Bausteine der Revolution
„Erste Meile“ zwischen A9 und IN-Campus ab sofort digitales Testfeld für autonomes Fahren

17.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:15 Uhr

Datenübermittlung: Informationen aus Sensoren und Kameras entlang der Straße am IN-Campus werden direkt in ein Labor gespielt. Fotos: Geißler-Brems, THI

Von Marco Schneider

Ingolstadt – Vor zwei Jahren ist sie als Straße offiziell freigegeben worden, seit Dienstag rangiert sie nun als digitales Testfeld im Mobilitätsknoten Ingolstadt: die Verbindungsstraße zwischen A9 und dem Technologiepark IN-Campus. Die sogenannte „erste Meile“ soll Automobilherstellern, Zulieferern und Hochschulen als Erprobungsstrecke rund um das automatisierte Fahren dienen.

„Das hier ist eine Etappe einer neuen mobilen Revolution“, sagte Bayerns neuer Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) beim Startschuss für diese „erste Meile“ in der Aula der Technischen Hochschule. Die ist mit verschiedenen Partnern federführend. Und mit dem Testfeld zwischen dem Autobahnanschluss Ingolstadt-Süd und dem IN-Campus soll die Region Ingolstadt wieder ganz oben mitspielen, im „High-End-Bereich“, wie es Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert (FW) ausdrückte. Mobilität sei ein zentrales Projektfeld der Staatsregierung, sagte Weigert. „Wir wollen an der Spitze sein.“ An der weltweiten Spitze. Ingolstadt werde so „zu einer Leitregion für smarte digitale Mobilität der Zukunft“.



Nichts anderes als die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der bayerischen Automobilbranche will man erreichen, den Transformationsprozess der Autoindustrie anschieben und zum Erfolg bringen, Stadt Ingolstadt und die Landkreise der Region attraktiv halten, sagte Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD). Sein Amtsvorgänger Christian Lösel (CSU) hatte den Ausbau der Region zum Mobilitätsknoten in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz massiv mit vorangetrieben. Heute ist Lösel Direktor am entsprechenden THI-Institut. „Das heute ist ein wichtiger Baustein, um Ingolstadt zu stärken“, sagte Scharpf weiter. Und der Minister knüpfte an, sprach von einem „perfekten Mobilitäts-Ökosystem“, keine theoretische „Bubble“, sondern „mit Praktikern am Start“.

Jeder Euro des Freistaats sei hier gut investiert – immerhin 5,5 Millionen Euro Fördermittel fließen in die beiden Projekte „In2Lab“ und „5GOIng“. Gelder aus der 2019 von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) aufgelegten „Hightech-Agenda“ mit einem Gesamtvolumen von 3,5 Milliarden Euro. Für THI-Professor Walter Schober Anreiz genug, dem Minister vor Augen zu führen, dass Förderungen alleine nicht reichen, um Finanzierungslücken zu decken. Der nahm den Ball auf, merkte augenzwinkernd zwar an, dass „Ingolstadt uns lieb und teuer“ ist, signalisierte aber, durchaus verstanden zu haben, was Schober ihm mit auf den Weg nach München geben wollte.

Eine Live-Schaltung ans Testfeld nahe der A9 führte den Gästen während der Eröffnungsveranstaltung die Technik und die Arbeitsweise vor Augen. Wesentliches Element der Projekte: die Sicherheit des autonomen Fahrens erhöhen und diese Form der Fortbewegung alltagstauglich zu machen. Vom Testfeld Autobahn – 2019 in Betrieb gegangen – geht es dann direkt ins Testfeld mit urbanem Umfeld Mit dem Projekt „In2Lab“ widmet sich dabei vornehmlich der Umwelt und ihren Einflüssen – mit sieben Sensoren für die entsprechend ausgestatteten Fahrzeuge entlang der zweispurigen Straße. Die Sensoren haben nach Angaben der THI einen 100 Meter Wahrnehmungsreichweite.

Das Konzept „5GOIng“ nutzt den entsprechenden Mobilfunkstandard, um den Verkehrsfluss genauer zu analysieren. Es geht beispielsweise um nachhaltiges, angepasstes Fahren und damit weniger Emissionen. Die Anwendungen werden anhand des am IN-Campus vorhandenen Kreisverkehrs genutzt. Auch hier sind Sensoren im Einsatz, die dann über die Mobilfunkverbindungen ihre Daten an ein zentrales Labor direkt an der Straße übertragen. Und hier schlägt das Herz der Forschung, laufen doch alle Daten dort zusammen und werden für die weitere Verarbeitung zusammengefasst. „So können wir den Verkehr optimaler steuern. Das hier und heute ist ein Meilenstein.“ Für Ingolstadt. Und darüber hinaus.

DK