Ingolstadt
Untergetaucht

18.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:17 Uhr
  −Foto: Hauser

Ingolstadt - Eine Unterwasserwelt im Schwarzlicht zeigt ein Kinder- und Jugendkunstprojekt in der Harderbastei - wegen des Coronavirus müssen die Tiefseetiere nun noch eine Weile auf Besucher warten.

 

Ingolstadt - Fische mit dicken Lippen, mit Kulleraugen, mit angeklebten Wimpern, mit Stacheln und Hörnern. Sie schweben neben Quallen, Robben, Meerjungfrauen, Kraken und einer riesigen Muräne. In knalligen Farben leuchten sie zu Hunderten aus dem Dunkel des lang gezogenen Ausstellungsraums in der Ingolstädter Harderbastei.

Die Leiterin der Kunstschule Kunst- und Kulturbastei, Beate Diao, hat eine Schwarzlicht-Ausstellung zum Thema "Versunkene Räume - Schwarzlicht Unterwasserwelt" organisiert: Kinder aus über 40 Schulen und Kindergärten aus der Region und ganz Bayern haben die Meerestiere gebastelt. Anfang des vergangenen Jahres hatte es dazu einen Aufruf gegeben. Am kommenden Sonntag, 22. März, - am Weltwassertag - hätte die Ausstellung eröffnet werden sollen.

 

Wegen des Coronavirus muss die Ausstellung nun erst einmal eine ohne Besucher bleiben. Beate Diao hatte zunächst noch auf ihren wie sie ihn nennt "Plan C wie Corona" gehofft: nicht mehr als 15 Leute auf einmal sollten sich im Raum aufhalten. Nun ist aufgrund der aktuellen Lage in Bayern auch dieser Plan hinfällig. Wenn die Verbreitungsgeschwindigkeit des Virus abflaut und größere Versammlungen wieder möglich sind, sollen die Kinder ihr Kunstwerk auch endlich zu Gesicht bekommen, sagt Beate Diao.

Das Schöne an solchen Großprojekten sei, dass jedes Kind einen kleinen Teil zum Gesamtkonzept beitragen kann. In manchen Schulen konnten die jungen Künstler den Effekt, den ihre Tiefseetiere im Schwarzlicht einmal haben werden, schon vorab sehen, zum Teil gab es kleine Ausstellungen. "Aber richtig zur Geltung kommt die Unterwasserwelt erst geballt, als ganzes Kunstwerk", sagt Diao. Durch den Effekt des Schwarzlichts tritt das handwerkliche Geschick in der Hintergrund, denn: "Alle Fische leuchten gleich." Diao arbeitet gerne mit Kindern und Jugendlichen an Kunstprojekten wie diesen. Schon 2011 hat sie unter dem Titel "Galaktisch" eine Schwarzlicht-Ausstellung über das Weltall konzipiert. Sie sagt: "Es ist schön, dass Kinder so unvoreingenommen an die Kunst herangehen. Sie sind dabei viel fantasievoller als Erwachsene, trauen sich mehr." Die Kinder haben ein Grundset mit Schwarzlichtfarben bekommen, das die Schulen und Kindergärten zum Teil aufgestockt haben. Die Aufgabe lautete, eine eigene Unterwasserwelt zu kreieren. Dabei war der Fantasie der Kinder keine Grenze gesetzt. "Es ist immer eine Überraschung, was dabei herauskommt", sagt Diao. Manchmal bringen Schulen und Kindergärten ganz viele Stücke, manchmal auch nur eines. Diesmal hat eine Gruppe seinen riesigen Papp-Fisch sogar mit dem Anhänger in die Bastei gebracht.

 

Viele Schulen und Kindergärten sind tiefer eingestiegen, haben sich auch mit dem Schutz der Meere auseinandergesetzt. Einige Fische sind aus Recycling-Materialien gebastelt, in Netzen gefangen, haben Plastik in ihren Mäulern oder rufen mit einem SOS-Schild um Hilfe. "Dass die Kinder die Umweltthematik so aufgegriffen haben, finde ich toll", sagt Diao. Der Montessori -Kindergarten Manching hat einen Fisch gebastelt, der das Problem pragmatisch angeht: Er sammelt mit Greifarmen Müll, schluckt den Abfall und verwandelt ihn im Magen zu einer "Medizin" für Fische.

Eine Woche lang hat Beate Diao die Exponate in der Bastei aufgehängt. Sie hatte dabei Hilfe von ihren Schwestern. Die Kunst- und Kultur-Bastei organisiert sich durch ehrenamtliche Arbeit. Auch Sand für die Ausstellung hat Beate Diao geschenkt bekommen und mit Helfern in die Räume geschippt.

 

Der Ausstellungsraum ist ein Nebenraum der Galerie: Zum ersten Mal konnte dieser Teil der Festung als Ausstellungsraum genutzt werden - nicht ohne Komplikationen, erzählt Diao. Viele Sicherheitsauflagen mussten erst einmal gewährleistet, der Raum begehbar gemacht werden. Löcher im Boden sind gestopft worden, eine Notbeleuchtung wurde installiert. Die Räume sind unbeheizt und noch etwas feucht. Drei Fische sind deshalb schon von der Aufhängung gerutscht, Beate Diao muss sich nun flicken.

Nach der Ausstellung sollen die Räume weiter belebt werden, sagt Diao. "Es wäre optimal, die Kunstschule hierher zu verlegen." So würde sich der Platz für die Schüler fast verdoppeln, mehrere Kurse passten nebeneinander. Bis es soweit ist, müsse aber noch einiges getan werden, zum Beispiel müsste eine Heizung installiert werden.

 

Damit die Kinder und andere Besucher die Ausstellung in den neuen Räumen trotzdem schon vorab sehen können, soll sie nun mit einer 360-Grad-Kamera gefilmt werden und ab kommender Woche auf der Webseite der Bastei virtuell begehbar sein. So können die Kinder schon jetzt nach ihren Fischen suchen.

DK

 

Laura Csapó