Ingolstadt
Abriss des Steges kostet über eine Million

Ursprüngliche Schätzung lag weit darunter - Mehrkosten übernimmt größtenteils die Bahn

27.07.2021 | Stand 23.09.2023, 19:59 Uhr
Da stand er noch: Der Steg am Bahnhof. −Foto: Hammer (Archiv)

Ingolstadt - Das eine oder andere Stück Zündstoff bietet auch die aktuelle Sitzung des Finanzausschusses des Ingolstädter Stadtrats, die heute über die Bühne geht.

Auf den ersten Blick noch harmlos wirkt der Tagesordnungspunkt 23 - Abbruch des Hauptbahnhofsteges: ergänzende Projektgenehmigung. Allerdings offenbart die Sitzungsvorlage den Umstand, dass sich die Kosten für den Abriss des Steges von 590000 Euro wie ursprünglich veranlagt auf 1100000 Euro gesteigert haben. Ein satter Zuwachs um rund 85 Prozent.

Zum Glück für den städtischen Haushalt trägt den allergrößten Teil der Zusatzkosten die Bahn. Der Anteil der Stadt erhöht sich nur von 590000 Euro auf 640000 Euro. Verantwortlich für den Zuwachs sind vor allem die Kosten für die Bahnlogistik, die mit 361000 Euro zusätzlich zu Buche schlagen. Dazu heißt es in der Vorlage: "Die Bahnlogistikleistung konnte aufgrund der fehlenden Vergleichsprojekte schwer abgeschätzt werden. " Außerdem konnte man nicht wie noch bei der Planung vom Jahr 2018 angenommen, die Gleise Richtung Baar-Ebenhausen komplett sperren. Darüber hinaus kamen unter anderem 73000 Euro für vorher nicht eingepreiste "Abbruchleistungen" dazu - so etwa war die Umleitung der Martin-Hemm-Straße nicht eingeplant gewesen, und der Abbruch des Überbaus kam 20000 Euro teurer als geplant.

Da die Bahn nach längeren Verhandlungen die Mehrkosten zum allergrößten Teil auffängt, stellt sich die Situation für Baureferatschef Gero Hoffmann nicht so dramatisch dar. Er erklärt: "Projekte mit der Bahn sind immer recht tricky. Daher haben wir auch mit einem externen Ingenieurbüro zusammengearbeitet, das die entsprechenden Expertisen hat. Am Ende hat man sich dann wohl etwas vertan. Aber es gab auch Umstände - etwa, dass wir den Abriss in vier Abschnitte aufteilen mussten - die so nicht vorhersehbar waren. "

KOMMENTAR

Erst die exorbitanten Kostensteigerungen beim Museum für Konkrete Kunst und Design, jetzt schnellt der Preis für den Abriss des Bahnhofsstegs in die Höhe. Um rund 85 Prozent. Wie sagen doch die Strandhändler am Mittelmeer so schön, wenn sie deutschen Urlaubern ihre Waren anpreisen: "Heute billig, morgen teuer! "

Gut, der städtische Anteil an den Kosten steigt sehr moderat von 590 000 Euro auf jetzt 640 000 Euro. Dennoch: Die bei der Steigerung am Steg hinzugekommenen Posten beinhalten keine unabsehbaren plötzlichen Überraschungen wie eine antike Grabkammer unter den Fundamenten oder eingebaute Gift-Ampullen.

Wenn auch die Preissteigerungen im Bausektor im Moment immens sind: So groß wie beim Abriss des Steges sollte die Diskrepanz zwischen geplanten und tatsächlichen Kosten nicht sein. Auch vor dem Hintergrund, dass es hier um das Verschwinden eines Stücks Ingolstadt geht, das viele bedauern: Um nicht massiv Vertrauen zu zerstören, sollten Kalkulationen von städtischen Bauvorhaben auf absehbare Zeit nach Möglichkeit nicht so weit am Ziel vorbei gehen.

Markus Schwarz

Markus Schwarz