Ingolstadt
Wechselseitiger Austausch

Auf der Glacisbrücke laufen die Sanierungsarbeiten - Spaltabdeckungen werden nach über 20 Jahren erneuert

16.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:10 Uhr
Zwei Spalten verlaufen quer über die Glacisbrücke. Sie gleichen die Bewegungen des Bauwerks bei Temperaturschwankungen aus. Hochbauamtsleiter Wolfgang Pröbstle deutet auf den Schlitz auf der Nordwestseite der Brücke (unten links). Derzeit werden die Abdeckung der Rinnen erneuert (oben). Manche Gummimatten auf den Übergangskonstruktionen sind bereits bis auf das Metall darunter abgefahren (unten rechts). Bei der Gelegenheit wird die Brücke auch gleich gründlich gereinigt. −Foto: Hauser

Ingolstadt - Im Sommer ist der Weg über die Glacisbrücke länger als im Winter. Bis zu zehn Zentimeter dehnt sich das Bauwerk bei hohen Temperaturen aus. Darauf waren die Ingenieure freilich eingestellt, als sie die Konstruktion geplant und im Jahr 1998 schließlich für den Verkehr freigegeben haben.Wie alle großen Brücken, hat auch die Verkehrsverbindung über die Donau zwischen Glacis und Luitpoldpark genügend Spiel, um die jahreszeitliche Bewegung auszugleichen.

Wer etwa von Nordwesten mit dem Auto über die Brücke fährt, merkt, dass es kurz nach der Einmündung zur Schlosslände und noch einmal vor dem Tunnel Richtung Südliche Ringstraße unter den Reifen kurz rumpelt. Rund 28 000 Fahrzeuge überqueren an diesen beiden Stellen jeden Tag die Spalten, die je nach Temperatur einmal breiter oder schmaler sind. Gummibewehrte Stahlplatten decken die Rinnen im Boden ab.

Diese Übergangskonstruktion muss nun erneuert werden. Es ist das erste Mal seit Inbetriebnahme der Brücke. Hundertausende von Autos, Bussen und vor allem Schneepflüge haben in den vergangenen Jahrzehnten ihre Spuren hinterlassen. „An manchen Stellen ist der Gummi ganz abgefahren. Darunter kommt schon das Metall zum Vorschein“, sagt Heribert Pöppel vom Tiefbauamt. „Das kann ein tödliche Gefahr sein. Wenn etwa ein Auto ein Metallteil aufwirbelt und das einen Motorradfahrer trifft . . .“ Oder zumindest könnte es einen Kratzer im Lack eines Autos hinterlassen.

 

Eigentlich hätte der Austausch der Spaltenabdeckungen während der Osterferien vonstatten gehen sollen. Die Verwerfungen während der Corona-Pandemie haben das allerdings verhindert. So war es unter anderem nicht möglich, den nötigen Spezialkleber aus Österreich rechtzeitig nach Ingolstadt zu schaffen. Jetzt ist alles parat und seit Montag werden die schadhaften Teile ausgetauscht. Die dazu notwendige halbseitige Sperrung bereitet die Gelegenheit für weitere Arbeiten. So werden etwa die Wände und die Fluchtwege rechts und links der Fahrbahn mit Hochdruck gereinigt. Auch der Korrosionsschutz wird erneuert. Dazu werden die Metallteile in der Brückenkonstruktion mit einem Sandstrahler gereinigt, Roststellen abgetragen und dann drei neue Schutzschichten aufgetragen. Das alles seien Routinearbeiten, die an einer Brücke nach so langer Zweit erwartungsgemäß anfallen. „Wenn die neuen Teile dann wieder 20 Jahre halten, bin ich zufrieden“, sagt Pöppel.

 

Wegen der Baustelle wird der Verkehr derzeit nur von Nordwesten her über die Glacisbrücke geleitet. Wer aus dem Süden kommt, muss über die Adenauerbrücke ausweichen. Theoretisch hätte man den Verkehr auch in die andere Richtung fließen lassen können. Argumente hätte es für beide Varianten gegeben, sagt Pöppel, die Behinderungen für den Verkehr wären aber wohl in beiden Richtungen die gleichen gewesen – vielleicht nur zu unterschiedlichen Uhrzeiten. Während der Bauarbeiten wird der Verkehr auf der Brücke noch einmal von der rechten auf die linke Fahrspur wechseln müssen, damit auch die zweite Hälfte der Gummimatten ausgebaut und ersetzt werden kann.

Die Sperrung der Glacisbrücke und die damit zusammenhängende Umleitung ist bis zum 5. Juli anberaumt. Wenn alles nach Plan verläuft, und das Wetter mitspielt, könnten die Arbeiten aber auch schon früher abgeschlossen sein. „Die beauftragte Firma hat angekündigt, auch am Samstag und Sonntag voll zu arbeiten“, berichtet Pöppel. Es könnte also sein, dass der Verkehr schon bald wieder in beide Richtungen ohne Einschränkungen fließt – wieder begleitet von zwei kurzen Rumplern bei jeder Überfahrt.