Ingolstadt
Tasse mit Grimasse

Auf der Herbstkunstmeile gab es Traditionelles und Modernes zu sehen

09.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:01 Uhr
Schon um die Mittagszeit schlenderten viele Besucher über den Markt in der Ludwigstraße. Gekauft wurde zunächst verhalten. −Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Auf einem Kunst- und Handwerkermarkt sind für gewöhnlich eher traditionelle Formen handwerklicher und künstlerischer Techniken zu bewundern. Dass diese sich mitunter in eine spannende Symbiose mit jungen, zeitgemäßen Stilen begeben können, war auf der Herbstkunstmeile am Sonntag in der Fußgängerzone zu sehen.

Wer also neben dem Rechenmacher und dem Goaßlschnalzer - beides typische Repräsentanten alter handwerklicher Tradition auf Märkten wie diesem - klassisches Kunsthandwerk mit modernen Einflüssen erleben wollte, der hatte am Stand von Sara Noglik die Wahl zwischen Tellern mit Tattoos und Tassen mit Grimassen. Die junge Frau aus Memmingen ist gelernte Keramikerin, hat sich im Allgäu ausbilden lassen und betreibt seit einigen Jahren ein Atelier mit Werkstatt im Allgäu.

Mit ihren originellen gebrannten Kreationen möchte sie vor allem eines: "Junge Leute wieder mehr für Keramik begeistern", sagt sie. Deshalb sind auf ihren Tellern und Frühstücksbrettern auch keine Blumenmotive zu finden, sondern angesagte Tattoo-Motive wie Lamas oder Walfische. Doch auch die Formen ihrer Gefäße heben sich angenehm vom ansonsten Gewohnten ab. Da gibt es ovale Becher und dreieckige Schüsseln. "Als Sonderauftrag habe ich sogar einmal ein Waschbecken in Hirschform angefertigt", erzählt sie.

Begeistert von den vielen Angeboten auf dem Markt ist auch Sibylle Gazdag aus Hitzhofen. "Mir gefallen solche Märkte gut. Hier gibt es Individuelles und keine Massenware", sagt sie. Außerdem wolle sie mit ihren Besuchen die Händler unterstützen. "Ich komme deshalb bei jedem Wetter." Gekauft hat sich Gazdag heute einen Herzanhänger aus Olivenbaumholz.

Holz scheint aktuell ohnehin ein beliebter Rohstoff für kunsthandwerkliche Gegenstände zu sein. Manuel aus Nürnberg fertigt aus edlem Gehölz Kochlöffel, kleine Löffel, Kellen, Schüsseln und Körbe an. Margit Schramm aus Kipfenberg verwendet für ihre dekorativen Kreationen Kirsche, Wacholder, Buche und Nussbaum, wie sie erzählt. "Es ist viel los, aber ich hatte bisher noch keine Käufer. Ich hoffe, das ändert sich noch", sagt die gelernte Holzbildhauerin kurz nach der Mittagszeit.

Veranstalter Sigi Glöckl glaubt indes an den Markt, der seine dritte Auflage erlebt. "Das Wetter passt, der Tag des offenen Denkmals bringt die Menschen in die Stadt, wenn jetzt nichts geht, dann liegt das nicht mehr in meiner Verantwortung", sagt er. Etwas mehr als 40 Aussteller und ihre Angebote habe er diesmal nach Ingolstadt gebracht. Darunter Hausgemachtes aus Obst und Gemüse, Schmuck-, Mosaik- und Glasarbeiten sowie Tonarbeiten, Bilder in Spachteltechnik, Holzstifte und bunte Knöpfe.

Eingeladen hat Glöckl zudem eine türkische Familie, die seit einem halben Jahr in Ingolstadt lebt und zurzeit auf ihr Asylverfahren wartet. Sie bietet hübsche Kinderpuppen an, die in feiner, hochwertiger Häkelarbeit entstanden sind. "Für uns ist das ein Hobby, das wir den Leuten hier gerne vorstellen möchten", sagt der Mann. Die Besucher danken es mit viel Aufmerksamkeit und dem einen oder anderen Kauf.

Michael Brandl