Ingolstadt
Forschen für die Künstliche Intelligenz

Die KU Eichstätt Ingolstadt hat ein Mathematisches Institut für Maschinelles Lernen gegründet

08.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:29 Uhr

Sie stellten das MIDS vor: Die Mathematiker Felix Voigtlaender (l.), Götz Pfander (M.), der aus Texas zugeschaltet war, und Marcel Oliver (r.), sowie Wirtschaftsreferent Georg Rosenfeld (2.v.l.) und Jens Hogreve, Vizepräsident der KU (2.v.r.). Foto: Brandl

Was Künstliche Intelligenz eines Tages zu leisten imstande sein wird, war vor Jahrzehnten im Alltag bei der Verwendung eines klassischen Taschenrechners höchstens annähernd zu erahnen. Heute ist KI – so das Kürzel für Algorithmen, die weit mehr beherrschen, als nur Programmbefehle auszuführen – aus immer mehr Bereichen des Lebens nicht mehr wegzudenken. Das autonome Fahren eines Pkws ist einer davon. Die Erkennung von Tumoren in der Medizin per Bilderkennung ein weiterer.

Um einen weißen Fleck auf der Landkarte der Digitalisierung zu schließen, hat die Katholische Universität Eichstätt Ingolstadt (KU) das Mathematische Institut für Maschinelles Lernen und Data Sciences, kurz MIDS, gegründet. Die Uni möchte damit dazu beitragen, die Potenziale von Digitalisierung wissenschaftlich auszuschöpfen und jungen Menschen die Grundlagen der KI und des Maschinellen Lernens zu vermitteln und erklärbar zu machen, teilt sie mit. Dafür habe sie hochkarätige Wissenschaftler gewinnen können. Sie forschen im Bereich der Klima- und Wettersimulation, der Data Science, des Deep Learning und der zugehörigen mathematischen Grundlagen.

Das in Ingolstadt angesiedelte Institut, das nach der Sanierung des Georgianum dorthin umziehen wird, werde von der Stadt Ingolstadt über mehrere Jahre hinweg mit zwei Stiftungslehrstühlen unterstützt, hieß es bei der Vorstellung. „Es ist wichtig, den Hochschulstandort Ingolstadt zu stärken“, sagte Georg Rosenfeld, städtischer Wirtschaftsreferent, hierzu und begründete dies auch mit einer hohen zu erwartenden Rendite für den Wohlstand.

Ziel der für Ingolstadt ungewöhnlichen Fördermaßnahme sei es zudem, bei der Zahl der Studierenden im Vergleich zu anderen bayerischen Hochschulstandorten aufzuholen, so Rosenfeld. Hier bilde Ingolstadt derzeit das Schlusslicht. Er ergänzte: „Wir freuen uns, dass unser Engagement schon jetzt Früchte trägt, indem namhafte Persönlichkeiten und zusätzliche externe Förderungen gewonnen werden konnten.“

Besetzt ist der Stab der Forschenden aktuell mit Tijana Janjic, Marcel Oliver, Götz Pfander, Dominik Stöger und Felix Voigtlaender. Zwei weitere Professuren sollen im Herbst folgen, hieß es.

Einen Forschungsschwerpunkt des MIDS bilden die Grundlagen des Maschinellen Lernens. Heutzutage erreichten Algorithmen in diesem Bereich in vielen Anwendungen wie etwa in der Tumorerkennung eine Leistung nahe an der des Menschen oder sogar darüber hinaus. Trotz dieses immensen Erfolgs in der Praxis fehle bisher ein umfassendes theoretisches Verständnis dafür, warum diese Methoden so gut funktionierten, wurde erklärt.

Ein weiterer Schwerpunkt besteht in der Verarbeitung von Daten zur Vorhersage von Umweltentwicklungen, etwa für Wettervorhersagen, Klimaforschung und Bodenforschung. Dabei spiele die Weiterentwicklung der mathematischen Grundlagen dieser Methoden eine große Rolle. Bei der Ausgestaltung von Simulationen wolle das MIDS den Aspekt von Nachhaltigkeit in den Blick nehmen. Komplexe Algorithmen benötigen demnach immense Rechenleistung, was zu einem hohen Energieverbrauch führe. „Wir wollen KI und Nachhaltigkeit zusammenbringen, um die Zukunft dadurch besser zu gestalten“, sagte Jens Hogreve, Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der KU.

Mit MIDS sei eine gute Möglichkeit geschaffen worden, in ein stark aufstrebendes Gebiet zu investieren, denn die Mathematik ziehe als Steuerungselement in der Digitalisierung immer mehr in das tägliche Leben ein, verlautete aus den Reihen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Ziel sei es, sowohl eng mit der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Uni in Ingolstadt als auch mit der Industrie zusammenzuarbeiten. „Ingolstadt braucht starke Programmierer“, betonten die Forschenden.

Sie bilden auch den fachlichen Kern des neuen Bachelorstudiengangs „Data Science“, der zum Wintersemester an der KU startet. Ziel des Studiengangs sei es, hoch qualifizierte Fachkräfte für Industrie und Forschung auszubilden, die ihre Expertise mündig und verantwortungsbewusst einbrächten.

DK