Ingolstadt
„Die krassesten Fälle schreibt das echte Leben“

Strafverteidiger Alexander Stevens gibt im Interview Einblicke in seine Show „True Crime“ und in seine Arbeit

20.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:59 Uhr
Sabine Kaczynski

Es gibt nichts, was es nicht gibt: Unter diesem Motto stehen Strafverteidiger Alexander Stevens und die Bayern-3-Moderatorin Jaqueline Belle mit ihrer „True Crime“-Show auf der Bühne, die auf ihrem gemeinsamen Podcast basiert. Foto: Konzertbüro Augsburg

Herr Stevens, wie ist die Idee entstanden, die Podcast-Reihe „True Crime“ auf die Bühne zu bringen?
Alexander Stevens: Eigentlich war es ziemlich naheliegend, denn Bilder sprechen bekannterweise mehr als 1000 Worte – und wenn man den Tatort, den mutmaßlichen Täter, die Tatwaffe, Videos, Lichtbilder usw. vor Augen hat, kann man sich in einen Fall noch viel besser hineinversetzen und ihn auch verstehen, zum Beispiel wie die Ermittler bei der Tatortarbeit – anders als im Fernsehen – wirklich vorgehen.
 
Wonach suchen Sie die behandelten Fälle aus?
Stevens: Eine Mischung aus Aktualität, Skurrilität und Absurdität. Im Podcast sagt Bayern-3-Moderatorin Jacqueline Belle immer: „Es gibt nichts, was es nicht gibt.“ Dieses Motto galt es für uns auf der Live-Tour nicht nur zu unterstreichen, sondern noch eine Schippe draufzusetzen. Denn die krassesten Fälle schreiben weder Hollywood noch der sonntägliche Tatort, sondern das echte Leben.
 
Zum ersten Mal kommt „True Crime“ live in Ingolstadt auf die Bühne – worauf dürfen sich die Zuschauer freuen?
Stevens: Es geht um echte Mordfälle aus meiner Kanzlei, die allesamt eines gemeinsam haben: Entweder der Täter ist gar nicht erst erwischt worden oder aber er behauptet – mit sehr überzeugenden Gründen – unschuldig zu sein, sodass in allen Fällen möglicherweise ein perfekter Mord begangen wurde.
 
Vier Fälle werden Thema des Live-Programms sein, darunter ein Doppelmord und ein vermeintlicher Suizid – können Sie vorab etwas dazu verraten?
Stevens: Es handelt sich um Aufsehen erregende Fälle aus meiner Kanzlei, die wir noch nicht im Podcast besprochen haben und natürlich die gewohnt spannende Wendung in sich bergen. Unser persönlicher Favorit ist der vierte Fall, denn hier würde ich sogar von einem doppelt perfekten Mord sprechen…
 
Dürfen die Zuschauer auch „mitermitteln“ und Fragen stellen?
Stevens: Klar doch! Moderiert wird die Show von Bayern-3-Moderatorin Jacqueline Belle, die so ein bisschen den advocatus diaboli spielt – an ihr ist eine grandiose Staatsanwältin vorbeigegangen – und das Publikum direkt mit einbindet. Im zweiten Teil der Show gibt es auch eine Fragerunde bei der sich Jacqueline Belle auch keineswegs scheut, mir jede noch so gruselige oder auch private Frage zu stellen…

 Bei Ihren Fällen geht es meist um spektakuläre Verbrechen, die teilweise bundesweit Aufsehen erregen – sieht der berufliche Alltag eines Strafverteidigers tatsächlich so aus?
Stevens: Im Strafrecht ist es ähnlich wie beim Arzt: Mal gibt es eine große Operation mit vielen Komplikationen, ein andermal „nur“ den kleinen Routineeingriff, der aber auch verarztet werden muss. Das mit Abstand Faszinierendste am Strafrecht ist aber sicherlich der Blick hinter die Türe menschlicher Fassaden und Tragödien, nicht selten auch menschlicher Abgründe.
 
In Ihrem Live-Programm gehen Sie der Frage nach, ob es den perfekten Mord gibt – wieso fasziniert die Menschen dieses Thema so sehr?
Stevens: Kriminalisten und Polizei suggerieren vielfach, dass es den perfekten Mord nicht gibt und bemühen hierzu meist die hohe Aufklärungsquote von 98 Prozent. Diese Statistik betrifft aber nur die Fälle, die entdeckt oder als Morde erkannt wurden. Die Wahrheit sieht leider anders aus, denn je nach Studie geht man von doppelt, wenn nicht sogar dreimal so vielen unentdeckten Tötungsdelikten aus. Viele fasziniert die Art und Weise, wie man Mördern auf die Spur kommt, aber im Umkehrschluss dann natürlich auch, was man tun muss, um nicht überführt zu werden…
 
Hand aufs Herz: Wären Sie mit Ihrem großen Erfahrungsschatz als Strafverteidiger in der Lage, den perfekten Mord zu begehen?
Stevens: Ja (lacht).

Die Fragen stellte Sabine Kaczynski.



„True Crime“ in Ingolstadt

Alexander Stevens und Jacqueline Belle sind gerade mit dem erfolgreichen „True-Crime“-Podcast von Bayern 3 auf Tour und stellen unter dem Motto „Der perfekte Mord“ spannende Fälle vor. Am Donnerstag, 21. Juli, um 20 Uhr gastiert die Show in Ingolstadt im Festsaal des Stadttheaters. Karten für die Live-Veranstaltung gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen der Region und online unter www.eventim.de.

DK