Stadtgeflüster
Allzeit einsatzbereit

Die tägliche Glosse des DONAUKURIER für Ingolstadt

05.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:36 Uhr

Im Jahr 1869 wurde per königlichem Erlass angeordnet, dass jede ernannte Ortschaft in Bayern eine Feuerwehr zur Brandabwehr gründen muss. Und der Funke ist übergesprungen: In den Jahren darauf haben sich lauter Verrückte zusammengetan, die doch tatsächlich gegen flammende Feuersbrünste kämpfen wollten.

Auch in Ingolstadt und Umgebung gab es 1873 so Wahnsinnige. Die müssen ja wohl Todessehnsucht gehabt haben! Unser geliebter König Ludwig hat es mit dem Erlass ganz sicher nur gut mit seinen Bayern gemeint – aber was hast du uns da nur angetan???

Jetzt können wir zusehen, wie wir mit den ganzen 150-Jahr-Feiern fertig werden. Wir würden sowas natürlich nie unterstellen, aber die Ettinger Feuerwehrler liegen wahrscheinlich schon nur bedingt einsatzbereit unter den Bierbänken. Die werden heuer aber nicht die einzigen bleiben, die das mit dem Löschen etwas zu ernst nehmen. Die Gaimersheimer und Mailinger sind die nächsten – und auch Kasing und Stammham rücken heuer noch zum Einsatz ins Festzelt aus. Und sind wir mal ganz ehrlich: In Bayern heißt das sowieso nicht Feuerwehr – des hoaßt Feierwehr!

Aber wer löscht dann die Brände und rettet die Katze vom Baum, wenn die Feuerwehrler alle an der Bar stehen und mit den Festdamen flirten? Spaßbremsen lästern gerne, die würden dabei mehr schlucken, als die Wassertanks ihrer Löschfahrzeuge und seien am Ende genauso dicht wie die Masken der Atemschutzgeräteträger. Wenn die Sirene heult, meinen die Kameraden wahrscheinlich, dass es die nächsten drei Stamperl Schnaps umsonst gibt. Aber mei, es sei ihnen gegönnt. Also Krüge hoch und stoßt an! Auf alle Kameraden, die sich über die Festtage allzeit einsatzbereit an das reinste aller Löschmittel halten: Wasser.

Hinweis der Redaktion: Das Stadtgeflüster ist eine seit vielen Jahren beim Donaukurier etablierte Satire. Das heißt, es ist kein Tatsachenbericht, sondern als Glosse eine literarische Gattung. Sie darf also Dichtung und Wahrheit miteinander vermengen. Eine Satire darf auch Sachverhalte zuspitzen, übertreiben und über das Ziel hinausschießen – genau deshalb ist es Satire.