Umjubeltes Doppelkonzert in Ingolstadt
Blues mit Seele

Big Daddy Wilson und Duke Robilland gastieren in der Eventhalle

10.05.2024 | Stand 10.05.2024, 17:00 Uhr

The Blues is back: Big Daddy Wilson (oben) und Duke Robilland gastierten im Rahmen der Reihe „Blues & More“ in der Ingolstädter Eventhalle. Fotos: Leitner

Zu Zeiten, als das Ingolstädter Bluesfest noch existierte, wäre diese Konstellation fast schon alltäglich gewesen. Heute ist sie ein Ereignis ohne Gleichen. Big Daddy Wilson und Duke Robillard beim Doppelkonzert auf der Bühne der Eventhalle. Da werden Erinnerungen wach an unwiederbringliche Konzerte in der Neuen Welt – auch mit Wilson und Robillard. Wenn auch nur für kurz, lebt die Ära, in der Ingolstadt auf der Landkarte des Blues zu den wichtigsten Orten in Deutschland gehörte, an diesem Abend wieder auf.

Big Daddy Wilson und Duke Robillard werden vom Publikum herzlich begrüßt, heftig beklatscht und umjubelt. Vollkommen zurecht. Wilson überzeugt durch seine voluminöse, weiche, samtene Stimme, seine Aura, seine Empathie nicht nur für Blues, sondern auch für knackigen Funky-Soul und Balladen. Das tut er immer, das tat er auch beim Konzert zusammen mit Hans Theessink vor nicht allzu langer Zeit, diesmal, in Kooperation mit seinen Goosebumps Bros. aber gelingt ihm dies besonders eindringlich.

Im Gepäck ein paar alte Stücke und auch viele neue aus seinem aktuellen Album „Plan B“, bringt er das Auditorium dazu, mit ihm einzudringen in seine musikalische Welt, in der es viel um die Liebe geht, auch die zu Gott in dem gospeligen „The City Streets“, aber auch um den täglichen Wahnsinn um ihn herum. Sein „Crazy World“ ganz zum Schluss wird sogar zur stärksten Nummer innerhalb seines Sets, weil sie auch musikalisch am meisten in die Tiefe geht. Big Daddy Wilson: eine wahrlich reife Leistung.

Da haben es Gitarrist Duke Robillard und seine East Coast Band nach ihm nicht leicht und es dauert auch gut zehn Minuten, bis das Publikum sich auf ihn und seine völlig andersgeartete Musik eingestellt hat. Türöffner sind T-Bone Walkers „You Don’t Love Me“ und „Stickin’ With You“, zwei Slow Blues mit Soli zum Niederknien, in denen Robillard seine Seele offenlegt, seine große Liebe offenbart nicht nur zu Jump-Blues, Rock’n’Roll, Rhythm’n’Blues und zum Great American Songbook mit all seinen kompositorischen Perlen, sondern eben auch zum klassischen Blues, der über allem schwebt und Musiker mit Herzblut wie ihn mit Energie versorgt.

In Marty Ballou (Bass), Chris Abzalone (Schlagzeug), Doug James (Tenor- und Baritonsaxofon) und Chris Cote (Gitarre und Gesang) hat er dafür genau die richtigen Partner. Cote singt zwar ganz anders als Wilson vor ihm, verfügt aber ebenso wie dieser über eine wahrlich beeindruckende Röhre. Mit „Watching The River Flow“ erweist er Bob Dylan, in dessen Band er kurzzeitig spielte, seine Reverenz und macht das gleiche auch mit Lee Dorsey, Chuck Berry und Little Richard. Robillard ist enorm vielseitig. Keines seiner rund 40 Alben klingt wie das zuvor. Im Konzert bekommt man davon einen Eindruck im komprimierter Form. Was aber immer gleich blieb in seiner 50-jährigen Karriere ist die Empathie zum Blues, seine Leidenschaft für ihn, seine Seele, die er ihm anvertraut.

Schön, dass wir ihn noch einmal in Ingolstadt erleben konnten. Was natürlich auch für Big Daddy Wilson gilt, der ebenso für seine Musik lebt wie Robillard, obwohl sie so ganz anders klingt. Das Doppelkonzert der beiden lief in der von Walter Haber angestoßenen Reihe „Blues & More“. Bleibt zu hoffen, dass das „More“ nicht nur für stilistische Offenheit steht, sondern generell für weitere spannende Blueskonzerte.

DK