Kösching
Es bleibt die Information

Bürgerinitiative und Prolignis blicken dem Bürgerentscheid zuversichtlich entgegen

27.04.2021 | Stand 23.09.2023, 18:14 Uhr
Mit Infoständen sind die Bürgerinitiative "Stoppt das Kraftwerk" und der Energieversorger Prolignis (im Hintergrund) derzeit donnerstags am Köschinger Bauernmarkt vertreten. Mit dabei: Christoph Strobel (von links), Georg Altmann und Josef Diepold. −Foto: Stephan

Kösching - In etwas über zwei Wochen steht in Kösching ein Bürgerentscheid an: Nach der Abstimmung am Sonntag, 16. Mai, steht fest, ob das Genehmigungsverfahren rund um das geplante Holzheizkraftwerk wieder aufgenommen wird oder ob der Energieversorger Prolignis das Projekt frühzeitig aufgeben muss. Ein Stimmungsbild.

 

Auf dem Marktplatz herrscht reges Treiben. Nicht nur, weil der Bauernmarkt wie jeden Donnerstag Besucher anlockt. Auch die Bürgerinitiative (BI) "Stoppt das Kraftwerk" und Prolignis sind mit Informationsständen vertreten. Und obwohl die Argumente sich jetzt wiederholen, ist "Information" auf beiden Seiten nach wie vor das entscheidende Wort. "Wir setzen darauf, dass sich die Bürger mit den Informationen ein eigenes Bild machen", sagt Prolignis-Vorstand Tobias Mayinger. Auch BI-Sprecher Georg Altmann will "die Zeit bis zum Bürgerentscheid verwenden, die Bürger zu informieren". Corona mache es nicht leicht, die Menschen zu erreichen, ergänzt Josef Diepold neben ihm. "Ich setze da auf Einzelgespräche."

Die hat Mayinger in den vergangenen Monaten zuhauf geführt. Andere Projekte überlässt er derzeit seinen Mitarbeitern, er konzentriert sich voll auf das geplante Holzheizkraftwerk. "Ich habe in den letzten Wochen eine Versachlichung der Diskussion wahrgenommen", schildert der Prolignis-Vorstand. Er hat den Eindruck, dass die Köschinger für wissenschaftlich belegte Daten "dankbar" sind. Viele Vorab-Gutachten hat Mayinger auf den Tisch gelegt, alle scheinen sie dem Projekt grünes Licht zu bekunden. Entscheidend wären aber jene Gutachten, die im Laufe der Bauleitplanung erstellt werden würden. Dass die durch das erfolgreiche Bürgerbegehren der BI aufs Eis gelegt wurde, lässt Mayinger immer noch ratlos zurück. "Auch bei dem Bürgerentscheid geht es nicht um die Baugenehmigung, sondern nur um die Rückkehr in die Bauleitplanung."

Die BI dagegen ist sich sicher, dass das Holzheizkraftwerk auf jeden Fall gebaut wird, falls sich die Köschinger für diese Rückkehr entscheiden. Sie will deshalb "die Reißleine ziehen", sagt Christoph Strobel. Dafür haben die BI-Mitglieder Unterstützer gefunden, wie dieser Nachmittag am Marktplatz zeigt. Allerdings haben sie auch mit Anfeindungen zu kämpfen. "Das ist unerträglich", sagt Strobel.

Vor allem der Vorwurf, die BI verbreite Unwahrheiten, macht den Mitgliedern zu schaffen. Der Anklage, die BI schüre unbegründete Ängste gegen das Projekt, widerspricht Altmann vehement. "Die Ängste sind schon da, die darf man auch aussprechen." Dabei hat er viel Zeit und Energie in die Recherche gesteckt. Das Problem: Seine Quellen wollen - bis auf die Stadtwerke, die nach ihren eigenen technischen Rahmenbedingungen ein Fernwärmenetz in Kösching laut einer der BI vorliegenden Stellungnahme für wirtschaftlich unrentabel halten - laut dem Sprecher meist nicht öffentlich zitiert werden.

Die BI bezieht sich deshalb auf diverse Publikationen von Prolignis, die sie "misstrauisch" machen. Da geht es um Zahlen zur Verfügbarkeit der Biomasse, zur Gewerbesteuer oder zu den versprochenen Arbeitsplätzen. Gisela Walter-Seth spricht von "Lockangeboten". Die Mitglieder stellen auch das Zustandekommen des Fernwärmenetzes infrage. "Sollte das nicht kommen, weil sich kein Betreiber findet, dann bekommen die Köschinger gar keine Energie", sagt Strobel. Die BI - darunter selbst einige Waldbauern - setzt sich vielmehr für dezentrale Anlagen ein.

Auf der anderen Seite bezeichnet Mayinger "das Projekt nach wie vor als unheimlich wichtig, weil es ein Klimaschutzprojekt ist", betont er. "Wir haben die Chance, über nachwachsende Rohstoffe 100000 Tonnen CO2 im Jahr einzusparen." Für Kösching ergebe sich die Möglichkeit zu einem "riesigen Alleinstellungsmerkmal" als klimaneutrale Gemeinde: "Welche Kommune abgesehen von Städten hat ein eigenes Wärmenetz?"

Beide Parteien versuchen, dem Bürgerentscheid hoffnungsvoll entgegenzublicken. "Ich gehe zuversichtlich in die letzten Wochen vor dem 16. Mai und hoffe, dass die Köschinger auf Basis sachlicher Informationen die richtige Entscheidung treffen", fasst Mayinger zusammen. Auch Altmann ist "positiv gestimmt, weil die Köschinger jetzt genug Informationen bekommen haben", betont der BI-Sprecher. "Wenn ich durch Kösching gehe, spüre ich die Befürwortung unseres Anliegens. Am 16. Mai wird entschieden."

DK

 

Tanja Stephan