Ingolstadt
Der beschwerliche Weg zur Vorrangroute

Mehrere Maßnahmen sollen das Radfahren zwischen Altstadt und Etting via Hindenburgpark beschleunigen

18.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:31 Uhr
  −Foto: Silvester

Ingolstadt (DK) Fahrradfahrerfreundliches Planen war offenbar nicht immer die größte Stärke der Ingolstädter Straßenbauer.

An der Kreuzung Ettinger Straße / Nördliche Ringstraße - also auf der vielbefahrenen Trasse zwischen der Innenstadt und Audi - haben sie einst fast alles richtig gemacht: Es gibt eine Unterführung zur Ettinger Straße. Wer von Süden aus dem Glacis kommend in sie hineinradelt, steht am Nordende allerdings vor einer Treppe.

Einer Treppe! Korrekt mit ei-nem Fußgängerschild gekennzeichnet. Offenbar hat sich hier eine durchgängig befahrbare Unterführung nicht realisieren lassen (ein privates Grundstück grenzt an). Oder die damaligen Planer haben den Radverkehr inkonsequent mitgedacht. Klar, dass kaum jemand sein Rad die Stufen hinunter oder hinauf hievt. Die Massen an Fahrradfahrern, die hier jeden Tag unterwegs sind, überqueren die Kreuzung in aller Regel oberirdisch. Das erfordert geduldiges Warten an der Radfahrerampel. Gestern Nachmittag dauerte dort eine Grünphase zum Beispiel acht Sekunden, eine Rotphase fast 1 Minute 20. Vorrang für Fahrradfahrer kann man das wirklich nicht nennen.

Im 2016 beschlossenen Mobilitätskonzept der Stadt Ingolstadt "sind Vorrangrouten wesentliche Elemente", schreibt die Stadtverwaltung. Deshalb soll auch auf der erwähnten Trasse zwischen der Altstadt und dem Kreisverkehr nördlich Ettings - via Auf der Schanz, Hindenburgpark, Ettinger Straße und Kipfenberger Straße - einiges verbessert werden, um die Strecke für Radfahrer attraktiver zu machen. Die geplanten Maßnahmen auf der - so die offizielle Benennung - "Radverkehr-Vorrangroute 10 (Nordwestspeiche)" sind heute Thema im Stadtentwicklungsausschuss; die Sitzung beginnt um 16 Uhr im Neuen Rathaus.

Wie beliebt, da praktisch diese Nord-Süd-Verbindung über den Hindenburgpark (am Hubschrauberlandeplatz vorbei) ist, spürte man, als der kurze Abschnitt zwischen dem Wasserwirtschaftsamt und der Schule Auf der Schanz wegen des Baus einer Turnhalle fast dreieinhalb Jahre lang gesperrt war. Seit Juni ist der Weg wieder freigegeben. Er soll ein "gemeinsamer Fuß- und Radweg" bleiben, weil er zu schmal sei, um wegen des hohen Fußgängeraufkommens (vor allem viele Grundschüler nutzen ihn) einen separaten Gehweg abzutrennen, wie die Verwaltung mitteilt.

Der Radweg an der Einmündung zur Straße Auf der Schanz soll auf einer Länge von 15 Metern von ca. 2,50 Metern auf drei Meter verbreitert werden, "damit ein sicherer Begegnungsverkehr zwischen den Radfahrern stattfinden kann".

Überquert man dann in Richtung Norden den Zebrastreifen (die Radfahrer steigen natürlich ab, so wie es sich gehört! ), steht man an der früheren Zweigstelle des Eichstätter Landratsamts vor der nächsten Anti-Vorrang-Vorrichtung: Eine Umlaufsperre, wie die beiden leicht versetzten, rot-weißen, schrankenartigen, schwenkbaren Metallhindernisse im Fachjargon heißen. Sie sollen verschwinden, weil sie "für Fahrräder mit Anhänger und Lastenräder nicht optimal befahrbar sind". Der Fußgängerüberweg werde im Zuge des Neubaus für die FOS auf dem Grund der Emmi-Böck-Schule (am Tor zum Hindenburg-Park im Glacis) samt der Bushaltestelle ein Stück nach Süden verschoben. Damit soll eine Entzerrung der Fußgänger- und Radlerströme erreicht werden.

Entlang der Ettinger Straße sind ebenfalls Verbesserungen für Radfahrer vorgesehen, etwa ein rot eingefärbter Radwegabschnitt im Bereich Lehárstraße oder das Anbringen eines Trixispiegels (zum Sichtbarmachen des Toten Winkels) an der Einmündung zur Furtwänglerstraße. Mittelfristig sollen die Beläge der Radwege saniert werden.

Auf der Kipfenberger Straße ist schon was geschehen: An der Einmündung des Kammühlwiesenwegs wurden zwei Querungshilfen gebaut. Um für die Radfahrer und Fußgänger die Wartezeit beim Überqueren zu verkürzen, ist an der Südseite eine Ampel mit Taste (Bedarfsampel) vorgesehen. Die Anlage "muss aber mit dem Hauptknoten an der Technischen Entwicklung von Audi koordiniert werden, was zu längeren Wartezeiten für die Radfahrer führen kann", sagt die Verwaltung. Und kündigt an: "In Teilbereichen werden die Radwegeoberflächen mittelfristig saniert. "

Weiter geht es auf der"Nordwestspeiche": Innerhalb von Etting können wegen der zu geringen Fahrbahnbreiten "leider keine Radverkehrsanlagen" re-alisiert werden, teilt das Tiefbauamt mit. Der Radverkehr könne aber über die Faberstraße und die Zehentstraße geführt werden. Für die Radler bestehe "nicht die Verpflichtung, diese Route zu benutzen, aber es wird über diese Trassenführung ein Angebot einer sicheren
Alternativroute zur Hauptverkehrsstraße (Kipfenberger Straße) ermöglicht". Das Ausweisen einer Fahrradstraße in diesem Bereich könnte erfolgen, "wenn diese Route vermehrt von Radlern genutzt würde", heißt es in der Beschlussvorlage.

Das Tiefbauamt hat sich auch den Kreisverkehr nördlich von Etting genau angeschaut. Und merkt an: Radfahrer würden häufig die Querung über die IN5 an der Ostseite des Kreisverkehrs kritisieren, "weil die aus dem Kreisverkehr ausfahrenden Kfz zu hohe Geschwindigkeiten fahren, und die querenden Radfahrer, insbesondere bei Dunkelheit, gefährden". Daher werde bereits heuer im Südostsektor und bis zur Stadtgrenze "eine ergänzende Solarbeleuchtung errichtet". Die Straßenbeleuchtung an der Ostseite der Kipfenberger Straße in Richtung Kreisverkehr soll ebenfalls ergänzt werden.

Für diese Maßnahmen sollen 38000 Euro aus dem Haushalt 2020 bereitgestellt werden.
 

Christian Silvester