Hühnerfrikassee für den Frieden
In der Holzhütte auf dem Rathausplatz Ingolstadt gibt es Gerichte aus der Truppenküche gegen Spende für die Kriegsgräberfürsorge

12.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:41 Uhr

Gerichte aus der Truppenküche der Pionierkaserne servieren Anton Stegmüller (links) und Thomas Schweiger gegen eine Spende für den Volksbund Kriegsgräberfürsorge. Foto: Eberl

Es gibt Linseneintopf mit Wiener Würstchen, und die Leute stehen Schlange dafür. Dabei hat es noch nicht einmal zwölf Uhr geschlagen. Die kleine Holzhütte der Kriegsgräberfürsorge vor dem Alten Rathaus ist beileibe kein Gourmettempel, genießt aber trotz des spartanischen Ambientes längst Kultstatus: Besonders beliebt bei den Stammkunden ist das Chili con Carne, das es immer am ersten und letzten Tag gibt.

Wie immer im Oktober werden verschiedene Gerichte aus der Truppenküche der Pionierkaserne für einen guten Zweck kredenzt – unter der Woche bis zu 80 Portionen täglich. Am Linseneintopf zeigen zwei junge Frauen Interesse und fragen Oberstabsfeldwebel Anton Stegmüller, ob später auch noch etwas übrig ist. Der schüttelt den Kopf, denn der Andrang ist wieder groß. Gerade hat er für eine ältere Frau zwei Portionen in Behälter abgefüllt. Nächster in der Schlange ist Anton Stegmüller, der gerade im Fundamt war und nun Hunger verspürt: „Ich bin gerade Strohwitwer, darum esse ich gleich hier etwas.“ Eine Gruppe junger Männer hat es sich auch auf den Bierbänken am Brunnen bequem gemacht: Einer macht sogar ein Handyfoto vom Eintopf.

Der Menüplan hängt an der Hüttenwand

Ab 11 Uhr ist Essensausgabe. „Wir geben die Portionen gegen eine Spende ab“, erklärt Thomas Schweiger, der als Zivilist bei der Bundeswehr arbeitet. Rund 2000 Euro kamen vergangenes Jahr für die Kriegsgräberfürsorge in Deutschland und vielen anderen Ländern zusammen. Von montags bis freitags wird noch bis 21. Oktober ein wechselndes Gericht serviert – Rinder- oder Putengeschnetzeltes, Schweinegulasch oder Hühnerfrikassee und natürlich auch Erbseneintopf. Der Menüplan hängt an der Hüttenwand.

Kriegsgräberfürsorge: Landesverband hat rund 60000 Mitglieder

Der Verein Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge erhält und pflegt mehr als zwei Millionen deutsche Kriegsgräber auf 836 Soldatenfriedhöfen in 44 Ländern. Als sichtbare Mahnung zum Frieden und zur Versöhnung, wie es in der Broschüre „Wenn Steine reden könnten“ heißt. Der Landesverband Bayern hat aktuell rund 60000 Mitglieder.

Der Verein initiiert auch nationale und internationale Jugendbegegnungen, damit Verständnis und Freundschaft wachsen. Außerdem fördert er die Friedenserziehung von Kindern in der Schule.

Im Oktober sammelt der Volksbund Kriegsgräberfürsorge traditionell Spenden für seine Arbeit – so auch an dem Stand auf dem Rathausplatz.

In Ingolstadt bestehen zwei Kriegsgräberstätten auf dem Westfriedhof, wo 1112 Kriegstoter gedacht wird.

DK