Ingolstädter Halbmarathon
Drei Nachmelder auf dem Podium – Äthiopier Nuguse siegt – Ingolstädter Göltl Dritter bei der Bayerischen

21.04.2024 | Stand 21.04.2024, 19:45 Uhr

Das Siegertreppchen: Halbmarathon-Gewinner Mamiyo Nugus (Mitte) lief in Ingolstadt ein unangefochtenes Rennen und siegte vor Landsmann Haiu Etheeha (rechts). Dritter – und damit Bayerischer Meister – wurde David Gärtlein vom TSV Staffelstein. Foto: Rimmelspacher

Szenekennern ist das Schauspiel natürlich bekannt. Egal wie viel im Vorfeld über Favoriten spekuliert wird, am Wettkampftag können die Karten noch einmal völlig neu gemischt werden. War es in den vergangenen beiden Jahren der Bayreuther Triathlet Tom Hug, der beim Ingolstädter Halbmarathon als Nachmelder jeweils den Sieg davon trug, so flitzte bei der 23. Auflage der Traditionsveranstaltung am Samstag der Äthiopier Mamiyo Nuguse als Spätentschlossener der Konkurrenz davon und gewann mit einer starken Endzeit von 1:04,50 Stunden.

Bei den Frauen triumphierte derweil Mitfavoritin Maria Brand von der LG Telis Finanz Regensburg (1:16:10), die sich zugleich den bayerischen Meistertitel sicherte. Bayerischer Meister bei den Herren wurde der Gesamtdritte David Gärtlein (TSV Staffelstein), die regionale Laufszene konnte sich über Meisterschafts-Bronze für Chris Göltl vom MTV Ingolstadt freuen, der Sechster der Gesamtwertung wurde.

„Die Nachmeldestrategie unserer afrikanischen Freunde hat natürlich auch uns ein wenig überrascht, sie sind erst zwischen 11 und 12 Uhr am Renntag angekommen“, beschrieb Ralf Schmiedeke, Sprecher des Halbmarathon-Organisationsteams den Ablauf. Neben Nuguse meldeten auch noch dessen Landsleute Haiu Etheeha und Abdii Urga nach – allesamt Läufer, die inzwischen in Hessen beheimatet sind und Bestzeiten zwischen 1:01 und 1:05 Stunden auf der Halbmarathondistanz mitbrachten. „Das Podium ist wohl weg“, vermutete der Ingolstädter Sebastian Mahr, ehemaliger Triathlon-Profi, deshalb schon vor dem Startschuss in einer ersten Reaktion. Damit lag er am Ende fast komplett richtig.

Drei Äthiopier setzen sich sofort ab

Schon nach der Einführungsrunde durch die trotz der kühlen Witterung (kein Regen) gut besuchten Innenstadt war aber klar, wer den Ton angeben würde. Nach 2,75 Kilometern führte das äthiopische Trio das Feld bereits mit rund 40 Sekunden Vorsprung an und lief zu Beginn Kilometerzeiten von knapp über 3:00 Minuten. Dahinter blieben jedoch vier Athleten in Lauerstellung. Dabei ging es nur für den Riedlinger Jonas Haiß (am Ende Vierter) nicht um Meisterehren. Gärtlein, Göltl und Andreas Hecht (Weiden) kämpften derweil um die parallel ausgeschriebene bayerische Meisterschaft – bis zuletzt.

Wenig später musste Urga dann abreißen lassen, während aus der Verfolgergruppe Gärtlein – auch er hatte erst am Renntag nachgemeldet – immer stärker wurde. „Ich habe früh versucht ein bisschen anzuziehen, um mein eigenes Tempo laufen zu können. Irgendwann habe ich gesehen, dass einer aus dem Führungstrio zu packen war. Als ich ihn dann bei Kilometer zehn überholt habe, hat das natürlich enorm gepusht“, beschrieb der 32-Jährige. Der Staffelsteiner hatte unmittelbar nach der Baggerseerunde auf dem letzten Drittel der Strecke noch mal leichte Probleme, wurde dann aber in der Innenstadt von der Ingolstädter Atmosphäre zu seinem ersten bayerischen Meistertitel und Gesamtplatz drei getragen. „Bei Kilometer 15 dachte ich mal kurz: Hoffentlich halte ich das durch. Aber durch die Stimmung in der Stadt und die ständigen Anfeuerungen hat dann zum Glück alles gut funktioniert“, erklärte er nach 1:09,37 Stunden im Ziel. Dort warteten bereits die an diesem Tag unangefochtenen Nuguse und Etheeha (1:06,14).

