Vohburg
Sie geben immer noch zusammen Gas

Die Brüder Benedikt und Sebastian Neuberger fahren Roller-Rennen - nach unterschiedlich langer Pause

28.01.2022 | Stand 02.02.2022, 3:34 Uhr
In rasanter Kurvenfahrt: Sebastian Neuberger fährt inzwischen wieder Rennen auf einer speziellen Vespa. −Foto: Privat

Vohburg - Irgendwann war mal Pause, aber nur kurz. Und eigentlich verletzungsbedingt. Benedikt Neuberger gibt seit vielen Jahren Gas auf seiner Vespa. Früher war er mit seinem Bruder auf den Rennstrecken unterwegs. Die zwei Vohburger fuhren vor knapp 15 Jahren gemeinsam Roller-Rennen. Doch während Benedikt Neuberger (38) - bis auf die kurze Auszeit - immer am Gas hing, legte Sebastian Neuberger (39) eine längere Pause ein.

"Ich weiß gar nicht, wie lange ich pausiert habe", sagt Sebastian Neuberger. "Ziemlich lange, vielleicht waren es zehn Jahre." Der Fluggeräte-Elektroniker kam vor ein paar Jahren zurück. "Meine Frau hat mir damals ermöglicht, wieder mal ein Rennen zu fahren." Dank einer Wildcard (Teilnahme auch ohne direkte Qualifikation) durfte er mitfahren, kam wieder auf den Geschmack und blieb dabei.

"Ich gebe mir schon Mühe,vorne mitzufahren"

Bei den Neubergers, verheiratet, Väter und berufstätig, wurde eines Tages die Zeit für das Hobby knapp. "Der Kopf macht irgendwie nicht mehr so mit wie früher", gibt Benedikt Neuberger zu. "Früher gab es scheinbar keine Gefahr. Heute ist das anders." Der Schreinermeister, der inzwischen den elterlichen Betrieb in Vohburg übernommen hat, denkt an so manche Verletzung in jüngerer Zeit: Wadenbein- und Sprunggelenks-Bruch, ausgekugelte Schulter und noch die ein oder andere kleinere Fraktur. Der Spaß blieb aber immer erhalten. Also fuhr er weiter Rennen. Sein Bruder tut es nun auch wieder - sogar in der gleichen Klasse. "Unfall, Verletzungen, berufliche Weiterbildungen - eigentlich hatte ich mein Hobby aufgegeben", sagt Sebastian Neuberger, inzwischen in Ingolstadt zuhause.

Beide sind bald 40: "Ich bin aber noch lange nicht soweit, dass ich die Lust an solchen Roller-Rennen verloren habe", sagt Benedikt Neuberger. Aber er sagt auch: "Wenn du Familie hast, dazu noch die Verantwortung für die Firma, denkst du schon mehr nach." Das bestätigt sein Bruder: "Die Familie fährt immer mit." Und was sagt Benedikt Neubergers Frau zum Hobby ihres Mannes? "Sie hat auch Spaß dabei, sie und die Kinder sind bei Rennen gerne dabei."

Auch wenn Benedikt Neuberger betont, "die Platzierung ist zweitrangig", freut er sich über Erfolge: "Ich will natürlich nicht nur hinterherfahren. Ich gebe mir schon Mühe, vorne mitzumischen." Der Sieg bei einem 24-Stunden-Rennen für Scooter in Spanien (mit fünf anderen Fahrern) hat 2015 gezeigt: Er kann es noch. Sebastian Neuberger ordnet sich im Mittelfeld ein. "Ich bin nicht mehr der, der ganz vorne mitfahren muss."

Die Neubergers fahren heuer in der Klasse K5. Nach Anfangsschwierigkeiten gab es laut Benedikt Neuberger bei zwei Rennen einen Ausfall und eine Ziel-Ankunft. "Die K5 ist eine langsamere Klasse", sagt der Vohburger. "Sie ist noch mehr gedrosselt, war als Einsteigerklasse gedacht." Ist es also ein Abstieg von der K4 in die K5, ist die K5 eine AH-Klasse? "Nein, sie lässt sich schön fahren. Jeder will die K5 fahren." Sebastian Neuberger fährt zudem noch in der Pitbike-Klasse: "Das sind kleine Supermotos", erklärt er. Ein Vorteil: Er kann auch im Winter fahren, denn auf der Ingolstädter Indoor-Kartbahn kann man mit diesen Zweirädern Gas geben.

In der K4 lag der Topspeed bei gut 120. Benedikt Neuberger: "Im Vergleich zu der Vespa beim 24-Stunden-Rennen ist das schon fast langweilig." Warum? "Bei den 24 Stunden sind wir schon mit 140, 150 unterwegs." Mit einem Rahmen, der eigentlich für die Serie und deutlich geringere Geschwindigkeiten konzipiert ist. Denn der Rahmen ist in der European Scooter Challenge vorgeschrieben. In diesem Wettbewerb muss es nicht zwingend eine Vespa sein, aber wegen der Vorgabe verschiedener Bauteile (zum Beispiel 10-Zoll-Räder) "kommen praktisch nur Vespa in Frage."

Der finanzielle Einsatz ist - im Vergleich zu fast allen anderen Motorsport-Serien - überschaubar. "Eine Vespa für die K5 kostet samt Umbauten an Chassis, Bremsen und Fahrwerk rund 3000 Euro." Dagegen war die K4 mit 5000 Euro Basis-Investition "richtig teuer". Dazu kommen pro Rennen immer ein Satz Reifen, Sprit - "und das, was kaputt geht". Es sei immerhin alte Technik, und Bauteile wie Schaltung oder Kupplung verschleißen im Renneinsatz eben.Diese Renn-Vespa hat statt ein paar PS schnell mal 25.

"Training wäre wichtig,aber ich habe keine Zeit"

Übrigens: Den Scooter für die K5 kann man auch auf der Straße fahren: "Alle Teile müssen eingetragen werden." Größtenteils macht Benedikt Neuberger an seiner Vespa alles selber. "Im vergangenen Jahr ist mir aber die Zeit ausgegangen. Da hat ein Spezl den Motor gemacht." Auch in diesem Jahr geht die Jagd nach vorderen Platzierungen weiter. Fünf Rennen, dazu das ein oder andere Langstrecken-Spektakel sollen es werden. "Der Terminkalender steht fast. Es geht nun wohl nur darum, welche Corona-Beschränkungen wann und in welchen Ländern gelten." Interessante Rennen finden nämlich nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Polen oder Tschechien statt. Und wann wird trainiert? "Dazu habe ich keine Zeit", gibt Benedikt Neuberger zu. "Dabei wäre es schon notwendig."

DK