Ingolstadt
Ingolstadt wird großstädtisch – zumindest rund um den neuen Hauptbahnhof

Großprojekt wieder Thema im Stadtentwicklungsausschuss – Plan für Verschönerung des Viktualienmarkts kommt an

25.03.2022 | Stand 25.03.2022, 21:35 Uhr

Die stark in die Jahre gekommene Treppenanlage am Viktualienmarkt ist nicht gerade einladend und soll attraktiver gestaltet werden. Allerdings müssen hier wohl zwei Kastanien gefällt werden, weil ihre Wurzeln zu wenig Raum finden. Foto: Hammer

Von Christian Silvester

Ingolstadt – Als Leiterin des Stadtplanungsamts war Ulrike Wittmann-Brand im Stadtrat des öfteren gefragt, wenn es um die Entwicklung Ingolstadts ging. Im Oktober wurde sie zur neuen Stadtbaurätin gewählt, am 1. April tritt sie ihr Amt an. Am Donnerstag im Stadtentwicklungsausschuss debütierte die Architektin als Hauptreferentin der Stadtverwaltung. Sie berichtete über viele Themen eines breiten Spektrums.

• Umgehung Unsernherrn: Sie wird in dem stark vom Verkehr belasteten Ort sehnlich erwartet. Im Bundesverkehrswegeplan 2030 ist die Umfahrung mit der höchsten Priorität eingestuft. Es liegen vier Varianten vor. Eine ist jetzt definitiv vom Tisch: Die West-Umgehung via Unterbrunnenreuth. Das stellte der Ausschuss einstimmig fest. Die West-Variante habe „nachteilige verkehrliche und siedlungsstrukturelle Auswirkungen“ bei nur geringer Wirksamkeit. Das freut den Unsernherrner Franz Wöhrl sehr: „Wie man es sich wünscht!“ Schließlich „tun wir schon Jahre rum, und bis die Umgehung fertig ist, vergehen noch mal zehn Jahre“. Die Variante West hätte „einen Wahnsinnseingriff in die Natur“ bedeutet. Der CSU-Stadtrat weiß freilich, dass das Projekt schwierig bleiben wird.

• Neuer Hauptbahnhof: Hier gibt es schöne Aussichten: Auf dem begrünten Dach der künftigen Station sollen rund 100 wettergeschützte Fahrradstellplätze entstehen, bequem per Aufzug zu erreichen. „Das ist mal eine smarte Lösung“, lobte Barbara Leininger (Grüne). Allerdings verfolgt der Ausschuss die Planung für die West-Ost-Durchquerung des Bahnhofs (unter den Gleisen durch) kritisch, insbesondere wegen der Radler. Die Bezirksausschüsse Münchener Straße und Südost bitten der designierten Stadtbaurätin zufolge um eine fahrradfreundlichere Lösung am Aufgang zur Westseite. OB Christian Scharpf (SPD) kündigte ein Gespräch mit dem Investor an (Fäth Immobilien), der das Gebäude im Auftrag der Bahn errichtet. Dabei soll auch die Durchquerung besprochen werden. „Das ist ganz wichtig“, sagte Hans Achhammer (CSU). „Wir dürfen uns das nicht aus der Hand nehmen lassen. Wir müssen hier alle Möglichkeiten prüfen, ob Rampen oder eine Rolltreppe. Wir dürfen uns da nicht abspeisen lassen.“

Sepp Mißlbeck (UWG) ist „kein eifriger Bahnfahrer“, wie er eingangs seines Beitrag bekannte. Man dürfe wegen des „imposanten Eindrucks“ des Bahnhofs-Entwurfs „scho a bisserl stolz sein“, findet er. Der zweigeschossige Sockelbau sowie der 15 Etagen zählende Büroturm – insgesamt 60 Meter hoch – zeigen „das Bemühen, dass wir endlich eine Großstadt werden“. Der Ausschuss erteilte die erneuerte Entwurfsgenehmigung einstimmig.

• Viktualienmarkt: Er soll attraktiver werden. Ulrike Wittmann-Brand hat als Erstes die arg angejahrte Treppenanlage aus den 70ern im Auge. Es gibt ein Konzept, um sie aufzuwerten. Das Zwischenpodest komme raus, auch eine bessere Beleuchtung und neue Bänke sollen das Ambiente verschönern. Doch dazu müssen zwei Kastanien weichen, deren Wurzeln wegen der Treppe zu wenig Platz finden. „Die Stufen lösen sich.“ Ersatzpflanzungen sind geplant. Christian Pauling (Die Linke) berichtete, dass viele die Fällung mit Sorge sehen. Wenn der Wurzelraum für die Kastanien zu klein sei, solle man darüber nachdenken, ihn zu vergrößern und besser einen Teil der Stufen herausnehmen. Markus Meyer (JU) findet, dass man sich über die Pläne der Verwaltung „uneingeschränkt freuen kann“, da die Treppenanlage „wie ein Riegel wirkt – verlorene Fläche, auf der sich niemand aufhält“. Allerdings gehe er davon aus, dass die Stufen nach dem Umbau abends „kein Hotspot werden“, weil man dort im Schatten sitzt. Der OB kündigte an: „Wir werden Ende 2023 einen neuen Viktualienmarkt sehen.“ Der Vorlage wurde einhellig zugestimmt.

• Mittelschule Nordost / Bürgerbegehren: Die Entwürfe der drei Preisträger des Architektenwettbewerbs für die Mittelschule Nordost sind bis 3. April im Lechner-Museum zu sehen. Es soll ein Musterbau für Nachhaltigkeit, Ökologie und Klimaschutz entstehen. Allerdings ist der Standort im zweiten Grünring hoch umstritten. Eine Initiative hat die für einen Bürgerentscheid nötigen Unterschriften beisammen, am 8. April verhandelt das Verwaltungsgericht München darüber, ob es zulässig ist. Der OB hofft, „dass wir dann vom Gericht einen ersten Hinweis bekommen, wohin die Reise geht. Denn je schneller eine Entscheidung fällt, desto besser.“

DK