Ingolstadt
„Es gibt den Menschen Urvertrauen zurück“

Christine Habermann spricht über die Kraft der Klangschalenmassage für Körper und Seele

20.05.2022 | Stand 23.09.2023, 0:56 Uhr

Mit Wind-Gong, Tam-Tam-Gong (hinten) und Klangschalen führt Christine Habermann in die Welt der Klänge. Foto: Eberl

Ingolstadt – Die Klänge, die Christine Habermann mit ihrem riesigen Tam-Tam-Gong produziert, sind so vielfältig wie die Ingolstädterin selbst. Sie ist Krippenbaumeisterin und gibt in ihrer Werkstatt Krippenbaukurse. Doch ihr Herz gehört auch den Klängen. In ihrer Klang-Oase im Keller ihres Wohnhauses in der Heppstraße entlockt sie dem Gong tiefe, höchst beruhigende Klänge, die sich bis zum Gewittersturm steigern können genauso wie welche, die an Walgesänge erinnern. Angesichts der hochsommerlichen Temperaturen blieb die Zahl ihrer Gäste beim Tag der offenen Tür am Freitag übersichtlich. Dabei war es in dem mit Klangschalen und allerlei weiteren Klang-Instrumenten bestückten Raum angenehm kühl. Wir haben mit Christine Habermann über die Kraft der Klänge gesprochen.

Frau Habermann, Sie sind in Ingolstadt vor allem bekannt als Krippenbaumeisterin. Sie sind aber auch zertifizierte Klangmassagepraktikerin. Wie kamen Sie denn vom Krippenbau zur Welt der Klänge?

Christine Habermann: Das hat was mit meinem damaligen Beruf zu tun. 2014 war ich noch im Seniorenheim tätig in der Beschäftigung und wir hatten eine Fortbildung in Klangmassage. Wie wirkt Klangmassage bei Senioren, die bettlägerig sind, die sich nicht mehr bewegen können, die sich nicht mehr artikulieren können? Dort hab’ ich Wunder erlebt. Und gemerkt, wie gut das Menschen tun kann.

Wunder inwiefern?

Habermann: Menschen im Altenheim stehen durch die Pflege manchmal unter Druck. Sobald sie dann jemanden spüren, der an ihnen was tut, ziehen sie sich zurück und haben Angst, weil ein alter, geschwächter Körper einfach auch wehtut. Der Stress in der Pflege kommt dazu, sodass man manchmal nicht mehr so pfleglich mit den Menschen umgehen kann. Wenn dann die beruhigenden Töne der Klangschalen dazu kommen, dann gibt das den Menschen ein Urvertrauen zurück und sie öffnen sich. Der Körper öffnet sich, wo Kontrakturen sind. Manche können ihre Hände wieder öffnen, die Menschen werden ruhiger. Man merkt das an der Atmung, am Gesichtsausdruck, man merkt es an der Öffnung des Körpers.

Was genau versteht man unter einer Klangmassage?

Habermann: Unter einer Klangmassage versteht man, dass unterschiedliche Klangschalen auf den bekleideten Körper gestellt und dann angeschlagen werden. Die sanften Töne der Klangschale und die damit verbundenen Vibrationen, die dann in den Körper hineingehen und ihn ganz durchdringen, bewirken, dass jede Zelle ganz minimal massiert wird und, dass dadurch ein Wohlbefinden entsteht, dass kleinste Verspannungen gelöst werden können. Dass man einfach abschalten kann.

Die Klangschalenmassage soll ja auch eine medizinische Wirkung haben.

Habermann: Ja, die medizinische Wirkung steht bei mir aber weniger im Vordergrund, weil ich eine medizinische Ausbildung im therapeutischen Bereich nicht habe. Deswegen mache ich es im Wellness- und Entspannungsbereich. Im therapeutischen Bereich sind Ergotherapeuten und Physio- therapeuten und am Werk und können das zusätzlich zu ihrer Therapie einsetzen.

Wie wirken die Klänge auf Körper und Seele?

Habermann: In der heutigen Zeit, wo Stress an der Tagesordnung ist, können viele Menschen nicht mehr aus ihrem Hamsterrad und brauchen etwas, um wieder zur Ruhe, zu sich selbst zu finden. Und da kann die Klangschale Entsprechendes leisten. Menschen, die nicht mehr abschalten können, können zur Klangmassage kommen. Sie müssen nichts tun, legen sich hin und lassen geschehen, können spüren und hören. Diese Beruhigung kann wieder zur inneren Mitte führen.

Das Gespräch führte Ruth Stückle