Ingolstadt
Versenktes Auto: Spur führt zu Polizistenmördern

Wagen im Zauner-Weiher wurde von Augsburger Schwerverbrechern bei Raubüberfall genutzt

08.07.2020 | Stand 23.09.2023, 12:49 Uhr
Seit 2004 zur Fahndung ausgeschrieben: Der Ford Mondeo wurde mutmaßlich von den Augsburger Polizistenmördern Rudi R. und Raimund M. genutzt. −Foto: Froschmeier

Ingolstadt/Oberstimm - Sensationelle Entwicklung im Falle des am vergangenen Donnerstag im Zauner-Weiher bei Oberstimm gefundenen Autos. Ein Sprecher der Augsburger Staatsanwaltschaft bestätigte am Mittwoch dem DONAUKURIER, dass der Ford Mondeo seit 2004 zur Fahndung ausgeschrieben war, nachdem er im Rahmen eines Raubüberfalls auf ein Augsburger Geldtransportunternehmen gestohlen worden war. Den Überfall hatten die zwei Männer verübt, die 2011 den Augsburger Polizisten Mathias Vieth bei einer Routinekontrolle in der Fuggerstadt erschossen hatten.

Die Täter, die Brüder Rudi R. und Raimund M., wurden in voneinander getrennten Prozessen für den Mord an Vieth und auch für den Raubüberfall zu lebenslanger Haft verurteilt. Rudi R. 2013, da er schon einmal einen Polizisten ermordet hatte, mit zusätzlicher Sicherheitsverwahrung - im Gegensatz zu seinem Bruder. Der besitzt nach seiner Verurteilung 2015 (der Prozess wurde wegen seiner Parkinsonerkrankung abgetrennt) eine theoretische Chance auf Freilassung.

Am vergangenen Donnerstag meldete ein Fischer, der im Zauner-Weiher an der B13 Fische aussetzen wollte, ein Fahrzeugwrack, das im Weiher lag und bei ruhigen und daher klarem Wasser gut zu erkennen war. Die Rettungsmaschinerie lief an - mit Hubschrauber, Feuerwehr, Polizei, Rotem Kreuz und Wasserwacht. Gut zwei Stunden später stand fest: Menschen lagen nicht im Auto. Alles ließ auf ein widerrechtlich entsorgtes Auto schließen.

Die Überraschung folgte am Mittwochnachmittag: Die Ermittlungen zu dem aufgetauchten Auto hat inzwischen die Staatsanwaltschaft Augsburg übernommen - aus gutem Grund. Denn der verschlammte und zu großen Teilen verrostete Ford Mondeo ist nach Angaben eines Sprechers der Staatsanwaltschaft das Auto, das 2004 bei besagtem Raubüberfall gestohlen und als Fluchtfahrzeug verwendet wurde. "Die zwei Taten, also der Mord an dem Polizisten im Jahr 2011 und der Raubüberfall auf die Sicherheitsfirma im Jahr 2004 stehen inhaltlich nicht in Zusammenhang", betont der Sprecher der Staatsanwaltschaft. "Die einzige Verknüpfung, die besteht, ist die Tatsache, dass die Brüder, die den Beamten erschossen haben, auch den Raubüberfall verübt haben." Ob die Verbrecher das Auto darüber hinaus benutzt haben - in welcher Weise auch immer - wissen die Augsburger Ermittler (noch) nicht. Im See versenkt worden war es ohne Kennzeichen. Laut Staatsanwaltschaft Augsburg waren beim Diebstahl des Autos damals Aichacher Kennzeichen montiert.

 

Der Polizistenmord löste seinerzeit Entsetzen und Betroffenheit aus. Am 28. Oktober 2011 wollte der Beamte mit einer Kollegin um 2.50 Uhr in der Früh auf einem Parkplatz im Südosten von Augsburg zwei Männer kontrollieren, die mit einem Motorrad unterwegs waren. Das war - wie sich später herausstellte - in Ingolstadt gestohlen worden. Die Männer flüchteten mit dem Motorrad, stürzten im Augsburger Stadtwald. Als die Polizisten die Verdächtigen stellen wollten, eröffneten diese das Feuer mit einer großkalibrigen Waffe. Der Polizist, der eine schusssichere Weste trug, wurde mehrfach an Hals und Kopf getroffen und starb noch am Tatort, seine Kollegin wurde durch einen Streifschuss nur leicht verletzt. Damals wurde vermutet, die beiden Polizisten hätten die Männer bei der Vorbereitung eines Raubüberfalls gestört. 35 Jahre vor diesem Mord hatte Rudi R. an einer Augsburger Autobahn-Raststätte schon einmal einen Polizisten erschossen. Dafür saß er knapp 20 Jahre im Gefängnis.

Die Spuren der beiden Verbrecher führen also mehrfach nach Ingolstadt. Das Motorrad ist die erste Verbindung. Die Honda CB 500 war aus einem Carport an der Gemmingerstraße im Ortsteil Haunwöhr gestohlen worden. Das Ingolstädter Kennzeichen wurde von den Dieben gegen ein Augsburger ausgetauscht. Die zweite Verbindung ist der Ingolstädter Kriminaldirektor a. D. Karl Häusler, der einst die Augsburger Kriminalpolizei leitete und später ein Kapitel in einem seiner Bücher diesem ersten Polizistenmord von Rudi R. widmete. Dritte Verbindung ist seit vergangenem Donnerstag nun das von den Mördern gestohlene Auto, das im Zauner-Weiher bei Oberstimm gefunden wurde. Häusler hatte im Zusammenhang mit der Veröffentlichung seines Buches im Januar 2012 gesagt: "Die Verbindung nach Ingolstadt ist sehr sonderbar."

DK

 

Oliver Konze