Stadtgeflüster
Großstadt? Von wegen!

Die tägliche Glosse des Donaukurier

16.01.2023 | Stand 17.09.2023, 2:19 Uhr |

Hier flüstern die DK-Redakteure, was Ingolstadt bewegt. Foto: IMAGO/aal.photo/JONAS GEHRING / Höcherl

Ich geb Gas, ich will Spaß. Was Markus einst so straffrei singen durfte, bereitet heute keinen Spaß mehr. Denn hat die Straße keine demonstrantischen Anhaftungen, radarfallen die Polizisten vor sich hin.

Also runter vom Gas-, respektive Strom-Pedal. Wir Schanzer können uns glücklich schätzen. Nicht, weil wir keine Autos hätten, mit denen man beherzt Gas geben könnte. Sondern weil der oben angesprochene Protest der letzten Generation sich nur auf Großstädte konzentriert, wo man/frau/es sich gerne auf Hauptverkehrswegen den Autos in den Weg leimt. Wenn diese Schlussfolgerung richtig ist, wäre Ingolstadt seinen Ehrentitel „Großstadt“ ruck, zuck los.

Denn hier bappt sich niemand hin – den Gipfel des Protests der vorletzten Generation markieren bestrickte Bäume. Ganz nebenbei: Eine Stadt, die es seit Jahren nicht schafft, seine überschaubar wenigen Elektroparkplätze farblich zu kennzeichnen (zum Beispiel in grün), hat den Titel eh nicht verdient. Zurück zur freien Fahrt – Großstadt hin oder her. Schon sind wir beim nächsten wunden Punkt von Ingolstadt: Grüne Welle!

An einer solchen, respektive an der Realisierung haben sich schon Studenten versucht. Es half nichts: Die Ampeln auf der Ringstraße zeigen am liebsten rot. Hier könnte leicht erhöhtes Tempo Abhilfe schaffen – aber wir sollten die Beatmen am Wegesrand keinesfalls unterschätzen. Daher stehen wir Auto- und Motorradfahrer doch zu bestimmten Schichtwechselzeiten gefühlt ein, zwei Stunden im Stau – auch dank fehlender grüner Welle.

Oder stimmt mir jetzt niemand zu? Gut, lassen Sie s sein. Denn eine Statistik beweist: In Ingolstadt läuft alles rund (zumindest auf der Straße). Während London mit 156 Stunden Stau pro Jahr weltweite Spitze ist, muss sich München mit 74 verlorenen Stunden und Rang 38 begnügen. Ingolstadt schafft gar nur 57 Stunden Stillstand, ist damit abgeschlagen 237.!

Also ehrlich: Für 17 Stunden weniger Zeit in der Blechlawine und 17 Stunden mehr Zeit für Sport, Café, Lesen, Radlfahren, in der Sonne liegen, im Baggersee schwimmen, in der Bibliothek schmökern, Rasen mähen oder auch für einen Grillenabend verzichten wir doch gerne auf den Zusatz Großstadt.

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