Talentschmiede feiert Geburtstag
Die Reuchlin-Jazz GmbH Ingolstadt veranstaltet Konzert zum 20-jährigen Bestehen

30.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:09 Uhr

Unter dem Dach der Reuchlin-Jazz GmbH entstehen immer wieder neue musikalische Gruppierungen – einige Ensembles werden beim Konzert in der Exerzierhalle. Fotos: Aichner (Archiv)

Dass das Reuchlin-Gymnasium weit mehr ist als eine Bildungsstätte in herkömmlichem Sinne, sondern auch eine Talentschmiede des Jazz in Ingolstadt, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben, auch über die Grenzen der Stadt hinaus.

Seit 2002 existiert dort die Jazz GmbH, unter deren Dach immer wieder neue musikalische Gruppierungen entstehen, Projekte realisiert und Aktionen realisiert werden, in deren Mittelpunkt der Jazz steht.

Voraussetzung dafür ist eine Schulleitung, die bedingungslos hinter diesem Teil des Schulprofils steht, und ein kompetenter Koordinator an der Basis, der die Fäden in der Hand hält, die Richtung vorgibt und die zahlreichen Schüler und Schülerinnen, die den Jazz für sich entdeckt haben, motiviert und begeistert. Diese Person ist der Musikpädagoge Robert Aichner, der – wie die Jazz GmbH – mittlerweile ebenfalls auf 20 erfolgreiche Jahre am Reuchlin zurückblickt.

Auf Einladung nach München, Leipzig oder Berlin

Er habe 2002 die seinerzeitige Reuchlin-Big-Band von Eva Maria Atzerodt übernommen, erzählt er. Seither seien immer wieder neue Ensembles entstanden, die auch öffentlich wahrgenommen wurden, zuerst mit Auftritten bei der damaligen Reihe „Ingolstädter Musikszene“ in der Neuen Welt, später auch überregional auf Einladung beispielsweise nach München, Leipzig oder Berlin. Je nach Talent, dem Alter oder den musikalischen Vorlieben können Kinder und Jugendliche aus allen Klassenstufen bei einer der Bands mitmachen. Er habe für jeden Schwierigkeitsgrad einen Katalog von verschiedenen Kompositionen im Kopf, aus dem er schöpfen könne. „Aber wenn Schüler kommen und unbedingt ein anderes Stück ausprobieren möchten, dann machen wir das natürlich.“

In jungen Jahren auf einer Bühne zu stehen, sei eine großartige Erfahrung, die einen präge, sagt Aichner. Die wolle er seinen Schülern ermöglichen. Manchmal entstehen daraus sogar berufliche Optionen. Der Jazzförderpreisträger Simon Seidl, Magdalena Utzt, die Sängerin von Kapuze, und der Trompeter Florian Kögler etwa seien aus der Jazz GmbH hervorgegangen. Er betreibe aber keinesfalls Elitenförderung, die Line-ups der einzelnen Bands seien vielmehr sehr breit aufgestellt. Auch Unerfahrene oder Jazz-Neulinge würden gerne aufgenommen.

Jazz als musisches Wahlpflichtfach

Wer sich am Reuchlin mit Jazz beschäftigt, tut das im Rahmen eines musischen Wahlpflichtfachs und bekommt dafür am Ende auch Noten. Dass sich alles um Jazz dreht, hat verschiedene Gründe. Er verzichte erst mal ganz bewusst auf Noten, sagt Aichner, setze auf der Basis der Methode des Abhörens auf eine Art „Angewandte Musiktheorie“ nach der Methode „Learning By Playing“. Mit den Neueinsteigern fange er grundsätzlich immer beim Blues an. „Weil der Jazz auch beim Blues anfängt und weil man da sehr schnell einen Erfolg sieht. Das motiviert ungemein. Blues ist für jedes Instrument geeignet, ständig erweiterbar, der Lustfaktor beim Spielen ist sehr hoch und als Basis für Jazz ist er ideal. Bei uns durchläuft jeder also erst einmal eine Art Jazz-Grundausbildung.“ Und es gebe nun mal keine Musikart, die nach oben derart offen sei und so viele Möglichkeiten biete wie der Jazz.

Bei der großen Jubiläumsveranstaltung am Samstag, 1. Oktober, in der Exerzierhalle im Klenzepark (Beginn 17 Uhr), die übrigens komplett von den beteiligten Musikern organisiert wird, werden folgende Ensembles zu hören sein: Fünfklang, The Jazzletics, Jazz Please, eine Nachwuchsformation, die wie die eigene Dachorganisation Jazz GmbH heißt, und schließlich das Ensemble Jazz GmbH Vocal. Selbstverständlich ist das Konzert öffentlich und kostet keinen Eintritt.

DK