Ingolstadt
Wonnemar in Ingolstadt: Wie geht es mit der Baustelle weiter?

Stadt und Interspa verhandeln über Ausstieg des Betreibers

17.07.2020 | Stand 23.09.2023, 12:58 Uhr
Wie schnell es auf der Wonnemar-Baustelle weitergeht, ist nach wie vor unklar. Abgesehen von einigen kleineren Sicherungsarbeiten des Bauunternehmens MaussBau ruht die Tätigkeit, nachdem die Wonnemar-Betreiberfirma Interspa einen Baustopp verkündet hatte. −Foto: Hammer

Ingolstadt - Dass es sich beim Wonnemar in Ingolstadt um eine schwierige Baustelle handelt, ist nicht erst seit dem mit viel Getöse von Betreiber Interspa verkündeten Baustopp klar. Großer Ärger begleitet das Millionenprojekt schon viele Monate. Eigentlich sollte das Spaßbad nach der Modernisierung und der "Attraktivitätssteigerung" mit einem großen Thermenbereich längst wieder geöffnet sein. Doch wann es soweit ist, steht weiterhin in den Sternen.

 

Genauso öffentlichkeitswirksam wie die angeblich in finanzielle Schieflage gerutschte Interspa-Gruppe das vorläufige Ende der Bauarbeiten kundtat, war die Reaktion der Stadt Ingolstadt ausgefallen: Sie brach zunächst alle weiteren Verhandlungen über die Zukunft des Spaßbades ab und erklärte sie für gescheitert, An dem Umbau übernimmt die Stadt (bisher) 49 Prozent der Kosten, die insgesamt 22,7 Millionen Euro betragen sollen.

Nachdem der erste Pulverdampf verzogen war, hatten beide Seiten in den vergangenen Tagen doch wieder die Gespräche aufgenommen. Klar scheint aber: Das Verhältnis ist zerrüttet. Eine gemeinsame Zukunft der 17-jährigen Partnerschaft seit der Wonnemar-Eröffnung 2003 ist kaum vorstellbar. Die Trennung scheint besiegelt, wenn auch noch nichts unterschrieben ist. Über die Konditionen des Abschieds liegt dem Vernehmen nach ein von beiden Seiten ausgehandeltes Angebot auf dem Tisch: Für einen mittleren einstelligen Millionenbetrag würde die Stadt (über ihr Tochterunternehmen Stadtwerke Freizeitanlagen GmbH) die Wonnemar-Betreiberfirma übernehmen und dann das schicke neue Bad auf eigene Kosten zu Ende bauen. Interspa wäre komplett raus, damit aber natürlich auch die vor dem Umbau vertraglich fixierte Verpflichtung zur Fertigstellung der Donautherme los. Der Wonnemar-Umbau dürfte geschätzt zu etwa 80 bis 85 Prozent abgeschlossen sein. Entsprechende Ausgaben wären für die nach eigenen Angaben angeschlagene Interspa also noch nötig.

Das ausverhandelte Millionenangebot an den bisherigen Betreiber hat der Ingolstädter Stadtrat kürzlich in nicht-öffentlicher Sitzung genehmigt und damit auch die Trennung von Interspa abgesegnet. Nun warten alle auf den Abschluss. Mit Verweis auf die laufenden Verhandlungen wollten sich sowohl die Stadt Ingolstadt als auch Interspa auf DK-Anfrage nicht zum aktuellen Stand oder Details äußern.

Die Stuttgarter Bädergruppe hatte eine mögliche Trennung gegenüber unserer Zeitung kürzlich so beschrieben: "Das Ende einer Partnerschaft, die der Harmonie einer Ehe ähnelte - nicht ganz stressfrei, trotzdem wussten beide Partner, mit wem sie sich ins Bett legten."

Der Vertrag zwischen Stadt (Freizeitanlagen GmbH) und der Wonnemar-Betreiberfirma würde noch 13 Jahre laufen. Seinerzeit wurde bei der Wonnemar-Eröffnung ein Erbaupachtvertrag für das städtische Grundstück über 30 Jahre abgeschlossen. Danach hätte der Vertrag erneuert oder verlängert werden können oder die Stadt hätte das Spaßbad zu einem dann zu ermittelnden (Substanz-)Wert für die Anlage zurückgekauft.

Wenn jetzt die Trennung erfolgt, dürfte die wahrscheinlichste Variante sein, dass die Stadt das Wonnemar über ihre Eishallen- und Bädertochter selbst betreibt. In den Tagen von Corona in der arg gebeutelten Branche einen Interessenten und (verlässlichen) Betreiber zu finden, dürfte schwierig werden. Zumal eine europaweite Ausschreibung nötig wäre. Am Ende eines solchen Verfahrens in Neu-Ulm stand für das dortige Donaubad vor gut zehn Jahren übrigens die Interspa-Gruppe als Partner. Auch dort folgte dann eine Trennung mit viel öffentlich zerschlagenem Porzellan, als der Badbetreiber den auslaufenden Fünf-Jahres-Vertrag nicht verlängern wollte. Seitdem betreiben die Städte Neu-Ulm und Ulm das Erlebnisbad selbst und es lief (vor Corona) laut Medienberichten wieder rund.

In Ingolstadt würde zunächst der Abschluss der Baustelle als große Aufgabe anstehen. Vor dem Baustopp war der August 2020 als Öffnungsdatum anvisiert worden. "Ziel der Stadt ist weiterhin, das Wonnemar baldmöglichst wieder zu öffnen und die Arbeitsplätze vor Ort zu erhalten", hieß es immer wieder aus dem Rathaus. Gebunden ist man dabei an das renommierte Bauunternehmen MaussBau, das unter anderem schon die zweite Eishalle an der Saturn-Arena mit der Stadt realisierte. Trotz des von (Noch-)Auftraggeber Interspa verkündeten Baustopps waren seitdem regelmäßig Mauss-Beschäftigte am Spaßbad anzutreffen. Dem Vernehmen nach handelte es sich um Vollendungen und Sicherungsarbeiten für Gewerke, die unter einer langen Ruhe leiden und Extrakosten bedeuten würden. Eine entsprechende Anfrage an das Bauunternehmen blieb am Freitag unbeantwortet.

Der aktuelle Baustopp ist schon der zweite, nachdem im vergangenen Herbst die Interspa-Gruppe dem Bauunternehmer fristlos gekündigt hatte. Damals gingen gegenseitige Vorwürfe hin und her, wer denn Schuld an Verzögerungen und Kostensteigerungen habe. Ursprünglich sollte die Donautherme schon vor Weihnachten 2019 eröffnet sein. Die Stadt Ingolstadt sprang im Advent in die Bresche. Der Stadtrat genehmigten den prozentualen Anteil an den 3,8 Millionen Euro Mehrkosten, die unter anderem durch den Verzug und weitere Problem aufgelaufen waren. Dabei hatte das Gremium im Jahr 2018, als die "Attraktivitätssteigerung" des Bades mitgetragen wurde, selbst einen Kostendeckel auferlegt: 9,3 Millionen Euro wollte man insgesamt mittragen, keinen Cent mehr.

Dass nun zum zweiten Mal Steuergeld nachgeschossen werden soll, dürfte einem alten Motto geschuldet sein: Lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende. Oder um im Metier der Freizeitanlagen zu bleiben: Irgendwie muss die Kuh vom Eis.

DK

Christian Rehberger