Friesisch herb und bayrisch g’schert

Inka Meyer und Claudia Pichler sorgen im Doppelpack für Lacher im Keller der Eventhalle

05.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:48 Uhr

Frauenpower im Doppelpack: Claudia Pichler trat in der Eventhalle auf. Foto: Weinretter

Von Bernd Hofmann

Ingolstadt – Schlaue Menschen, das sei hier einfach mal so behauptet, schlaue Menschen gehen ins Kabarett. Denn sie wissen: Dort werden sie noch schlauer, weil sie zum Beispiel viel über fremde Völker erfahren. Was ist der Unterschied zwischen einem japanischen Zen-Meister und einem Friesen? Nun, der Zen-Meister sagt, trinke Tee, dann hast du einen klaren Geist. Der Friese dagegen trinkt einen klaren Geist und hat dann einen im Tee.

Diese Weisheit – und eine ganze Menge weitere – hat dem Publikum in der Ingolstädter Eventhalle am Freitagabend Inka Meyer nahegebracht. Und man mag es aufgrund der Wortwahl – „klarer Geist“, „im Tee“ – schon ahnen: Die ist nicht von hier. Sondern eine Friesin. Wenn auch nicht zu hundert Prozent. Geboren in Erlangen, aufgewachsen in Mainz, auch der Schwarzwald findet sich in ihrer Biografie. Aus altbayrischer Sicht ist das aber wurscht. Franken, Rheinpfalz, Ostfriesland – alles weit weg. Und so verwundert es kaum, dass man bei Inka Meyers Intonation ab und zu den Eindruck hat, eine Frau-Antje-Holländerin deutsch sprechen zu hören.

Deutlich hiesiger ist da schon Claudia Pichler: „Ich bin in München geboren und aufgewachsen und red’ trotzdem boarisch“, stellt sie sich selbst vor, als sie nach Inka Meyer an der Reihe ist. Die beiden Frauen – wenn auch, durch eine viertelstündige Pause getrennt, nacheinander – auf dieselbe Bühne gebracht hat Walter Haber für die Veranstaltungsreihe „Zum Lachen in den Keller“. Die beiden, meint er, passen gut zusammen.

Und da hat er natürlich recht. So befinden sich beide Damen offenbar in Lebenssituationen, die von Außenstehenden als viel schwieriger angesehen werden als sie für die Betroffenen wirklich sind. Inka Meyer ist verheiratet, hat aber keine Kinder. Aus freien Stücken, wie sie betont. Sie hat also den freien Blick der Außenstehenden, wenn es zum Beispiel um das Thema Schulschließungen in der Corona-Zeit geht: „Wobei die Schulen zu schließen eigentlich eine gute Idee war – man hätte nur die Kinder vorher nicht rauslassen sollen.“ Auch Veganer kommen bei ihr nicht unbedingt gut weg, obwohl sie betont: „Für mich ist ein Sellerieschnitzel genauso gut wie ein Jäger:innenschnitzel.“ Aber warum, fragt sie, müssen vegane Nahrungsmittel immer unbedingt Fleischgerichte imitieren? „Man konvertiert ja auch nicht zum jüdischen Glauben und nennt sein Kind dann Adolf.“

Nett ist es nicht, so etwas zu sagen. Aber Kabarettistinnen und Kabarettisten sind ja dazu da, den Finger in die offenen Wunden der Gesellschaft zu legen. Bei Claudia Pichler ist es unter anderem der Gartenwahn, den sie, wie man so schön sagt, gefressen hat: Sie habe sich ja, erzählt sie, in München einen kleinen Garten zugelegt, gleich neben dem Westfriedhof, weil da alles so gut wachse. Wie groß er ist, sagt sie nicht – aber man kennt ja die Münchner Grundstückspreise. Diesen Garten rüstet sie dann auf, mit einem Weber-Grill, für den der Bausparer draufgeht, einem Mähroboter und schließlich einer 2,80 Meter hohen Gabionenwand.

Das alles erzählt sie in schönstem Münchner Bairisch, einer Sprache, die eine Vielzahl schöner Wörter bereithält. Zum Beispiel für Gerichte, die man im Restaurant bestellen kann. Claudia Pichler ist – Stichwort: von Außenstehenden als schwierig angesehene Lebenssituation – nicht verheiratet. Kein Wunder, wenn alle Dates so ablaufen wie das, von dem sie erzählt: Ihr Gegenüber orderte Nackerte – also Wollwürst – und dann Auszogne. „Mit Fleiß“, berichtet Claudia Pichler, „hab' ich Saure Zipfel und einen Pressack bestellt. Ich hab’ den nie wieder g’seng.“

Claudia Pichler und Inka Meyer würden wir gerne wieder sehen. Jede kann ja auch alleine ein abendfüllendes Programm gestalten. Vielleicht demnächst im selben Rahmen? Diese Veranstaltungsreihe braucht sich wirklich nicht im Keller zu verstecken.

DK