Ingolstadt
Ein Hupkonzert für den Gewinner

Nominierung im Autokino-Format: Reinhard Brandl (CSU) kandidiert zum vierten Mal für den Bundestag

01.05.2021 | Stand 16.07.2021, 18:26 Uhr
Nach der Nominierung im Autokino-Format auf dem Ingolstädter Volksfestplatz: Der CSU-Bundestagsabgeordnete und erneute Bundestagskandidat Reinhard Brandl (2.v.l.) an der Seite der Landtagsabgeordneten in seinem Wahlkreis: Tanja Schorer-Dremel (Eichstätt), Alfred Grob (Ingolstadt) und Matthias Enghuber (Neuburg-Schrobenhausen, r.). −Foto: Hauser, Silvester, CSU Ingolstadt

Ingolstadt - Ein Herz für die CSU!

Es ist auf einem guten Weg. Mehr als 140 Fahrzeuge rollen auf den Volksfestplatz. Die CSU im Bundestagswahlkreis Ingolstadt mit dem Landkreis Eichstätt und einem Teil des Landkreises Neuburg-Schrobenhausen wählt ihren Direktkandidaten für die Bundestagswahl am 26. September im Autokino-Format, um eine Menschenansammlung zu vermeiden. Die CSU-Delegierten an den Steuern mögen sich etwas wundern, als sie vom Organisationsteam auf speziell mit Sprühkreide markierte Stellflächen gelotst werden, die eigenwillig arrangiert wirken. Zu was dient der Aufwand? "Drei Autos fehlen noch vom Herzen! ", ruft ein Wahlhelfer. Alles klar?

Bald wird das Geheimnis verraten: Die Kraftfahrzeuge formen drei große Buchstaben: C, S, U - und ein dickes Herz. Eine Idee Reinhard Brandls. Das Signal ist klar: Wenn man schon im Ausnahmemodus abstimmen muss, dann zumindest spektakulär außergewöhnlich.

Eine Kameradrohne hält die Kfz-Choreografie fest. Es ist sich genau ausgegangen: Von den 160 Delegierten sind 154 zur Aufstellungsversammlung nach Ingolstadt gekommen (69 aus dem Landkreis Eichstätt, 35 aus dem Kreis Neuburg-Schrobenhausen, 50 aus der Stadt Ingolstadt). 150 Autos waren für die CSU-Installation auf dem Parkplatz vorgesehen. Hätten einige gefehlt, um das Herz zu bilden, wäre Waltraud Mayer mit ihrem Pkw eingesprungen. Die Mitarbeiterin im Wahlkreisbüro der CSU erlebt an diesem Samstag ihre 13. Nominierung eines Bundestagskandidaten. Reinhard Brandl, Mitglied des Bundestags seit 2009, weist mit Dankbarkeit eigens darauf hin, denn Waltraud Mayer geht im Herbst in den Ruhestand.

Brandl, 43, aus Eitensheim im Landkreis Eichstätt, Verteidigungs- und Haushaltsexperte, hat das Direktmandat drei Mal hintereinander gewonnen. Jetzt will er zum vierten Mal in den Deutschen Bundestag einziehen. Herausforderer hat er keine. Die Delegierten reichen ihre Wahlunterlagen durch die Fenster, wenig später ist ausgezählt: Brandl erhält zwei Nein-Stimmen und 152 Ja-Stimmen, das sind 98,7 Prozent. Es ertönt ein euphorisches Hupkonzert.

Die Frage, wie eine Abstimmung nach Autokino-Art abläuft, ist zweifellos spannender als der Ausgang von Brandls vierter Nominierung. Bundeswahlkreisgeschäftsführer Stefan Huber, sein gut 15-köpfiges Organisationsteam und Mitarbeiter einer Firma für Veranstaltungstechnik haben großen Aufwand betrieben. Alles funktioniert problemlos. Die betont kurzen Redebeiträge und die Ausführungen des Wahlleiters - Landtagsabgeordneter Matthias Enghuber aus Neuburg - werden per UKW-Signal an die Autoradios vor der Bühne gesendet. Zudem beschallen Lautsprecher den Volksfestplatz. Wie es sich für ein Kino gehört, verteilt die CSU säckeweise Popcorn an alle. Eugen Freiherr von Redwitz, Vorsitzender der Bundeswahlkreiskonferenz, bittet die Delegierten, ihm die Lichthupe zu geben, sollte irgendetwas fehlen. Alles ist da. Er lobt die "unglaubliche Akribie" der Organisatoren und Delegierten. Dann lassen drei CSU-Landtagsabgeordnete aus den Kreisverbänden im Bundestagswahlkreis Brandl hochleben. Alfred Grob (Ingolstadt) bezeichnet ihn als "Fels in der Brandung in schweren Zeiten. " Für Tanja Schorer-Dremel (Eichstätt) ist Brandl der Mann, "der für uns alle in Berlin kämpft, netzwerkt und uns verbindet - mit grenzenloser Geduld". Enghuber glaubt, dass von Brandls Nominierung "ein kraftvolles Signal" für den Wahlkampf ausgeht.

"Es ist sehr bewegend, das hier zu erleben", erzählt Brandl nach der Abstimmung unserer Zeitung. "Es beeindruckt mich auch, wie diszipliniert alle teilgenommen haben. " Die Nominierung aus Autos heraus ist schließlich eine Premiere.

Und bleibt, wie alle hoffen, eine Ausnahme. Die Corona-Katastrophe treibe ihn immens um, sagt Brandl. In einem Youtube-Video, das er vor wenigen Tagen aufgenommen hat, um während der Versammlung auf eine Bewerbungsrede verzichten zu können, erinnert er an die "Tausenden, die derzeit auf den Intensivstationen um ihr Leben kämpfen". Die Pandemie sei auch eine ökonomische Katastrophe. Er erhalte täglich Anrufe von Menschen, die um ihre wirtschaftliche Existenz fürchten. Deshalb werde es ein Schwerpunkt seiner Arbeit bleiben, dazu beizutragen, ihnen zu helfen: Jetzt, während der dritten Welle, und nach der Überwindung der Krise. "Denn dann erst werden alle Schäden sichtbar sein. " Brandl ahnt: Es wird schlimm ausschauen.

DK