Ingolstadt
"Vorbild auch für kommende Generationen"

Kunstzentrum Besondere Menschen erhält den ersten Fritz-Böhm-Preis der Ingolstädter SPD

23.02.2020 | Stand 02.12.2020, 11:54 Uhr
Mit 2500 Euro von der SPD und großem Beifall bedacht: Mitglieder des Kunstzentrums Besondere Menschen bei der Verleihung des ersten Fritz-Böhm-Preises am Freitagabend im Koller-Saal. Mit Urkunde: Maria Tietz, Gründerin und Seele des Vereins. Für ihn engagiert sich auch die Schauspielerin Victoria Voss (3.v.r.). Beide bedankten sich gerührt für diese Geste der Wertschätzung. −Foto: Silvester

Ingolstadt - Er war ein furchtloser Betriebsratsvorsitzender, der aufsässige Vorstandsherren von Volkswagen angriffslustig herausforderte, sobald sie seinem Unternehmen, der erfolgreichen Tochter Audi, nicht die berechtigte Bedeutung zuerkannten.

Und wie sich die bemaß, bestimmte er: Fritz Böhm. Oberster Ar-beitnehmervertreter von 1951 bis 1985 - für einen Betriebsrat eine unglaublich lange Amtszeit. Doch Böhm setzte sich nicht nur für seine Kolleginnen und Kollegen ein, nein, er bat sie ab 1977 auch zur Kasse. Immer in der Weihnachtszeit. Die Spenden der Audi-Belegschaft - gut sechsstellig - gelten in den sozial engagierten Vereinen und Institutionen in der Region Ingolstadt als hoch willkommene Bescherung. Es war Böhms Initiative.

Jetzt gibt es eine neue Auszeichnung, die in Böhms Sinn Zivilcourage und Einsatz für soziale Gerechtigkeit würdigt: den mit 2500 Euro dotierten Fritz-Böhm-Preis der Ingolstädter SPD. Am Freitag, einen Tag vor dem 100. Geburtstag des 2013 gestorbenen, unvergessenen Sozialdemokarten, wurde er im Rudolf-Koller-Saal der Volkshochschule das erste Mal vergeben. Er ging an das Ingolstädter Kunstzentrum Besondere Menschen. Dessen Gründerin, die Tänzerin Maria Tietz, und die Schauspielerin Victoria Voss, die sich auch stark im Verein engagiert, nahmen den Böhm-Preis höchst gerührt entgegen.

Mit ihnen freuten sich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsenen mit Behinderung - Besondere Menschen - die über das Kunstzentrum in den Genres Tanz, Theater, Musik oder Malerei Förderung von ehrenamtlich aktiven Profis erfahren. Am Freitag zeigten einige bei der Preisverleihung vor großem Publikum auf der Bühne ihre Kunst.

Die Laudatio hielt OB-Kandidat Christian Scharpf. Böhm habe sich immer mit aller Macht "für sozial Ausgegrenzte eingesetzt". Er bleibe "ein Vorbild auch für kommende Generationen". Mit dem Preis, der alle zwei Jahre vergeben wird, wolle die Ingolstädter SPD "Menschen auszeichnen, die im Geiste Böhms zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen beitragen". So wie das Kunstzentrum Besondere Menschen. Scharpf: "Ich bin begeistert, welch großen Beitrag es für diese Zielsetzung leistet! "

Der SPD-Kreisvorsitzende Christian De Lapuente hat Böhm 2000 als 17-jähriger Juso-Chef kennengelernt. Er beschrieb ihn als "Machtmenschen, der seine Macht immer eingesetzt hat, um die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. " Bei der Verleihung des Böhm-Preises werde es ganz sicher "nie Wahlkampfreden geben". Gesellschaftspolitisch wurde De Lapuente dennoch kurz: die Toten in Hanau. Der mutmaßliche Täter sei "auch durch AfD-Politiker motiviert worden, denn die haben Nazis und Rassisten in ihren Reihen! " Solche Leute "wollen die Gesellschaft spalten". Da kam er wieder auf Böhm: "Er hat immer gegen Ausgrenzung gekämpft. "

sic