Auf zu neuen Ufern
College, Highschool, Job und Roadtrip: Zwei junge Frauen aus Ingolstadt verbringen ein Jahr in den USA

31.07.2023 | Stand 13.09.2023, 1:50 Uhr

Handshake mit Stipendiatinnen: CSU-Bundestagsabgeordneter Reinhard Brandl mit Theresa Schlachtbauer (v.l.), Katrin Maier und Lisa Löser. Foto: Brandl

Für zwei junge Frauen aus Ingolstadt geht es schon bald für ein Jahr in die USA. Ausgewählt hierfür wurden sie über das Parlamentarische Partnerschaftsprogramm (PPP), ein Stipendienprogramm, das der Deutsche Bundestag jedes Jahr in Kooperation mit dem US-Kongress auflegt. Junge Menschen aus Deutschland erhalten damit die Möglichkeit zu einem einjährigen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten.

Sie lernen Land und Leute kennen, knüpfen Kontakte, besuchen die Highschool oder arbeiten in Unternehmen mit. Pate des Programms im Wahlkreis Ingolstadt ist der CSU-Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl. Wie jedes Jahr gehört es auch heuer zur Gepflogenheit, dass Brandl sich mit den neuen und den zurückgekehrten Stipendiaten zum Gespräch trifft. Dabei berichten sie ihm von ihren Erwartungen und Erfahrungen.

Tausch mit der Gastschwester

Lisa Löser hatte im Vorfeld schon Kontakt zu ihrer Gastfamilie. Die Umstände, die dazu führten, sind erfreulich ungewöhnlich, wie die 17-jährige Schülerin vom Katharinen-Gymnasium erzählt. Ihre Gastschwester habe am PPP schon einmal teilgenommen und während ihres Aufenthalts in Deutschland bei Familie Löser gewohnt. „In der englischen Sprache bin ich deshalb gut erprobt“, sagt sie. Brandl betont, dies sei kein Auswahlkriterium gewesen. Er freue sich aber darüber, da es manchmal schwierig sei, Gastfamilien in Deutschland zu finden. „Es haben beide in doppelter Weise profitiert“, sagt er. Sehr wohl ein Auswahlkriterium für das PPP sei es, wenn junge Menschen sich engagierten, sagt er weiter. Löser etwa ist Tutorin und Medienscout für Fünftklässler an ihrer Schule. Dazu engagiert sie sich ehrenamtlich bei der Wasserwacht und der evangelischen Jugend. Brandl ist überzeugt: „Engagement und Offenheit helfen dabei, in einer fremden Umgebung Fuß zu fassen.“ Lisa Löser reist im August nach Colorado und wird dort die elfte Klasse an der Highschool besuchen.

Die Schulzeit schon hinter sich gebracht hat die zweite Stipendiatin Katrin Maier. Die 22-jährige Industriekauffrau wolle noch einmal etwas Neues machen und erleben. „Ich freue mich extrem auf Iowa und darauf, in einem typischen US-Dorm zu leben“, sagt sie. Damit meint sie ihre Unterkunft, ein typisch amerikanisches Studierendenwohnheim. Maier wird aber nicht nur mit anderen jungen Menschen zusammentreffen und ausgedehnte Roadtrips unternehmen (der Autokauf und der Erwerb des US-Führerscheins gehören zu ihren ersten Plänen, verrät sie). Sie wird zudem ein Semester lang das College besuchen und sich einen Job suchen. „Vielleicht in der Filmbranche“, sagt sie.

Bei Konflikten kann Gastfamilie auch gewechselt werden

Theresa Schlachtbauer aus Ingolstadt ist kürzlich aus Dunkirk in Maryland zurückgekehrt. Die 18-jährige Schülerin hat dort die elfte Klasse der Highschool besucht. Ehrenamtlich habe sie sich bei einer Art Essen auf Rädern engagiert. Dazu habe sie Jugendliche mit Handicap beim Sport betreut. Nicht sicher sei sie sich gewesen, wie gut es mit der Verständigung klappt. „Obwohl ich gut Englisch spreche“, sagt sie. Die Bedenken hätten sich aber schnell zerstreut. „Ich war überrascht, wie gut das funktioniert hat, wenn auch manchmal mit Händen und Füßen“, erzählt sie. Eine sehr gute Beziehung habe sie zu ihrer großen Gastfamilie und den beiden Gastgeschwistern gehabt. Das sei nicht immer der Fall, wie auch Brandl weiß. In Gastfamilien könne es manchmal zu Konflikten kommen oder man verstehe sich einfach nicht. Dann könne die Gastfamilie gewechselt werden.

Kandidatur von Trump großes Thema

In den USA habe sie ihr Interesse an der Gebärdensprache entdeckt, erzählt Schlachtbauer. Nun überlege sie, ob dies beruflich für sie infrage komme. Vor ihrer Reise hatte sie vor, Hebamme zu werden. Ob Politik ein großes Thema in der Familie war, möchte Brandl wissen. Schlachtbauer bejaht. Vor allem die erneute Kandidatur von Trump bei der kommenden US-Präsidentschaftswahl sei Thema bei den Amerikanern.

Beim Gespräch stellt sich außerdem heraus, warum sich Autofahren und Fliegen in den USA womöglich so großer Beliebtheit erfreuen. Züge seien oft so unkomfortabel wie Blechbüchsen, lautet die Erfahrung von Schlachtbauer. Den Führerschein könne man schon für wenig Geld erwerben, weiß Maier.