Psychische Gesundheit
Ausländische Ärzte und Cannabis-Legalisierung: Versorgungspolitischer Austausch mit Ingolstädter Direktkandidaten

26.09.2023 | Stand 26.09.2023, 10:33 Uhr

Interessiert haben sich die Direktkandidatinnen und -kandidaten die Informationen von Oberarzt Dr. Steffen Birkmann zur Situation psychisch Kranker in Ingolstadt angehört. Foto: Integra

Zu einem informellen Austausch hat der Steuerungsverbund psychische Gesundheit (SPGI) die Ingolstädter Direktkandidatinnen und -kandidaten zur Land- und Bezirkstagswahl eingeladen. Insbesondere wurden die regionalen Besonderheiten, aber vor allem auch Schwierigkeiten bei der Versorgung psychisch- und suchtkranker Menschen besprochen, sowie die Einflussmöglichkeiten der zukünftigen Entscheidungsträger.

In den Räumlichkeiten der Caritas-Wohnheime und -Werkstätten stellte Dr. Steffen Birkmann, bereichsleitender Oberarzt am Zentrum für psychische Gesundheit des Klinikums Ingolstadt und Vorsitzender des SPGI, zunächst die Versorgungslandschaft für Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Stadt Ingolstadt dar und referierte im Anschluss daran über die anstehenden Aufgaben und Herausforderungen vor den anwesenden Kandidatinnen und Kandidaten Alfred Grob, Christina Hofmann, Michael Fröhlich (CSU), Joachim Siebler, Merlin Nagel (Grüne), Karl Ettinger, Jakob Schäuble (FDP) sowie Wolfgang Baumann und Markus Reichhart (FW).

Birkmann stellte fest, dass es letztlich eine 30-prozentige Wahrscheinlichkeit gebe, im Laufe eines Lebens an einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung zu leiden – in der Stadt Ingolstadt sind dies mehr als 40000 Menschen. Deren Versorgung sei vor dem Hintergrund von zum größten Teil bundespolitischen Themen, wie der Einführung der neuen Personalrichtlinien in der Psychiatrie, Veränderungen in der Drogenpolitik und generellem Fachkräftemangel, zum Teil massiv gefährdet.

Rigide Haltung bei der Erteilung von Arbeitserlaubnissen

Anhand verschiedener Beispiele konnte in der anschließenden Diskussion zusammen mit den Anwesenden erarbeitet werden, wie sehr das Land Bayern und der Bezirk Oberbayern Einfluss auf die lokalen Bedingungen haben. So wurde mit den Kandidatinnen und Kandidaten unter anderem besprochen, dass Bayern offensichtlich eine äußerst rigide Haltung bei der Erteilung von Arbeitserlaubnissen ausländischer Fachkräfte zeigt und andere Bundesländer deutlich unbürokratischere und schnellere Wege gefunden hätten zum Beispiel ausländische Ärzte mit gleichwertiger Qualifikation zu integrieren, um dem Fachkräftemangel zur Versorgung der erkrankten Menschen entgegenzutreten.

Zusätzliche Aufgaben durch Cannabis-Legalisierung

An diesem Abend kam auch das derzeit aktuelle Thema der Cannabis-Legalisierung zur Sprache. Der Steuerungsverbund machte deutlich, dass sich durch die bevorstehenden Veränderungen besonders für die Kliniken, Gesundheitsämter wie Dienstleister aus der Suchthilfe neue und zusätzliche Aufgaben ergeben. So wurde den Anwesenden rasch deutlich, wie getroffene Entscheidungen „von ganz oben Auswirkungen auf weit unten“ haben, die leider nicht vorzubereiten waren.

DK