Ingolstadt
Für Menschenrechte aktiv

Ingolstädter Ortsgruppe von Amnesty International feiert 45-jähriges Bestehen

01.06.2021 | Stand 05.06.2021, 3:33 Uhr
Erster großer Auftritt: 1978 organisierte die Ingolstädter AI-Ortsgruppe eine große Demonstration. Man setzte sich damals für den Baptistenpfarrer Peter Steffen ein. −Foto: DK-Archiv

Ingolstadt - Mit dem 60. Jahrestag des Bestehens von Amnesty International am 28. Mai geht in diesem Jahr auch der 45. Jahrestag der Gründung der Ingolstädter Ortsgruppe der Menschenrechtsorganisation einher.

Eines ihrer engagierten Mitglieder ist fast von Beginn an die frühere SPD-Stadträtin Gudrun Rihl. Sie wurde 2020 für ihr Engagement von der Stadt Ingolstadt mit der Hans-Peringer-Medaille geehrt wurde. Gemeinsam mit nach eigenen Angaben rund zehn Millionen Unterstützern weltweit arbeitet Amnesty International auf eine Welt hin, in der alle Menschen dieselben Rechte genießen. Die Ortsgruppe Ingolstadt setzt sich dabei vor allem für einzelne Personen ein.

Frau Rihl, für welche Person setzt sich die Gruppe gerade ein?
Gudrun Rihl: Aktuell setzt sie sich für den Menschenrechtsanwalt Gao Zhisheng ein, der seit 2017 als gewaltloser politischer Gefangener in China von den Behörden ohne Anklage an einem unbekannten Ort gefangen gehalten wird. Er unterstützt Angehörige religiöser Minderheiten und ist selbst Christ. Amnesty fordert Informationen über seinen Aufenthaltsort, seinen Schutz vor weiterer Folter und Misshandlung und seine sofortige und bedingungslose Freilassung.

Sie haben vor über 20 Jahren in Ingolstadt den "Tag der Menschenrechte" ins Leben gerufen. Was bedeutet dieser Tag für Sie persönlich?
Rihl: Für die Wahrnehmung der Menschenrechte in der Stadtgesellschaft hat der Tag nicht nur für mich ein besonderes Gewicht. In den vergangenen Jahren haben hier bekannte Persönlichkeiten wie Auma Obama, die Halbschwester von Barack Obama, der Philosoph Julian Nida-Rümelin oder Jürgen Grässlin, erfolgreicher Kämpfer gegen die Waffenlobby, Reden gehalten. Die Veranstaltung hat Impulse gesetzt, unter anderem für vielfältige Kooperationen, für die Filmreihe "Cinema Global" mit dem Audi-Programmkino und den Briefmarathon an der Fronhofer-Realschule.
Mit welchen Aktionen macht die Ortsgruppe auf die beiden Jahrestage aufmerksam?
Rihl: Seit Mai sind zum 60. Geburtstag und ganz corona-konform viele Plakate wie eine gelbe Welle in der ganzen Stadt zu sehen, die Einladung sein sollen, sich zur lokalen Arbeit von Amnesty und zu Gao Zhisheng unter amnesty-ingolstadt. de und auf Instagram unter amnestyingolstadt zu informieren und einzusetzen. Am Samstag, 5. Juni, feiert die Gruppe das Jubiläum im kleinen Rahmen mit einer Kundgebung beim Theaterplatz.

Welches waren Ihre bewegendsten Momente in Ingolstadt?
Rihl: Als uns drei der frei gekommenen Menschen in Ingolstadt besuchten: der Baptistenpfarrer Steffen aus der ehemaligen UdSSR, der türkische Journalist Ahmet Kardam und der Nigerianer Patrick Okorafor.

Ihre Vision für Amnesty International für die nächsten 45 Jahre?
Rihl: Eine Gesellschaft frei von Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus und die Geltung und Einhaltung der Menschenrechte weltweit.

DK

Das Gespräch führte Michael Brandl.