Ingolstadt
Wer hat's erfunden?

SPD-Stadtrat Böhm ärgert sich über FW-Antrag zum Weinzierl-Gelände

11.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:30 Uhr
Kein schöner erster Eindruck für Radtouristen: das TBI-Betonwerk an der Staustufe. Dass die Freien Wähler jetzt mit einer Forderung an die Öffentlichkeit gehen, die die SPD vor vier Jahren gestellt hat, sorgt für Unmut bei den Genossen. Stadtrat Anton Böhm machte in einem Schreiben seinem Ärger Luft. −Foto: Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) SPD-Stadtrat Anton Böhm ist ein Mann klarer Worte.

Dass er aber in einem Brief an Oberbürgermeister Christian Lösel ein "völliges Versagen" zumindest einer Gruppierung der Ingolstädter Regierungskoalition anprangert, kommt eher selten vor. Anlass für die geharnischten Worte ist ein Antrag der FW-Stadtratsfraktion zum sogenannten Weinzierl-Gelände. Der Koalitionspartner der CSU im Rathaus forderte im Wesentlichen Ähnliches, wie die SPD bereits vor einigen Jahren. "Noch eindeutiger kann man die eigene Ignoranz gegenüber den Vorschlägen anderer Parteien, und seien sie noch so sehr Ausdruck des Bürgerwillens, nicht dokumentieren", ärgert sich Böhm.

Die FW-Fraktion hatte in einer Presseerklärung den "ersten Eindruck", den Radtouristen angesichts des verwahrlosten Geländes mit in die Jahre gekommenen Hallen von der Stadt bekämen, moniert und außergewöhnliche Beherbergungsbetriebe wie ein Baumhotel oder ein Hotel an der Staustufe gefordert (DK berichtete). In ihrem Antrag fordert die FW die Stadtverwaltung auf, eine Reihe von Fragen zu beantworten, etwa, wie sich die Eigentumsverhältnisse auf dem Weinzierl-Gelände darstellen, welche Firmen, Vereine und Institutionen sich dort eingemietet haben und, ob es aktuelle Informationen über eine mögliche Absiedlung des Betonwerks gebe. Außerdem wollten die FW-Stadträte erfahren, welche Möglichkeiten die Verwaltung sehe, die unbefriedigende städtebauliche Situation auf dem Weinzierl-Gelände kurz- und mittelfristig zu verbessern.

Eine Umsiedlung des Weinzierl-Betonwerks an der Staustufe wird schon seit Jahren immer wieder diskutiert. Schon 2010 war bei einer gemeinsamen Sitzung dreier Bezirksausschüsse die Rede davon. Die SPD stellte laut Böhm vor etwa vier Jahren den Antrag, die Firma TBI mittelfristig aus dem Stadtinneren in die Nähe von Kiesweihern umzusiedeln und das Gelände zu überplanen. Die Sozialdemokraten schlugen vor, auf dem Areal einen Natur- und Wassererlebnispark mitten in der Stadt, kombiniert mit hochwertiger Wohnbebauung, ähnlich wie in Dresden auf Stelzen, zu errichten, erinnert sich Böhm. "Eine natürliche Verbindung zum Auwald und Baggersee wäre somit, wie im Donaupark jetzt angedacht, hergestellt gewesen", schreibt er dem Oberbürgermeister. Der Stadtrat habe den Antrag als Prüfantrag einstimmig angenommen. Jetzt will Böhm von Lösel wissen, "wie weit diese Verhandlungen gediehen sind, welches Ergebnis wurde bisher erreicht? "

Böhm spricht in seinem Schreiben, das via Mail auch dem DONAUKURIER zuging, zudem die Seil- oder Schwebebahn als Süd-Nord-Verbindnung über die Donau und eine Fahrradvorzugsroute über die Staustufe an - beides SPD-Vorschläge. Dies gehört laut Böhm zum gleichen Konzept. "Gespannt sehen wir der bis Sommer zugesagten Studie des Fraunhofer-Instituts zu Massenverkehrsmitteln entgegen. "

Sein Brief an den Oberbürgermeister endet nicht ohne Sarkasmus. "Wir erwarten aber, dass genau diese Koalition aus Freien Wählern und CSU eine Untertunnelung der Donau vorantreiben wird, diese aber bitte dann gleich schon vierspurig und nicht wieder im Ingolstädter Klein-Klein. "
 

Ruth Stückle