Ingolstadt
Wurstsemmeln gegen Rollenklischees

27.04.2021 | Stand 30.04.2021, 3:34 Uhr
Freuen sich über 50 Jahre Bürgerhilfe: Sabine Pfeffer (Geschäftsführerin der Bürgerhilfe KiTa GmbH), Bettina le Maire (Pädagogische Leitung der Bürgerhilfe KiTa GmbH),  die Tochter Christa Kuhn sowie die Enkelin Christine Matthes der Vereinsgründerin Genovefa Miedel, die Leiterin der Kinderwelt Jasna Krause und Ralf Piegsa, Vorsitzender des Vereins Bürgerhilfe Ingolstadt. −Foto: Hauser

Ingolstadt - Die Anfänge der Bürgerhilfe liegen in Genovefa Miedels (1922 - 2006) Kinderangebot "Schöne Ferien auch für Dich", dem Vorläufer der Stadtranderholung.

Mehrere hundert Kinder betreute sie ab 1954 mit ihren Helferinnen in ihrem Garten in Ringsee. Noch in den 1950ern richtete sie in der Altstadt einen "Kinderpark" ein, in dem Kinder kurzzeitig betreut wurden, während die Eltern beim Einkaufen waren. Später gründete sie die erste Kindertagesstätte Bayerns in der Griesbadgasse. Das ehrenamtliche Engagement der rührigen Frau - zeitweise saß sie für die SPD im Stadtrat - hatte auch einen großen Einfluss auf ihre Familie, wie sich Tochter Christa Kuhn und Enkelin Christine Matthes erinnern. "Die Bürgerhilfe war immer präsent bei uns daheim", berichtet Matthes. Und alle halfen mit. "Ich kann mich gut erinnern, wie in dem Kammerl in der Garage die Wurstsemmeln für die Kinder geschmiert wurden. "

Anfänglich, so weiß es Christa Kuhn noch ganz genau, musste Miedel "sehr große Widerstände" vor allem von konservativer Seite überwinden. "Sie hat mit Klischees gebrochen. " Ihre Mutter sei es stets um die Belange der Kinder und (alleinerziehenden) Frauen gegangen. "Ihr Antrieb war es, Frauen und Mütter unabhängig zu machen", sagt Kuhn. "Da war sie ihrer Zeit weit voraus. " Dass Frauen ihre Kinder in andere Hände zur Betreuung geben, daran mussten sich vor allem die Männer erst noch gewöhnen.

Im Jubiläumsjahr der Bürgerhilfe blicken die beiden Frauen nicht ohne Stolz darauf, was mittlerweile aus dem Einsatz ihrer Mutter und Oma gewachsen ist. "Es ist wirklich schön, was daraus geworden ist", freut sich Christa Kuhn.

DK