Ingolstadt
Endlich wieder gemeinsam auf der Bühne

Gelungenes Comeback: Motettenchor meldet sich mit viel Schwung aus der Corona-Zwangspause zurück

16.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:17 Uhr

Am Ende des Konzerts standen die Sängerinnen und Sänger erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder als vereinter Chor auf der Bühne. Zuvor hatten sie aufgeteilt in zwei Ensembles ein kurzweiliges Programm präsentiert. Foto: Seitz

Hundszell – Mit einem bunten Programm und viel Elan feierte der Motettenchor Ingolstadt am vergangenen Wochenende sein Comeback nach der Corona-Zwangspause.

„Bleib bei uns, denn es will Abend werden“ – als der Anfang von Rheinbergers „Abendlied“ am Samstagabend im Bauerngerätemuseum Hundszell erklingt, ist das ein echter Gänsehautmoment. Man merkt es den Akteuren förmlich an, wie glücklich sie sind, endlich wieder alle zusammen auf der Bühne stehen zu dürfen. Der Klassiker der Chorliteratur ist eines von zwei Liedern, die die rund 50 Sängerinnen und Sänger am Ende ihres ersten Konzerts nach langer Pause wieder als vereintes Ensemble zum Besten geben. Es ist das stimmige Finale eines Konzerts, das zart und vorsichtig begonnen und sich immer weiter gesteigert hat, bis zum fulminanten Schlussakkord des sechsstimmigen Abendlieds.

Die Stücke davor hatten die Bässe, Tenöre, Altistinnen und Soprane in zwei Teilchören getrennt präsentiert. In voller Stärke hatte man aufgrund von Kontaktbeschränkungen und Abstandsregelungen in der Pausenhalle des Reuchlin Gymnasium nicht proben können, darum studierte man in zwei Gruppen jeweils ein unterschiedliches Programm ein. Geübt wurde abwechselnd – jedenfalls, sofern die Corona-Situation Präsenzproben zuließ. „Wir haben auch einige Online-Proben angeboten“, erklärt Chorleiterin Eva-Maria Atzerodt, „aber dabei ging es eher darum, die Stimme ein bisschen zu trainieren und nicht ganz aus der Übung zu kommen. Allein zu Hause zu singen kann man nicht mit einer echten Chorprobe vergleichen, bei der man Teil eines großen Klangerlebnisses wird.“ Wer genau hinhört, kann an diesem Abend im Bauerngerätemuseum an der einen oder anderen Stelle erahnen, dass die Sängerinnen und Sänger zuletzt seltener als gewohnt proben konnten und vielleicht noch etwas nervös sind, wieder auf der Bühne zu stehen. Doch es muss auch nicht jeder einzelne Ton sitzen, um Freude an der Musik zu vermitteln. Das Publikum jedenfalls wird bestens unterhalten von dem bunten Strauß „Melodien im Mai“, den die beiden Motettenchor-Ensembles auf die Bühne zaubern.

Die erste Gruppe beginnt zart und gefühlvoll mit Eleanor Daleys „Upon your heart“ bevor sie mit Thomas Morleys „Fire Fire“ und „Als wir jüngst in Regensburg waren“ in einer Bearbeitung von Gunther Martin Göttsche richtig Fahrt aufnimmt. Es folgen der dramatische „Feuerreiter“ von Hugo Distler und das schwungvoll präsentierte „Ain’t misbehaving“, arrangiert von Kirby Shaw. Nach einer kurzen Pause, bei der gut gelaunte Motettenchorler und Zuhörer im Museumsgarten die Abendsonne genießen, läutet die zweite Schar Sängerinnen und Sänger mit Erling Kulbergs „To be or not to be“ selbstbewusst die Fortsetzung des Konzerts ein. Zart und eindringlich folgt Bob Chilcotts „Even such is time“, sehr harmonisch präsentiert der Teilchor das „Prayer of St. Patrick“ von John Rutter und „Stemning“ von Wilhelm Peterson-Berger. Viel Freude an der Gestaltung zeigt die Gruppe schließlich bei Orlando di Lassos „Matona mia cara“ und bei Joachim-Dietrich Links pfiffiger Version des Volkslieds „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“, die bei den Gästen bestens ankommt. Als zum Finale bei Hans Leo Haßlers „Tanzen und Springen“ und Joseph Gabriel Rheinbergers „Abendlied“ beide Gruppen des Motettenchors erstmals seit langem wieder vereint auf der Bühne stehen, strahlen die Sängerinnen und Sänger um die Wette.

Auch Eva-Maria Atzerodt ist die Freude über den gelungenen Auftritt später anzusehen. „Es ist ein schönes Gefühl, endlich wieder vor einem richtigen Publikum zu stehen“, findet sie. „Die Probensituation war wirklich schwierig, ich bin froh, dass wir uns heute so gut präsentieren konnten.“ Das Konzert am Samstagabend hat sowohl dem Chor als auch den Zuhörern Lust auf mehr gemacht.

Das nächste Projekt lässt auch nicht lange auf sich warten, stellt Vorsitzender Florian Schönauer in Aussicht: „Ende Mai beginnen die Proben für ,Die Schöpfung‘ von Joseph Haydn, die wir zusammen mit dem Orchester La Banda am 20. November aufführen wollen.“ Demnächst steht außerdem noch ein weiteres, traditionelles Motettenchor-Highlight an, wie Schönauer verrät: „Ich bin zuversichtlich, dass wir dieses Jahr wieder unser Chorsommerfest feiern können. Das stärkt die Gemeinschaft und tut den Leuten nach der Pandemie-Zeit mit Abstand, Lockdowns und Kontaktbeschränkungen sicher doppelt gut.“

ubs