Día de los muertos
Lateinamerikaner feiern ihren „Tag der Toten“ erstmals in Ingolstadt

Kleiner Umzug

27.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:05 Uhr

Dia de los muertos: Gruselig schön geschminkte Gesichter für den den Tag der Toten. Fotos: privat

Der Toten gedenken, aber auf eine ganz andere Art und Weise, als es in Deutschland üblich ist: Das klappt vor allem für Südamerikaner am Día de los muertos, also am Tag der Toten. Diese Tradition wird am Freitag erstmals in Ingolstadt gefeiert.



Wir erinnern uns an Spectre. James Bond in Mexiko. Am besagten Tag. Diese Tradition wird in diesem Jahr erstmals in Ingolstadt gefeiert. An diesem Freitag lädt der Verein Lat-IN (Latinoamericanos in Ingolstadt) zu einem besonderen Erlebnis ein.

„Vor allem für die Mexikaner ist der Tag der Toten kein trauriger oder melancholischer Tag, sondern ein fröhliches Fest zum Singen und Tanzen“, betont Araceli Mendez Otero, die Zweite Vorsitzende von Lat-IN. Laut der Tradition kehren an diesem Tag die Toten aus dem Jenseits zurück, um die Verbliebenen zu besuchen. Dieser Tag ist eines der bedeutendsten Volksfeste in Mexiko.

Los geht es um 16.20 Uhr am Rathausplatz. Der Umzug führt über die Moritzstraße zur Theresienstraße und endet am Keuztor. Von 17 bis 24 Uhr findet dann in der MTV-Gaststätte eine Party statt – mit einer Catrinas-Parade, mexikanischen Shows, Live-Musik und vielen Überraschungen. Der Eintritt kostet 5 Euro. Wer ein Catrina-Kostüm besitzt, soll es natürlich anziehen.

Keine mexikanische Version von Halloween

„Der Día de los muertos ist keine mexikanische Version von Halloween.“ Darauf legt Mendez Otero großen Wert. „Beide Tage unterscheiden sich in ihrer Tradition, Atmosphäre und Art stark voneinander.“ Día de los muertos sei auch keine Nacht des Schreckens. „Es ist ein Tag der Freude, wo es eine Explosion der Farben, Gerüche und Musik gibt.“ Das Thema sei der Tod, aber das Ziel dieses Tages sei, dass Menschen ihre Liebe für verstorbene Familienmitglieder und Freunde zeigen können. „Was wir zeigen, sind feiernde Menschen in farbenfrohen Kostümen und mit einmaligem Make-up. Zudem Lieder und Tänze, die uns an unsere Verstorbenen erinnern.“ Klingt, als habe Ingolstadt so ein Spektakel noch nicht erlebt.

„Viele, viele, viele“, sagt die aus Mexiko stammende und seit 2014 in Ingolstadt lebende und arbeitende Mendez Otero auf die Frage, wieviele Mexikaner in Ingolstadt leben. „Genau weiß ich es nicht. Aber dieses Fest feiern ja nicht nur die Mexikaner, sondern alle Lateinamerikaner.“ Man wolle beim Debüt „mit einem kleinen Umzug“ beginnen, sagt Mendez Otero. „Vielleicht werden es 50.“ Aber wenn das Wetter passt und Musik spielt - unter anderem lateinamerikanische –, dann ist 50 vielleicht zu niedrig geschätzt.

Das Symbol schlechthin: Eine Skelett-Dame

Catrina-Kostüm? Was ist das? Ein „Tag der Toten“-Kostüm, zum Beispiel eine Skelett-Dame. Das ist für diesen Tag das Symbol schlechthin. „Das kann man sich einfach im Internet bestellen“, sagt Mendez Otero. „Da gibt es ganz schöne.“ Man kann sich aber auch selber einkleiden – mit einem folkloristischen oder auch „nur“ eleganten Kostüm. „Man sieht auch schick angezogene Skelettfiguren, die bunte oder pompöse Kleider sowie einen Kopfschmuck mit Blumenkränzen oder einen utopischen Hut tragen.“ Anregungen bietet auch hier das Internet.

Das Wichtigste, so die Mexikanerin, sei aber das Make-up. „Es muss supertoll sein, zu einem toten Menschen passen, zu einem Skelett.“ Mendez Otero weiß: Sich so zu schminken „ist eine Kunst“.

„Wir feiern, dass eine Tote ein schönes Leben hatte“

Halloween und der „Tag der Toten“ lassen sich nicht vergleichen, ebensowenig haben Allerheiligen oder Allerseelen mit diesem südamerikanischen Ritus zu tun. Denn dieser garantiert ein buntes und fröhliches Fest. Mendez Otero sagt: „Wir sind da nie traurig, sondern wir freuen uns und feiern, dass eine Tote oder ein Toter ein schönes Leben hatte.“ Den Termin teilen sich die Feiertage schon – auch in Südamerika wird der Día de los muertos am 1. und 2. November gefeiert. 2003 hat die UNESCO diese Tradition übrigens zum Weltkulturerbe erklärt.

Nun also Premiere in Ingolstadt. Ein Día de los muertos wie in Mexico-Stadt oder San Miguel de Allende. Bleibt abzuwarten, wieviele Skelette dabei sind, wie bunt und faszinierend die Kostüme ausfallen und wie ansteckend die Stimmung sein wird.

DK