Mediation: „Win-win-Lösung“
Die Regionalgruppe Ingolstadt hilft bei Konflikten in allen Lebenslagen

18.06.2023 | Stand 14.09.2023, 23:08 Uhr

Sprechstunde im Bürgerhaus (v.l.): Dagmar Hennig und Diana McDonald werben für Konfliktlösung durch Mediation. Foto: Borgmann

Mediation – wer braucht denn sowas? Diese Frage möchten die Leiterin der Regionalgruppe Ingolstadt für Mediation, Diana McDonald und ihre Kollegin Dagmar Hennig, anlässlich des Tags der Mediation am 18.Juni klären.

Denn, so die beiden Frauen: „Mediation ist in Deutschland noch viel zu unbekannt als Mittel der Konfliktlösung.“ In anderen Ländern Europas oder auch in den USA sei sie längst alltäglich, würde entsprechend gefördert und in die Gesellschaft integriert. Vereinzelt setze nun auch in Deutschland das Bewusstsein dafür ein: „Die Stadt Nürnberg bietet beispielsweise kostenlose Mediation für ihre Bürger bei Problemen im Stadtteil, in der Nachbarschaft, in Vereinen, in Bildungseinrichtungen etc. an. Das wünschen wir uns auch für Ingolstadt“, formulieren McDonald und Hennig klar ihre Ziele.

Hilfestellung bei sämtlichen Konfliktsituationen



Helfen können Mediatoren bei Problemen in allen Lebenslagen. Voraussetzung ist, dass die Konfliktparteien freiwillig an den Sitzungen teilnehmen. Das ist das Grundprinzip der Mediation. „Es handelt sich um ein strukturelles Verfahren, das zwischen zwei und mehreren Parteien eine eigenverantwortliche und einvernehmliche Lösung anstrebt“, so Hennig, die vor ihrer Qualifikation zur Mediatorin als Rechtsanwältin tätig war. Sie berichtet von Verfahren vor Gericht, bei denen sie sich zum Wohl der Beteiligten eine andere als die rechtliche Lösung gewünscht habe.

Im Gerichtssaal ist meist kein Raum für die Beziehungsebene



„Hinter der rechtlichen Frage gibt es immer eine Beziehungsebene. Naturgemäß ist dafür im Gerichtssaal kein Raum. In der Mediation geht es nicht um Recht und Sachverhalt, sondern um das Zwischenmenschliche“, vergleicht Hennig. Und McDonald fügt hinzu: „Es gibt bei uns in der Regel zwei Gewinner und es geht nicht um Schuld. Mediation ist heilend“, erklärt sie und berichtet von Klienten, die dank der Mediation nach 20 Jahren wieder miteinander reden, sich in die Augen schauen können. Gerade bei Scheidungen, wenn Kinder im Spiel sind, sei es wichtig, dass die Parteien weiter kommunizieren könnten. „Dann ist die Konfliktlösung nachhaltig. Wir müssen nicht alles vor Gericht regeln.“

Sechs Mediatoren gehören zur Ingolstädter Regionalgruppe



In Ingolstadt gehören der Regionalgruppe (vom Bundesverband Mediation) derzeit sechs Mediatoren an. Sie bieten jeden zweiten Mittwoch im Monat eine kostenlose Sprechstunde im Bürgerhaus an, in der sie ehrenamtlich beraten, ob ein Konflikt für die Mediation geeignet, mit welchen möglichen Kosten zu rechnen ist und wie ein Ablauf aussehen könnte. Die Mediation ist eine gesetzlich verankerte Ausbildung. Alle Mediatoren in Ingolstadt haben vorab eine andere Berufsausbildung oder Studium absolviert. Entsprechend vielfältig ist das Portfolio. Schwerpunkte sind oft angelehnt an die Erfahrungen aus dem anderen Tätigkeitsfeld. Dazu gehören unter anderem: Familie, Erbschaft, Schule, Wirtschaft, Planen und Bauen oder Kirche und Diakonie. Gleichzeitig sind die Schwerpunkte gar nicht elementar, da der Mediator mithilfe bestimmter Kommunikationstechniken durch den Prozess als solchen führt und nicht selber urteilt oder bewertet. „Manchmal ist es ein einziger Satz einer Partei, der die Situation unverhofft verändert und den Lösungsprozess einleitet“, berichtet McDonald, der die Sinnhaftigkeit des Berufs wichtig ist: „Das Schöne ist, dass wir in der Regel glückliche Menschen aus den Gesprächen entlassen.“