Ingolstadt
Beschwingt – vielfältig – stimmungsvoll

Kammerchor Ingolstadt gibt sein erstes öffentliches Konzert unter dem neuen Leiter Oliver Scheffels

21.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:58 Uhr

Anspruchsvolles a-capella-Programm: Der Kammerchor Ingolstadt unter dem neuen Leiter Oliver Scheffels sang Stücke aus verschiedenen Epochen der Kirchenmusik. Foto: Fröhlich

„Singet ein neues Lied, lobet den Herren“: Mit der Motette „Cantate Domino“ von Hans Leo Hassler startete der Kammerchor in St. Matthäus Ingolstadt ein Konzert, das mit „Sommerliches Musizieren“ angekündigt war und nach einer musikalisch abwechslungsreichen Stunde mit viel Applaus vom zahlreichen Publikum bedacht wurde.

Das hatte den Chor zum ersten Mal unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Oliver Scheffels mit einem anspruchsvollen a-cappella-Programm erlebt, das verschiedene Epochen der Kirchenmusik umfasste: Von der Alten Musik (Hassler) über die Romantik (Mendelssohn, Bruckner), das 20. Jahrhundert (Stanford, Laszlo) bis in unser Jahrhundert mit Oliver Scheffels eigener Komposition „So do not fear“, einer Motette für vier Stimmen – jederzeit zeigte sich der Kammerchor hochkonzentriert, reagierte präzise auf das Dirigat von Scheffels, der die Sängerinnen und Sänger zielgenau durch die jeweilige Stimmung, Dramatik und Aussagekraft der Stücke führte und intonierte lupenrein. Dabei artikulierte der Chor sauber und textverständlich – ganz gleich ob in lateinischer, englischer oder französischer Sprache (wie beim gesungenen Vaterunser von Maurice Duruflé, der Motette „Notre Père op. 14“. All das bewirkte immer wieder Gänsehautmomente, die sich nach den jeweiligen Motetten bereits in aufschwellendem Applaus zeigten. Dazu der Auftritt der Sopranistin Melanie Dirbach, die mit ihrer glockenhellen Stimme Georg Friedrich Händels „Singe Seele, Gott zum Preise“ aus den „Neun deutschen Arien“ und John Rutters „The Lord bless you und keep you“ in Begleitung von Oliver Scheffels an der Orgel sang. Überirdisch, sphärisch klang es da von der Empore und füllte den Kirchenraum. Doch abgehoben war dieses Konzert nicht, denn Scheffels wusste mit den eingefügten Orgelstücken auch noch in andere Gefilde zu entführen – passend zu den hochsommerlichen Temperaturen ging es mit der Blues-Toccata für Orgel (Mons Leidvin Takle) in südliche Gefilde (ein Hauch Mississippi-Sümpfe wehte da schon). Und mit Bolero de concert op. 166 für Orgel von Louis-James-Alfred Lefébure-Wély erklang ein Stück voll prägnanter Rhythmik und vielfarbiger Harmonie, mit Motiven, die an tanzbare Musik erinnern.

Alles in allem ein beseelendes, ein beschwingendes sommerliches Musizieren, das bei guten Gesprächen und kühlen Getränken im Innenhof von St. Matthäus erst spät ausklang. Und das bei freiem Eintritt, nur mit der Bitte um Spenden für die Kirchenmusik an St. Matthäus. Bitte mehr von solchen Konzerten, die auch selten oder nie zu hörende Musik zu Gehör bringt.

bfr