Mit vor der Kälte schützender Wärmefolie um den Körper lobte Nuguse dann ebenso die Rennatmosphäre in der Schanz. „Okay, es ist ein bisschen schwieriger als auf der Bahn zu laufen, weil der Untergrund wechselt. Aber ich mag es, wenn es ein bisschen rauf und runter geht. Eine tolle Atmosphäre, mir gefällt der Wettkampf hier“, erklärte er in einem kurzen Statement. Der 35-Jährige ist erst seit Oktober 2023 in Deutschland und hat im hessischen Gießen ein neues zu Hause gefunden. In seiner Heimat war er von 2014 bis 2016 Profi und bei diversen internationalen Meetings am Start. Aus dieser Zeit stammt auch seine Halbmarathon-Bestmarke von 1:01,07 Stunden – sein Sieg in Ingolstadt kam somit keineswegs überraschend.

Start-Ziel-Sieg für Maria Brand

Hinter dem Sieger-Trio hatte sich mit Haiß, Hecht und Göltl dann eine Dreiergruppe gebildet, die zunächst Urga überholte, und nun die weiteren Plätze unter sich ausmachte. Für Lokalmatador Göltl wurde es schließlich Gesamtrang sechs, was in der bayerischen Wertung (hinter Gärtlein und Hecht) Platz drei bedeutete. „Ich bin sehr zufrieden, mein Plan ist super aufgegangen“, meinte er nach 1:10,02 Stunden, womit der er seine Bestzeit um fast zwei Minuten verbesserte. Bastian Glockshuber (TSV Neuburg), im Vorfeld der zweite Lokalmatador mit Podiumsambitionen, hatte kurzfristig aufgrund einer Erkältung absagen müssen.

Bei den Frauen gelang Maria Brand derweil ein Start-Ziel-Sieg. Die 28-Jährige verriet im Ziel, warum sie sich so früh von den Konkurrentinnen abgesetzt hatte und auch ohne männlichen Mitläufer auskam. „Wenn ich ehrlich bin, ist es mir am liebsten, wenn ich mich in meinen Lauf-Tunnel begeben und für mich laufen kann“, erklärte sie lachend. Die Regensburgerin führte von Beginn an bei jeder Zwischenzeit, hielt ihr Tempo und hatte nach den 21 Kilometern schließlich über zweieinhalb Minuten Vorsprung vor der ebenfalls sehr starken Philine Meister (LG Stadtwerke München, 1:18,44).

Vorjahressiegerin Maria Paulig (kl. Foto, hatte nicht für die ,Bayerische’ gemeldet) kam derweil als Sechste in Ziel – und war damit keineswegs unzufrieden. Im Gegenteil: „Ich bin wunderbar durchgekommen, konnte sehr konstant laufen und hatte in meiner Heimat einmal mehr ein sehr schönes Rennen“, sagte die gebürtige Ingolstädterin mit einem Strahlen im Gesicht. Dabei war sie mit ihrer Endzeit von 1:24,43 Stunden sogar fast drei Minuten schneller als im Vorjahr. „Das war eine gelungene Vorbereitung für meinen Mitteldistanz-Triathlon in zwei Wochen in Venedig“, erklärte die 29-Jährige, deren Saisonhighlight erst Ende August ansteht: Als Guide für die sehbeeinträchtigte Triathletin Anja Renner wird Paulig in Paris bei den Paralympics um eine Medaille kämpfen.

DK