Ingolstadt
Nicht jeder besteht die Geduldsprobe

Teilsperrung der Autobahnanschlussstelle Lenting verschärft Verkehrssituation in der Stadt massiv

18.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:31 Uhr
Stop-and-go in der Theodor-Heuss-Straße: Wer etwa vom Audi-Werk Richtung A 9 muss, kann die Auffahrt Lenting diese Woche nicht nutzen und muss durch die Stadt zur Auffahrt Ingolstadt Nord - so wie viele andere Autofahrer auch. −Foto: Lamprecht

Ingolstadt (DK) Ingolstadt - Autostadt.

Dass Verkehr in Ingolstadt ein Thema und mitunter auch ein Problem ist, das ist nichts Neues. Mit der Sperrung der Autobahnauffahrt Lenting und der damit zusammenhängenden Umleitung, die aktuell auch durch Ingolstadt und seine Ortsteile führt, kam in dieser Woche allerdings ein neues Problem auf die Autofahrer in der Stadt zu. Eines allerdings, das sich letztlich als weniger dramatisch herausstellte als zunächst befürchtet.

"Wir hatten bisher keine Meldungen über Unfälle oder besondere Probleme die mit der Sperrung in Zusammenhang stehen", hieß es von der Verkehrspolizei am Nachmittag auf Anfrage des DONAUKURIER. Eine Aussage, die nicht alle Verkehrsteilnehmer teilen können: "Das ist doch mal wieder der Wahnsinn hier", schimpft etwa Markus Rothschmid, der um kurz nach zehn Richtung Westpark wollte und sich im Stau auf der Römerstraße wiederfand. "Aber in dieser Stadt ist das Chaos auf den Straßen einfach vorprogrammiert. "

Ganz so schlimm empfanden die meisten anderen Verkehrsteilnehmer, die in Autos und zu Fuß unterwegs waren, die Sache allerdings nicht. "Ein bisschen wie bei uns in Moskau", meinte Viktor Iljin schmunzelnd. Mit seinem Dackel an der Leine hatte er sich am späten Vormittag aufgemacht, Einkäufe zu erledigen. Am Nachmittag, so erzählte er, gehe es zu Audi in die Schicht, "aber da fahre ich sowieso mit dem Rad. Das macht anders ja auch an normalen Tagen keinen Spaß. "

Mehr Verkehr als sonst nahm hingegen ein Frau war, die wenig später in Lenting unterwegs war. Sie komme aus Hepberg, und auch da sei schon am frühen Morgen "die Hölle los gewesen. Aber das hilft ja nix. Die Straße muss gemacht werden, und die Autos müssen auch irgendwo fahren", sagte sie verständnisvoll.

Geholfen hätte es ihr ohnehin nichts, denn die Baumaßnahme mit dem klangvollen Namen "Anschlussstelle Lenting in Fahrtrichtung München St 2335; Höhenfreimachung südlich Hepberg - Vollsperrung im Bereich der Anschlussstelle" wird Ingolstadt und die Region voraussichtlich noch bis Freitagmorgen beschäftigen. Dann soll der Grund für die Sperrung, also die Asphaltierungsarbeiten im Bereich der Anschlussstelle, der Staatsstraße und auf einem Teilbereich der A9 in Fahrtrichtung München, abgeschlossen sein. Ein realistischer Zeitplan, wie es von Bauleiter Markus Eberhard heißt.

Zusammen mit einem ganzen Trupp von Bauarbeitern ist er die ganze Woche auf der Staatsstraße beschäftigt. Gestern stand dabei die Asphaltierung der Radstreifen an. "Wir kommen gut voran, aber es ist auch noch einiges zu tun", lautete seine knappe Zusammenfassung der Sachlage.

Große Staus hätte es an den Ende der Baustelle bisher nicht gegeben, befinden auch die Mitarbeiter. Einige uneinsichtige Autofahrer allerdings schon. So auch am späten Vormittag, als sich ein großer, silberner Audi zwischen den Absperrungen seinen Weg bahnte. "Manche wollen's halt net glauben", sagte einer der Arbeiter kopfschüttelnd und machte sich auf den Weg Richtung Fahrzeug, um den Fahrer, der inzwischen merklich irritiert angehalten hatte zu erklären, dass hier im Moment kein Durchkommen ist.

Mit uneinsichtige Autofahrern kennt sich auch Jakob Schuster aus, der an diesem Vormittag mit Urenkel Konstantin auf dem Balkon seiner Hochparterrewohnung in der Richard-Wagner-Straße saß. Gemeinsam gingen der 82-Jährige und sein vierjähriger Urenkel ihrem liebsten Hobby nach: Autos schauen. Zu sehen gab es dabei gestern, so fand Konstantin, "mehr als sonst".

"Ich wohne hier schon gefühlt seit der Steinzeit", erzählt sein Urgroßvater und fügt an, dass hier immer viel Verkehr sei. Gestern war es tatsächlich etwas mehr als sonst und insgesamt sehr viel mehr als früher. "Aber das ist halt mal so, und das wird sich auch nicht mehr ändern", sagt er und betont, dass das Umleitungskonzept wohl ganz gut gelungen sein müsse, "sonst würde es hier nämlich anders zugehen. Und die meisten fahren ja auch mit Hirn. Dann geht das schon mal für ein paar Tage. "

Kaum gesagt, brauste ein Sportwagen mit zwei Reifen auf dem Bürgersteig vorbei. "Darf der das? ", fragte Konstantin merklich irritiert. "Nein", sagte sein Uropa, "aber weißt, manche haben die Vorfahrt halt eingebaut. "

Susanne Lamprecht