Ingolstadt
Immer mehr Senioren ohne Wohnung

Obdachlosenzahlen in Ingolstadt im Gegensatz zum bundesweiten Trend rückläufig

12.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:54 Uhr

Es gibt immer weniger wohnungslose Menschen in Ingolstadt – das lässt sich auch auf die rege Bautätigkeit zurückführen. Foto: Eberl (Archiv)

Obdachlosigkeit ist nicht nur ein Phänomen in den Metropolen. Auch in Ingolstadt gibt es Menschen, die in Hauseingängen oder Unterführungen schlafen. Sie werden im Ingolstädter Stadtbild aber nur wenig sichtbar.



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Doch im Gegensatz zum bundesweiten Trend sind die Obdachlosenzahlen in Ingolstadt rückläufig, so Sozialreferent Isfried Fischer und Manuela Prokop vom zuständigen Amt für Soziales vor der Presse. Nachdem 2015/2016 fast 400 obdachlose Personen erfasst und untergebracht wurden, sind die Zahlen nun seit einiger Zeit stabil auf niedrigem Niveau. 118 Menschen (Deutsche, EU-Bürger und Ausländer) leben derzeit in städtischen Notunterkünften. Der Rückgang ist laut Prokop vor allem zurückzuführen auf die rege Bautätigkeit.

Die Stadt, die wie alle Kommunen in Deutschland gesetzlich dazu verpflichtet ist, hält mehrere Unterkünfte für obdachlose Menschen vor. Für Familien oder Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern gibt es sogenannte Notwohnungen. Hierbei handelt es sich um ganz normale Wohnungen in verschiedenen Stadtteilen, die die Stadt angemietet hat. Aktuell sind 31 Erwachsene und 42 Kinder untergebracht. Wie Prokop sagte, müssen manche Familien mit mehreren Kindern auch länger in diesen Unterkünften leben, da große Wohnungen Mangelware sind.

Alleinstehende erwachsene Personen können in der Unterkunft Am Franziskanerwasser untergebracht werden. Die Anlage dort wurde extra zur Unterbringung obdachloser Personen gebaut und immer wieder erweitert. Es stehen mit dem Notwendigsten möblierte Apartments mit Kochgelegenheit und eigenem Bad zur Verfügung. Waschmaschinen und Trockner werden gemeinschaftlich genutzt. Momentan leben 45 Personen in dieser Unterkunftsanlage. Der Jüngste ist 24 Jahre alt, der älteste Bewohner 86 Jahre.

Wer an Obdachlose denkt, denkt oft an Drogenabhängige und Alkoholiker. In der Tat haben viele ein Suchtproblem und/oder eine psychische Erkrankung. Aber auch ein Schicksalsschlag, eine schwere Krankheit, Trennung vom Partner oder der Verlust der Arbeit sind Faktoren, die Menschen in diese besonders schwierige Lebenssituation bringen können. In den vergangenen Jahren mussten immer mehr Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen in einer Notunterkunft untergebracht werden. Oft gibt es keine anderen geeigneten Einrichtungen oder aber die Krankheitseinsicht ist nicht vorhanden. Das Sozialamt kümmert sich auch immer mehr um ältere zum Teil pflegebedürftige Menschen.

Drei Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen unterstützen die Bewohner bei der Bewältigung ihres Alltages, bei behördlichen Angelegenheiten oder bei der Suche nach eigenem Wohnraum. Auch nach Auszug aus einer Obdachlosenunterkunft helfen und unterstützen sie in Form einer Nachsorge während der ersten Monate in der eigenen Wohnung, sofern die Betroffenen dies wünschen.

Um Obdachlosigkeit von Anfang an zu vermeiden, ist für die Stadt die präventive Arbeit unerlässlich. Oft können Mietverhältnisse erhalten und damit Obdachlosigkeit vermieden werden, wenn sich die Betroffenen etwa bei Mietschulden frühzeitig Hilfe holen. Die Mitarbeiter der Wohnungslosenhilfe stehen zur Verfügung, ebenso die Schuldnerberatungen der Caritas oder die Diakonie.