Für Frauen in Wohnungsnot
Beratungsstelle und geschützter Ort: Sozialdienst katholischer Frauen eröffnet Café NeuHaus

18.02.2024 | Stand 18.02.2024, 5:04 Uhr

Neueröffnung am Montag: In direkter Nachbarschaft zur SkF-Geschäftsstelle in der Schrannenstraße 1a (hinter der Franziskanerkirche) befindet sich das Café NeuHaus für Frauen in Wohnungsnot. Foto: Brandl

Schon vor gut 100 Jahren waren vor allem Frauen, insbesondere alleinerziehende, immer wieder von Wohnungsnot bedroht. „Viele Mädchen gingen damals zugrunde, weil sie abends kein schützendes Dach über sich hatten“, berichtete zu der Zeit Agnes Neuhaus, Gründerin des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Deutschland. Das habe sich bis heute nicht geändert, heißt es vom SkF.

Neuhaus, als eine der wenigen Frauen für die damalige Zentrumspartei im Berliner Reichstag, setzte sich auf vielfältige Weise für konkrete Hilfsangebote ein. Sie gründete zahlreiche Einrichtungen, die betroffenen Frauen einen Zufluchtsort boten. „Es lag also nahe, für unser neues Projekt den Namen Agnes Neuhaus zu wählen und uns damit in die Tradition mit unserer Gründerin zu stellen“, sagt Ursula Schmidt, Vereinsvorsitzende des SkF Ingolstadt.

Am Montag, 19. Februar, eröffnet der SkF im Ingolstädter Zentrum das Café NeuHaus – ein Ort für Frauen in drohender oder akuter Wohnungsnot. Im Erdgeschoss des alten Franziskanerklosters in der Schrannenstraße 1a, in der direkten Nachbarschaft der Geschäftsstelle des SkF, werden künftig Frauen in Not Beratung, Austausch, Ruhe und Unterstützung finden.

Aufwärmen und Wäsche waschen

„Unser Café bietet allen Frauen, die bald ihre Wohnung verlieren oder akut schon wohnungslos sind und auf der Straße leben, einen geschützten Ort“, sagt Judit Bauer, Geschäftsführerin des SkF und wesentlich am Konzept des Projekts beteiligt. „Hier können sie sich aufwärmen, ihre Wäsche waschen, eine eigene Postadresse nutzen und sich mit anderen Frauen austauschen“, ergänzt sie. Qualifizierte Mitarbeiterinnen des SkF bieten Beratung zu Themen wie Wohnungs- und Arbeitsplatzsuche an und unterstützen bei Behördenangelegenheiten. Sozialpädagogische Einzelgespräche zu Fragen rund um Lebensstruktur oder Konfliktfähigkeit können auch geführt werden. In Gruppenangeboten sollen Ressourcen wiederentdeckt, Kompetenzen gestärkt werden. „Nicht zuletzt gibt es in unserem Café warme Getränke, Kuchen und gesunde Snacks zu bezahlbaren Preisen“, so Bauer. Die Mitarbeiterinnen des SkF werden in ihrer Arbeit von ehrenamtlichen Frauen unterstützt. „Das Café soll ganz bewusst ein Projekt von Frauen für Frauen sein und zielt auf Hilfe zur Selbsthilfe“, sagt Schmidt.

Mehr als 400 Fälle in Ingolstadt

Mit dem Projekt setzt der SkF Ergebnisse und Handlungsimpulse einer Fachtagung um, die der Verein 2022 zusammen mit der Katholischen Universität Eichstätt durchgeführt hat. Damals wurde eine Studie vorgestellt, die auch für Ingolstadt eine hohe Zahl an Frauen in drohender oder akuter Wohnungsnot ermittelte und den Bedarf an niedrigschwelligen Anlauf- und Beratungsstellen beschreibt. „In der von uns in Auftrag gegebenen Studie gaben die Fachkräfte in Ingolstadt mehr als 400 Fälle in Ingolstadt an“, erklärt Bauer. Die Dunkelziffer, das heißt die Anzahl der Frauen, die nicht bei Beratungsstellen vorstellig würden, sondern oft nur für bestimmte Gegenleistungen auf der Couch von Freunden unterkommen, werde auf rund 2000 geschätzt, ergänzt sie. Der SkF-Vorstand entschloss sich deshalb, das Projekt zu starten und beim Bayerischen Sozialministerium Fördergelder zu beantragen. Nach der Bewilligung konnten Räumlichkeiten im bislang vom Kapuzinerorden genutzten Gebäudeteil angemietet und hergerichtet werden.

Name regt zum Nachdenken an

Dass im Namen des Cafés das H großgeschrieben wird, rege ganz bewusst zum Nachdenken an, so der SkF. Es mache klar, dass sowohl der Name der Vereinsgründerin darin steckt, zugleich aber auch ein neues Haus, das für die Frauen das Wichtigste ist – ein Ort, der helfe.