Ingolstadt
Futurologischer Kongress: „Wir haben uns ein bisschen mehr erhofft“

Teils enttäuschende Zuschauerzahlen bei der dritten Ausgabe der Veranstaltung

15.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:19 Uhr

Vor allem am Nachmittag blieben im Großen Haus viele Sitze im Publikum unbesetzt. Ausschlaggebend dürfte vor allem das sommerliche Wetter gewesen sein, das viele potenzielle Besucher den Tag lieber im Freien verbringen ließ. Die Vorträge am Abend waren deutlich besser besucht. Fotos: Hauser

Von Johannes Hauser

Ingolstadt – Das Wetter war wohl einfach zu gut, um sich große Gedanken über die Zukunft zu machen. Und so hatten die Besucher des Futurologischen Kongresses am Wochenende vor allem bei den Veranstaltungen im großen Haus kein Problem, einen freien Sitzplatz zu finden. Bei den Vorträgen in der Werkstatt oder der Probebühne wurde es allerdings doch manchmal eng und die Theaterleute mussten eilends zusätzliche Stühle herbeischaffen.

Bei einem ersten Zwischenfazit am Samstagabend räumte Knut Weber, der Intendant des Stadttheaters, aber ein: „Wir haben uns ein bisschen mehr erhofft.“ Außer dem sommerlichen Wetter, das vor allem am Nachmittag wohl viele eher ins Freie lockte als in ein Theater oder einen Vortragsraum, wirke sicher auch die Corona-Pandemie nach, vermutete Weber. Judith Gerlach, Staatsministerin für Digitales in Bayern und Schirmherrin des Futurologischen Kongresses, hatte bei der spärlich besuchten Eröffnung festgestellt: „Es kommt nicht immer darauf an, wie viele Leute kommen, sondern welche.“

So ganz wollte Weber dem nicht zustimmen. Der Futurologische Kongress sei bewusst „populär“ ausgerichtet. „Wir wollen ja viele Leute erreichen. Wir wollen, dass in deutscher Sprache über all die Themen gesprochen wird, die uns gerade umtreiben.“

Dass etwa der Krieg in der Ukraine viele Menschen bewegt, zeigt die hohe Zuschauerzahl am Samstagabend bei der Podiumsdiskussion „World Wide War – Cyberwar als Realität“. Wie bei allen Vorträgen war das Publikum auch in diesem Fall aufgefordert, sich mit Fragen und Diskussionbeiträgen einzubringen. Und das tat es auch interessiert. So fand etwa die Grundsatzdiskussion mit Professor Armin Grunwald und Sascha Lobo erst ein Ende, als das Taxi, das Grunwald nach der Veranstaltung zum Bahnhof bringen sollte, praktisch schon vor dem Stadttheater stand. Gerade nach diesem Programmpunkt standen in und vor dem Theater noch länger etliche Grüppchen in Gespräche vertieft zusammen – so wie es sich die Macher des Futurologischen Kongresses gewünscht hatten.

Die theatralen und anderen künstlerischen Beiträge regten ebenfalls zu Diskussionen an. „Wir haben wirklich sehr viele interessante Gespräche gehabt“, berichtete etwa Angelika Dendorf, die mit David Rimsky-Korsakow auf dem Theaterparkplatz mit ihren Rauminstallationen „Philemon & Baucis“ Pflanzen zum Reden und das Publikum zum Staunen brachte. In der Werkstatt lauschten die jüngsten Besucher vergnügt der Lesung eines Superhelden (Steven Cloos begleitet von Michael Amelung), im Blauen Salon war Ingolstadt zu hören. Der Künstler Malte Preuß hatte Stadtgeräusche zu einer musikalischen Toncollage zusammengefügt, die sich das Publikum auf Polstermöbel ruhend per Funkkopfhörer anhörten. Das beliebteste Fotomotiv war – neben den fantastischen Wesen in den Foyers – Markus Jordans Rauminstallation „Welt aus den Fugen“.

Insgesamt hätten die hochkarätig besetzten Veranstaltungen des dritten Futurologischen Kongresses sicher den ein oder anderen Zuschauer mehr verdient gehabt. Die, die gekommen waren, zeigten sich jedenfalls sehr angetan. „Vielleicht machen wir den nächsten Kongress einfach im Januar. Da ist das Wetter nicht so schön“, scherzte Weber.

DK