Tango im Rollstuhl

Maria Nieves Tietze zeigt im Stadttheater ein Tanzprojekt mit Kindern des Caritaszentrums St. Vinzenz

27.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:06 Uhr

Jeden Freitag unterrichtet Maria Nieves Tietze behinderte Kinder im Caritaszentrum St. Vinzenz. Am 5. Juni zeigen 40 Kinder und Jugendliche ihr Tanzprojekt im Kleinen Haus - Foto: Füßler

Ingolstadt (aw) Sie wird Tango tanzen mit Jeremy und fliegen mit Katharina – obwohl beide im Rollstuhl sitzen. „Liebe ist in dir“ heißt das Tanzprojekt von Maria Nieves Tietze, das sie mit 40 „besonderen“ Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen acht und 14 Jahren am Mittwoch, 5. Juni, um 18 Uhr im Kleinen Haus des Stadttheaters Ingolstadt zeigen wird. Und noch einmal – in einer abgespeckten Version – während des Jugendkulturfestivals „Tumult“ am 13. Juli im Museum für Konkrete Kunst.

Seit drei Jahren arbeitet die argentinische Schauspielerin und Tänzerin mit behinderten Kindern im Caritaszentrum St. Vinzenz. Jeden Freitag unterrichtet sie fünf Gruppen mit unterschiedlichen geistigen und/oder körperlichen Behinderungen im kreativen Tanz. Eine Arbeit, die nicht nur den Kindern, sondern auch ihr selbst viel bedeutet, ihr Kraft gibt, sie erfüllt. „Ich wachse daran“, sagt Maria Nieves Tietze. Auch wenn es ihr weniger um die therapeutische als um die künstlerische Seite geht – die Kinder machen Fortschritte, lernen Unglaubliches über diese spezielle Art der Kommunikation. Sie arbeitet in kleinen Gruppen – aber individuell mit jedem Kind. Und weil sie jedes Kind sehr genau kennt, kann sie jedes Kind nach seinem Können fordern und fördern. Gemeinsam mit den Kindern hat sie eine Vorstellung erarbeitet, die sie schon viermal im geschützten Raum der Turnhalle von St. Vinzenz vorgeführt hat, und die sie nun auch öffentlich in der Stadt zeigen will.

Denn auch das ist ein Anliegen von Maria Nieves Tietze: Integration. Eigentlich sucht sie einen öffentlichen Raum, in dem sie mit „ihren“ Kindern neue Projekte entwickeln kann, wo diese vielleicht Gesangs- oder Kunstunterricht bekommen könnten, wo Musik oder Akrobatik angeboten werden könnte. Eine Art „Kunstschule“, wo sich Menschen mit und ohne Behinderung treffen könnten. Die öffentlichen Auftritte versteht die Künstlerin als erste Schritte in diese Richtung.

Ein weiterer Schritt wird der Dokumentarfilm sein, den Stefano Di Buduo über ihre Arbeit dreht. Und: Es gibt schon ein neues Projekt – den „Circo Lunar“ (Mondzirkus). In Anlehnung an den „Cirque du Soleil“ möchte Maria Nieves Tietze gemeinsam mit einer argentinischen Akrobatin mit den Kindern von St. Vinzenz trainieren. „Ich möchte, dass die Kinder nicht nur auf dem Boden arbeiten, sondern eine neue Ebene kennenlernen und eine andere Art von Bewegung entdecken.“

Das Tanzprojekt „Liebe ist in dir“ wird am 5. Juni um 18 Uhr im Kleinen Haus des Stadttheaters aufgeführt. Der Eintritt ist frei.