Toxische On-Off-Beziehung
Freundin zum Oralverkehr gezwungen? 21-Jähriger vor Ingolstädter Amtsgericht

Eichstätter soll seine damalige Lebensgefährtin vergewaltigt haben - Verhandlung wird am 21. September fortgesetzt

31.08.2021 | Stand 23.09.2023, 20:36 Uhr
Wegen mutmaßlicher Vergewaltigung muss sich ein 21-jähriger Eichstätter am Amtsgericht Ingolstadt verantworten. −Foto: dpa, Ebener

Ingolstadt - Eine toxische On-Off-Beziehung endet für einen 21-jährigen Eichstätter auf der Anklagebank am Amtsgericht Ingolstadt. Der Heranwachsende soll im August 2020 - genaues Datum ist unbekannt - seine damalige Freundin zum Oralverkehr in ihrer Wohnung gezwungen haben. Trotzdem habe die 24-Jährige laut eigener Aussagen auch nach der vermeintlichen Tat noch regelmäßig Kontakt zum Angeklagten gehabt. Ein Fall, der viele Fragen aufwirft.

Laut Staatsanwältin Alexandra Engel soll der Kellner an einem Abend im August seine Freundin gegen ihren Willen am Oberschenkel gestreichelt haben. Auch nach Aufforderung der 24-Jährigen, er solle die Wohnung verlassen, habe der Angeklagte sie bedrängt und zu Boden geschubst. Anschließend soll sich der 21-Jährige laut Anklage entkleidet und seinen erigierten Penis in den Mund der Klägerin gesteckt haben. Die 24-Jährige habe daraufhin gewürgt und sei laut Engel in ihr Badezimmer gelaufen. Der Beschuldigte habe währenddessen die Wohnung verlassen.

Den Vorfall hätte es laut Angeklagtem nie gegeben: "Was sie behauptet, stimmt nicht." Die beiden hätten sich im Mai 2020 kennengelernt. Er habe anfangs keine feste Beziehung mit der Eichstätterin eingehen wollen, was sich mit der Zeit aber geändert habe. Das Paar hätte sogar Pläne fürs Zusammenziehen gemacht, so der junge Mann. Trotz der Zukunftspläne habe der 21-Jährige seine Freundin des Öfteren mit ihrem Exfreund gesehen. "Sie hatte anfangs behauptet, dass sie nur Freunde seien", berichtet der Angeklagte. Irgendwann hätte sie die Beziehung mit dem Angeklagten aber beendet und sei zu ihrem Exfreund, mit dem sie bereits vor ihrem Verhältnis zusammen war, zurückgegangen, so der Eichstätter. Dennoch habe sie sich weiterhin regelmäßig mit dem Angeklagten getroffen. Sogar eine Überraschungsparty für seinen Geburtstag habe die 24-Jährige organisiert. "Ja, ich bin von einem zum anderen gesprungen", gibt die Eichstätterin im Zeugenstand zu. Sowohl für Amtsrichter Matthias Martin als auch für Verteidiger Jörg Gragert stellt sich eine wesentliche Frage: "Warum hatten Sie zum Angeklagten nach der vermeintlichen Tat noch Kontakt? Das ist ja eher ungewöhnlich."

Eigentlich sei der Beschuldigte ganz nett und sie treffe sich mit ihm auch nur noch zusammen mit Freundinnen, antwortet die Bäckereifachverkäuferin. Auch die neue Freundin des Angeklagten sagt aus, dass die 24-Jährige nach der Tat noch unzählige Male beim Beschuldigten angerufen hatte. "Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen, aber er hat sie immer abblitzen lassen und ist nie rangegangen", schildert die Erzieherin.

Am 26. Oktober 2020 habe sich die Lage dann zugespitzt. Um das zweigleisige Fahren der Eichstätterin aufzudecken, habe der Angeklagte zahlreiche Bilder an ihren neuen alten Freund geschickt. Dieser habe seine Freundin daraufhin zur Rede gestellt, es sei zum Streit gekommen, bei dem die junge Frau ihrem Freund erstmals von der Vergewaltigung erzählt habe, berichtet die 24-Jährige. Ihr Freund sei daraufhin mit ihrem Schlüssel und ihrem Handy weggefahren. Dadurch, dass die Eichstätterin zur Polizei gegangen ist, um ihren Freund suchen zu lassen, sei die Geschichte mit der Vergewaltigung ans Licht gekommen. "Nicht ich habe den Beamten davon erzählt, sondern mein Freund", sagt sie. Dieser sei sich aber laut Sachbearbeiter gar nicht sicher gewesen, ob seine Freundin überhaupt die Wahrheit sagt. "Glauben Sie jetzt, dass ihre Freundin vergewaltigt wurde?", will Richter Martin wissen. "Nachdem ich die Einladung zur Gerichtsverhandlung bekommen habe, muss es ja stimmen, oder?", antwortet der Freund des mutmaßlichen Opfers. Aussagen, die das Gericht stutzig machen. Warum ist sich nicht mal ihr eigener Freund sicher, ob es die Vergewaltigung gab? Und was hätte die 24-Jährige von derart schweren Anschuldigungen? Auf diese Fragen werden am nächsten Verhandlungstag, dem 21. September, Antworten gesucht.

DK

Daniela Blaimer