffs, Wilma Lehmeyer, blickt an diesem Abend glücklich in die Runde: „Ich finde es toll, wie sich hier alles mischt und wie jeder von jedem profitieren kann.“ So viele Senioren würden sich nicht an Smartphone und Computer herantrauen, es sei schrecklich, keinen Ansprechpartner zu haben. Lehmeyer freut sich, dass ihre Jugendlichen helfen können und wollen. „Die Resonanz ist total positiv, viele kennen das auch schon von ihren Großeltern, dass sie denen mal kurz was zeigen oder richten müssen.“ Gleichzeitig sei es eine Wertschätzung für die Jugend, wenn deren Rat und Hilfe gefragt sei.
Morich ist am Ende rundum zufrieden: „Die Jugendlichen sind echt klasse. Sie haben sich so viel Zeit genommen und waren nett und hilfsbereit. Als mir eben eine der Teilnehmerinnen stolz gezeigt hat, dass sie gerade gelernt hat, ein Foto unserer Aktion in ihren WhatsApp-Status zu stellen, wusste ich, dass der Abend sein Ziel erreicht hat.“
DK
Kontakt
Die Kooperation geht weiter: An jedem ersten Donnerstag im Monat steht der Jugendtreff im Leitenweg 11 ab sofort den Wettstettener und Echenzeller Senioren bei Fragen zum Umgang mit technischen Geräten zur Verfügung. Unangemeldet können sie vor Ort von 18 bis 19 Uhr einfach und unkompliziert Hilfe erhalten. Kontakt zur Seniorenbeauftragten Regine Morich kann unter (0841) 9511873 oder regine.morich@t-online.de aufgenommen werden. Die Nachbarschaftshilfe Wir in Wettstetten ist unter wirinwettstetten@web.de oder (0177) 5003818 (Szilvia Rajna-Barker) beziehungsweise (0841) 9009961 (Bettina Weiß) erreichbar.
Auch Christina (unten) beantwortet Hiltrud Hasler alle Smartphone-Fragen. Foto: Gülich
