Spiel und Spaß
Am Pfingstmontag startet Kindolstadt mit einem bunten Programm

27.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:21 Uhr

Kein Zutritt für Erwachsene: In Kindolstadt haben die Kinder die Vorherrschaft. Zweieinhalb Wochen lang schnuppern sie in das Erwachsenenleben, gehen arbeiten und verdienen Geld, wählen Bürgermeister und Stadtrat und leben selbstbestimmt. Es liegt in ihrer Hand, die Gefüge der Stadt zu lenken und zu gestalten. Foto: Kinderreporter Kindolstadt (Archiv)

Mit den bunten Zelten in gelb, orange, blau und weiß sieht der Jugendzeltlagerplatz am Baggersee in Ingolstadt beinahe wie ein Festplatz aus. Tatsächlich handelt es sich aber um eine ganze Stadt – Kindolstadt! Wenige Tage vor der Eröffnung wird in der Kinderstadt noch einmal kräftig angepackt, aufgebaut und vorbereitet. Es werden Paletten geschleppt, Schilder befestigt und Bänke aufgestellt. Am Pfingstmontag geht es dann mit dem umfangreichen Mitmach-Konzept des Stadtjugendrings los.



„Kindolstadt ist eine Kinderspielstadt“, erläutert Mamsy Gross. Die 29-Jährige organisiert bereits zum zweiten Mal die zweieinhalb Wochen voll Spiel, Spaß und Selbstbestimmung. „Die Kinder können ins Erwachsenenleben reinschnuppern.“ Denn genau darum geht es in Kindolstadt: Es soll eine Stadt entsehen, in der Kinder leben und regieren. Ohne den Einfluss von Erwachsenen. In der Stadt haben die Kinder die Vorherrschaft. „Es geht viel um Selbstentscheidung“, betont Gross. „Sie können selbst entscheiden, was sie arbeiten wollen und wofür sie Geld ausgeben.“ Außerdem wird auch ein Bürgermeister und Stadtrat gewählt.

Viele Möglichkeiten: von Schreiner bis Kinderreporter

Mit den zahlreichen Zelten hat das Team des Stadtjugendrings wieder eine komplette Stadt aus dem Boden gestampft. Es gibt eine Markthalle, ein Versammlungszelt und auch Arbeitsamt, Bank, Feuerwehr und Wertstoffhof haben Platz gefunden. Außerdem gibt es ein Krankenhaus, eine Kinder-Uni und einen Sport- und Freizeitbereich mit ausgefallenen Sportarten wie „Gummihuhn-Golf“. Ganz nach dem diesjährigen Motto von Kindolstadt – „Hobby und Freizeit“ – gibt es auch ein Eventzelt mit Kino, einen Freizeitpark mit Hüpfburg und eine Kinder-Bar.

Das Konzept der Kinderstadt ist ganz einfach: Die Kinder gehen arbeiten und bekommen dafür Geld, dass sie dann ausgeben können. „Wir haben eine eigene Währung“, so Dieter Edenharter, stellvertretender Geschäftsführer des Stadtjugendrings Ingolstadt. „Den Schiller.“ Richtige Geldscheine, sogar mit Wasserzeichen. „Es ist zwar Spielgeld, aber trotzdem nehmen die Kinder es ernst.“ Geld verdienen können die Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren in ganz verschiedenen Jobs: In der Schreinerei werden Holzarbeiten angefertigt, in der Schmuckwerkstatt werden Armbänder und Ketten mit Perlen hergestellt. Bei der Feuerwehr lernen sie Schläuche zu rollen und auch in der Küche arbeiten die Kinder fleißig an der Zuckerwatte- und Popcorn-Maschine und bereiten Sandwiches und Crêpes zu. Außerdem können sie bei der Upcycling-Station Geldbeutel aus Tetrapacks machen und in der Vorschulwerkstatt wird jeden Tag ein Equipment gebaut, um am Ende der Woche ein Forscher zu sein. Und es gibt sogar Kinderreporter, die Fotos machen, Texte schreiben und jeden Tag eine eigene Zeitung zusammenstellen.

Kinder werden Professor und wählen Bürgermeister

„Die Kinder können sich vom Novizen zum Gesellen, und dann weiter zum Meister hocharbeiten“, erläutert Mamsy Gross. Das große Ziel: „Die Kinder, die schon Meister sind, sollen die Ehrenamtlichen bei der Ausbildung der Kinder unterstützen, die noch nicht so gut sind.“ Auch in der Kinder-Uni ist viel Programm geboten: Fechten, K-Pop, Umweltbildung, Sternwarte, Manga-Zeichenkurs. Die Kinder können sogar zum Professor werden oder ein eigenes Geschäft eröffnen, wenn sie die Vollbürgerschaft erhalten.

Gleich am ersten Tag wird der Bürgermeister und Stadtrat von Kindolstadt gewählt. „Die Kinder können sich aufstellen lassen und mit Plakaten und einem Wahlspruch für sie werben. Sie dürfen auch kurz auf die Bühne und etwas sagen“, so Gross. Ganz oft wären Sprüche wie „Mehr Arbeitslohn für alle“ vertreten, aber es gebe auch so etwas wie „kostenloses Eis für alle“, verrät die 29-Jährige.

Pro Tag sind um die 250 Kinder von 9 bis 16 Uhr auf dem Platz. Unterstützt wird das große Projekt des Stadtjugendrings von zahlreichen Ehrenamtlichen. Das Schönste für Gross ist „zu sehen, wie die Kinder da reinwachsen“. Am Montag sind die Kinder noch schüchtern, am Dienstag würden sie sich aber schon wie zuhause fühlen. Und es gibt auch vereinzelt welche, die in den Jahren zuvor als Kind teilgenommen haben und nun als Ehrenamtliche wieder mit dabei sind.