Ausblick
Das Ziel: Eine Universitätsklinik in Ingolstadt

THI soll zum Gesundheitscampus werden – Scharpf will Immobilieninvestoren stärker in die Pflicht nehmen

19.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:12 Uhr

Tag der Offenen Tür im Berufsbildungszentrum Gesundheit2019: Auszubildende zeigen an einer Puppe, wie man Thrombosestrümpfe anlegt. Foto: Hammer (Archiv)

Von Christian Silvester

Ingolstadt – Vorige Woche bilanzierte OB Christian Scharpf (SPD) das erste Drittel seiner Amtszeit. Am Mittwoch ließ er einen „Ausblick“ folgen, wie er es nannte. Und umriss Ziele, die ihn in den nächsten zwei Dritteln seiner Amtszeit ziemlich beschäftigten dürften: Das Klinikum soll zur Universitätsklinik aufsteigen.

Dessen Berufsbildungszentrum Gesundheit soll in Kooperation mit der Technischen Hochschule (THI) einen Gesundheitscampus bilden, um auf die zunehmende Akademisierung in den medizinisch-therapeutischen Berufen zu reagieren und Fachkräfte (wie Hebammen) in Ingolstadt zu halten. Nicht zuletzt: Um mehr bezahlbare Wohnungen zu schaffen, sollen auch Investoren auf dem Immobilienmarkt stärker dazu angehalten werden, sich zu beteiligen.

• Günstige Wohnungen: Von „sozialdemokratischem Teufelszeug“ könne gar keine Rede sein, schickte Scharpf voraus. Mietwohnungen, die sich auch Menschen mit geringem Einkommen leisten können, sollten im Interesse aller sein. Diesen Raum zu schaffen, sei eine „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Deshalb will er Investoren auf dem Immobilienmarkt stärker in die Pflicht nehmen. Der Stadtrat müsse Rahmenbedingungen festlegen. So wie es auf dem ehemaligen Rieter-Gelände wohl laufen werde, dürfe es nicht weitergehen. Der neue Eigentümer, die Gerch Gruppe, stelle dort „nur 20 Prozent geförderte Wohnungen in Aussicht – das ist mir zu wenig“.

Zum Hintergrund: Wenn die Stadt Baurecht schaffe – zum Beispiel auf einem früheren Industriegelände – „steigt dessen Wert enorm“, der Investor erziele „Planungsgewinne“. Bei einigen habe er „Dollarzeichen in den Augen gesehen“. Auf die Stadt kämen Kosten für nötige Infrastruktur zu: Kindergärten, Plätze, Wege, Spielplätze und ähnliches. Die Beteiligung der Investoren an diesen Aufgaben sei „ein Akt der Solidarität“, betonte Scharpf. Ebenso der Bau von Sozialwohnungen.

In den vergangenen zehn Jahren sind die Mieten in Ingolstadt um 50 Prozent gestiegen, so der OB. „Und die Nebenkosten steigen extrem.“ Man müsse deshalb „weitere Instrumente ausschöpfen“. Dazu zählt er auch den Mietspiegel, der 2023 in Kraft tritt. „Es reicht nicht zu sagen: Bauen, bauen, bauen – und die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft wird es dann schon richten.“

• Gesundheit: Bis 2025 kann das Berufsbildungszentrum (BBZ) am Klinikum noch Hebammen ausbilden, dann führt der Weg zu diesem Beruf nach dem neuen Hebammengesetz über ein Hochschulstudium. Doch das ist in Ingolstadt nicht möglich, wohl aber in Regensburg, München und Nürnberg. Scharpf sieht „die Gefahr, dass die dann auch woanders arbeiten“, also Ingolstadt verlassen. „Das darf uns nicht passieren!“ Außerdem befürchtet er, dass die Akademisierung in den Fachberufen im medizinisch-therapeutischen Bereich weiter voranschreitet. Persönlich sieht Scharpf wenig Sinn darin. „Es erschließt sich mir nicht, warum zum Beispiel ein Logopäde studiert haben muss. Aber es hilft nichts. Wir müssen uns darauf vorbereiten.“

Erster Schritt: Eine Kooperation von THI und BBZ. Sie sollen einen Gesundheitscampus bilden. Gespräche laufen. „Der Schlüssel liegt beim Freistaat. Er muss die neuen Studiengänge genehmigen. Auch unser Landtagsabgeordneter Alfred Grob ist an der Sache dran. Wir ziehen alle an einem Strang.“ Nächstes Ziel: Um dem Ärztemangel entgegenzuwirken, soll das Klinikum zur Uni-Klinik werden. „Wir sind von Unikliniken umzingelt.“ Eine Kooperation mit der Münchner Universität werde erwogen. An der THI könnte ein Grundstudium der Medizin möglich werden.

• Handwerker- und Gewerbehof: Um kleine und mittlere Betriebe „zielgerichteter zu fördern“, ein Wahlkampfversprechen, will der OB einen Gewerbe- und Handwerkerhof für ca. 50 Unternehmen an der Manchinger Straße initiieren. Der Bedarf dafür sei da. „Wir müssen auch die kleinen Betriebe in der Stadt halten.“ DK