Umstrittene Habeck-Pläne
Innungsobermeister über Öl- und Gasheizungsverbot: „Nicht mit der Brechstange“

06.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:27 Uhr

Mit Gas- und Ölheizungen soll spätestens 2045 komplett Schluss sein: Innungsobermeister Adolf Engel macht deutlich, was er von den Plänen des Wirtschaftsministers hält. Foto: Schmidtner

Wirtschaftsminister Robert Habeck plant ein Verbot von neuen Öl- und Gasheizungen ab 2024. Damit will er den Umstieg auf klimafreundliche erneuerbare Energien vorantreiben. Der Manchinger Heizungsbauer Adolf Engel meint: „Es macht Sinn, dass man umstellt. Aber nicht mit der Brechstange.“



Die Stadtwerke Ingolstadt (SWI) sind schon auf dem Sprung und teilen auf DK-Anfrage mit, dass keine Neubaugebiete mehr mit Gas erschlossen werden. „Uns ist klar, dass das Erdgas-Zeitalter endlich ist und das Ende nicht mehr fern liegt“, sagt SWI-Netze-Geschäftsführer Hubert Stockmeier.

Die SWI setzen in Zukunft noch stärker auf umweltfreundliche Fernwärme und begleiten auch das Thema Wasserstoff intensiv, betont Stockmeier. „Unser Gasnetz ist bereits heute größtenteils bereit für den Umstieg, und wenn Wasserstoff alltagstauglich wird, können wir unsere bisherigen Gaskunden über die bestehenden Leitungen beliefern.“ Im Bestand sei die Situation aber komplexer, nicht für jeden Altbau sei eine Wärmepumpe geeignet, so Stockmeier.

„Es muss finanzierbar bleiben“

Der Innungsobermeister für Spengler-, Sanitär- und Heizungstechnik Ingolstadt spricht Klartext: „Energie sparen? Toll. Was dafür tun? Auch toll. Aber es muss ja irgendwo noch finanzierbar bleiben“, sagt Adolf Engel. Faktisch bedeuten die Pläne das Aus von Gas- und Ölheizungen. Stand heute sollen ab kommendem Jahr neue Heizungen zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Engel fragt sich: „Wie sollen wir das denn hinbekommen?“

Das Konzeptpapier des Koalitionsausschusses von SPD, FDP und Grünen mit den deutlich strengeren Vorgaben für neue Heizungsanlagen ist ein großes Thema in Engels Betrieb in Manching. „Das ist sehr beratungsintensiv und nimmt viel Zeit in Anspruch“, sagt der 57-jährige Inhaber. „Einfach eine Wärmepumpe in den Keller stellen – damit ist es nicht getan.“ Mitarbeiter müssten sich weiterbilden und sich intensiv mit dem Thema befassen.

Energieeinsparung zuerst – Wärmedämmung wichtig



Auch beim Energieberatungsangebot der Stadt Ingolstadt, der sogenannten „Klimakarawane“, besteht große Nachfrage, die teils zu mehrmonatigen Wartezeiten führen. Neben Wärmepumpen kommen als Alternative Solarthermieanlagen, Holz- oder Pelletheizungen sowie Biomasseanlagen in Betracht. Sofern eine Anschlussmöglichkeit besteht, sieht die Stadt Ingolstadt in der Fernwärme eine gute Alternative. Die wird in Ingolstadt aus Abwärme der Müllverbrennungsanlage und der Gunvor-Raffinerie gewonnen. „Für den Neubau ist das kein Problem, aber im Bestand ist es aufwendig“, meint Adolf Engel zur klimafreundlichen Wärme. Erster Schritt ist der Stadt zufolge immer die Vermeidung unnötigen Energieverbrauchs. „Eine gute Wärmedämmung sollte deshalb immer als erstes angestrebt werden“, teilt die Stadt mit.

Ganz überzeugt scheint Adolf Engel von den Alternativen aber nicht zu sein. Wärmepumpen arbeiten nur auf Niedertemperatur. „Mit Fußbodenheizung ist das super, mit Heizkörpern wird das aber schwierig“, sagt Engel. Zudem äußert er Bedenken, ob das Stromnetz die Mehrbelastung überhaupt stemmen kann. Und ob der Strom immer erneuerbar und klimafreundlich ist, sei auch fraglich. In einer Stellungnahme der Stadt Ingolstadt heißt es: „Der Stromverbrauch der Wärmepumpen sollte durch eine Photovoltaikanlage oder den Bezug von Ökostrom gedeckt werden.“

Umrüsten im Bestand oft mit hohen Kosten verbunden

In Pellet- oder Holzheizungen sieht der Innungsmeister auch keine Lösung: „Die sollen ja wegen dem Feinstaub jetzt auch verboten werden.“ Auch die Stadt weißt darauf hin, dass Pellet- und Stückholzheizungen aus Umweltschutzgründen und der Begrenztheit des zur Verfügung stehenden Brennmaterials nicht unumstritten sind. Und Solarthermieanlagen? „Die bringen dir auch nix, wenn wir wieder drei Wochen lang Nebel haben“, sagt Engel.

Hinzu kommen die enormen Kosten für Verbraucher, die umrüsten wollen. „Da ist man mit 30.000 bis 40.000 Euro dabei“, so der 57-jährige Heizungsbauer. Technisch möglich wäre viel, aber alles stehe und falle mit der Finanzierung. Und auch die Liefer- und Wartezeiten seien mit 60 Wochen für eine Wärmepumpe beziehungsweise drei Monaten für Handwerker beträchtlich.

Gemeinnützige setzt bei Neubau auf Fernwärme

Die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Ingolstadt generiert im Zuge ihres Neubauprogramms die Versorgung grundsätzlich durch Fernwärmesysteme. „Ist dies nicht möglich, installieren wir alternativ Niedertemperatursysteme, beispielsweise Flächenheizungen, über Wärmepumpen“, heißt es in einer Mitteilung. Darüber hinaus setzt die GWG auch Blockheizkraftwerke mit Biogas zur Wärmeversorgung ein. Nicht nur Neubauten, sondern auch 65 Prozent des Bestandes werden ebenfalls über Fernwärme versorgt. Noch vorhandene Öl- und Gasheizanlagen werden sukzessive auf erneuerbare Energien umgestellt.