Stadtgeflüster
Ein gepanzerter A8 für alle Fälle

Die tägliche Glosse des Donaukurier für Ingolstadt

02.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:47 Uhr

Hier flüstern die DK-Redakteure, was Ingolstadt bewegt. Foto: Höcherl

„Nimm die Füße vom Tisch“, sagt die Mutter in strengem Ton zu ihrem Sprössling. Jeder hat schon einmal Dinge getan oder erlebt, die man nicht tun sollte. Die Spannbreite reicht dabei von lässlichen kleinen Sünden, über die Adolph Knigge die Nase gerümpft hätte, bis hin zu „Das geht ja gar nicht“. Die Interpretation dessen kann regional sehr unterschiedlich ausfallen. Während es in unseren Breiten eher verpönt ist, in der Öffentlichkeit auf den Boden zu spucken, gilt das in einigen Gegenden Asiens durchaus als gesund.

Regional höchst unterschiedlich ist auch die Wahrnehmung der guten Sitten, wenn es um Autos geht, genauer gesagt um die Marke. Gerade der bayerische Ministerpräsident ist – je nach Sichtweise – in einer komfortablen oder einer heiklen Position.

Hat er doch in seinem Freistaat gleich zwei Premiummarken von Weltrang zur Auswahl. Horst Seehofer hat einmal erzählt, dass er in die Verlegenheit kam, mit einem Auto der Marke, dessen Name in Ingolstadt nicht genannt werden darf, zu einem Termin mit Ferdinand Piëch fahren zu müssen.

Laut Seehofers Erzählung fiel die Reaktion des Audi- und VW-Urgesteins Piëch eher in die Kategorie „Das geht ja gar nicht“. Es muss wohl sehr laut geworden sein. Als bayerischer Ministerpräsident muss man offenbar sehr vorsichtig sein, mit welchem Auto man in welchem Gebiet Bayerns unterwegs ist.

Ministerpräsident Markus Söder wird ja nachgesagt, dass er nichts dem Zufall überlässt und alles unter Kontrolle hat. Als er am Freitag mit seiner Kolonne an der Gewerbemesse Manching vorfuhr, bewies er das Gegenteil. Er kam nämlich ins Audi-Land eben just mit einer Limousine der Marke, deren Name in Ingolstadt nicht genannt werden darf.

Was Adolph Knigge dazu wohl gesagt hätte? Söder hätte ja wenigstens am Pendlerparkplatz in Langenbruck das Auto wechseln können. Kleiner Tipp an die Staatskanzlei: Vielleicht wäre es praktisch, dort einen gepanzerten A8 zu stationieren. Nur so für alle Fälle.